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Sachsen-Anhalt Bombenbauer aus Halle verlässt Gericht trotz Haftstrafe als freier Mann
Ein Bombenbauer aus Halle ist vom Landgericht Halle zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt worden. Dem 37-Jährigen konnte dabei allerdings nicht nachgewiesen werden, eine schwere Gewalttat vorbereitet zu haben. Weil die Zeit in U-Haft angerechnet wird, muss der Mann nicht erneut ins Gefängnis.
- Ein 37-Jähriger ist vom Landgericht Halle zu einem Jahr Haft verurteilt worden.
- Die Staatsanwaltschaft hatte dem Mann vorgeworfen, eine Bombe gebaut und einen rassistisch motivierten Anschlag geplant zu haben.
- In seiner Wohnung soll der Angeklagte einen selbstgefertigten Sprengsatz aufbewahrt haben.
Im Prozess gegen einen 37-Jährigen aus Halle, dem der Bau einer Bombe sowie Anschlagspläne vorgeworfen worden waren, hat das Landgericht eine Haftstrafe von einem Jahr verhängt. Er wurde wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten und die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie Verstoß gegen das Waffengesetz und das Sprengstoffgesetz verurteilt.
Die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat sah das Landgericht allerdings nicht als erwiesen an. Dass er eine Bombe gebaut habe, die Menschen töten sollte, konnte demnach nicht nachgewiesen werden. Der Vorsitzende Richter am Landgericht Halle sagte über den Angeklagten, er habe zwar abartige Sachen gemacht, wie eine tote Taube mit einem Böller in die Luft gesprengt – aber ein Terrorist, der einen Anschlag verüben wolle, würde die Böller nicht verschwenden.
Zeit in U-Haft wird angerechnet
Nach der Urteilsverkündung konnte der Mann am Dienstag nach Hause gehen. Hintergrund ist, dass ihm zehn Monate in Untersuchungshaft auf die Haftstrafe angerechnet werden. Der Rest der Strafe und somit auch der Haftbefehl wurden aufgehoben. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich am Dienstag noch nicht dazu, ob sie Revision einlegen wird.
Dem 37 Jahre alten Mann aus Halle war vorgeworfen worden, im April 2024 eine Bombe gebaut und damit einen Anschlag geplant zu haben – laut Anklage aus rassistischen Motiven. Außerdem stand er wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag eine Haftstrafe von vier Jahren und zwei Monaten gefordert, die Verteidigung hielt eine Freiheitsstrafe von einem Jahr für angemessen.
37-Jähriger bestritt Anschlagspläne
Der nun Verurteilte hatte die Anschlagspläne während des Prozesses mehrfach bestritten. Er sei kein Rechtsextremist und habe mit der selbstgebauten Bombe niemanden töten wollen. Die Bombe bezeichnete er als "Kunstobjekt".
In seiner Wohnung seien "sehr starke, rechtsradikale, rassistische Inhalte" gefunden worden, sagte der Richter. Die Kammer sei demnach "sehr entsetzt" von dem menschenverachtenden Inhalt gewesen. Jedoch sei der gefundene Sprengsatz in der Wohnung des Mannes keine Kofferbombe gewesen. Es sei ein Koffer mit einem Böller gewesen, jedoch von vornherein nicht geeignet einen Menschen zu töten, so der Richter. Ein Gutachter hatte es im Laufe des Prozesses ähnlich dargestellt.
Im Video sehen Sie den Bericht vom Auftakt des Prozesses Anfang Januar.
Bombe in Wohnung in Halle entdeckt
An einem Vormittag im April 2024 soll der Angeklagte aus seinem weit geöffneten Wohnungsfenster einen Passanten rassistisch beleidigt und mit einem Softair-Sturmgewehr bedroht haben. Zweimal soll er dem Mann laut zugerufen haben: "Ich mach' euch platt!" Am Tag des Geschehens wurden bei dem Mann 2,5 Promille gemessen.
Passanten hätten SS-Runen an einer der Wände der Wohnung erkannt. Laut Staatsanwaltschaft nahm der 37-Jährige billigend in Kauf, dass die Bemalungen bemerkbar wären. Der Sprengsatz wurde bei einer großangelegten Durchsuchung sichergestellt.
In der Wohnung wurden neben den Runen weitere nationalsozialistische Symbole gefunden. Es sei nicht nur rassistisch und menschenverachtend, sondern auch unreflektiert, die Nazi-Zeit auf ein Podest zu stellen, sagte der Richter am Ende des Prozesses. Er riet dem Mann dringend, zumindest die von der Straße aus sichtbaren SS-Runen zu entfernen.
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Bei einer Wohnungsdurchsuchung im April 2024 fand die Polizei unter anderem eine Splitterbombe. (Archivbild)
Mann war vorbestraft
Der Mann war laut Staatsanwaltschaft wegen diverser Taten vorbestraft, vor allem wegen Vermögens- und Gewaltdelikten. Der Fall des 37-Jährigen, der in Boulevard-Medien als "Bomben-Rüdi" bezeichnet wurde, hatte bundesweit auf Aufsehen gesorgt.
MDR (Marc Weyrich, Cornelia Winkler, Anne Gehn-Zeller, Christoph Dziedo, Stephan Bringezu, Sebastian Gall, Kalina Bunk, Attila Dabrowski, Daniel Salpius, Felix Fahnert), dpa | Erstmals veröffentlicht am 07.01.2025