DDR Schnellzug Halberstadt

Sachsen-Anhalt Restaurierter DDR-Schnellzug begeistert Eisenbahn-Fans in Halberstadt: "Das ist ein bisschen Magie"

Stand: 22.06.2025 10:33 Uhr

Tausende Eisenbahn-Enthusiasten bestaunen beim Tag der offenen Tür der Verkehrs Industrie Systeme GmbH in Halberstadt vor allem einen Star: den restaurierten DDR-Schnellzug VT18.16. Auch jüngere Besucher sind begeistert – und nehmen eine weite Anreise in Kauf.

Von Swen Wudtke, MDR SACHSEN-ANHALT

Elegant steht er da – mit seinen markanten kaminroten und cremefarbenen Linien. Zum ersten Mal seit seiner dreijährigen Sanierung zeigt sich der einstige DDR-Schnellzug VT18.16 im Verbund mit zwei Triebköpfen vorne und hinten sowie zwei Mittelwagen. Wobei: vorne ist auch hinten bei diesem Zug-Palindrom.

Angelika und Jürgen Apel aus Aschersleben haben den Zug durchwandert und sind begeistert. "Die Faszination ist die Wiederentdeckung der damaligen Zeit mit Originalfarben und Originalstoffen", schwärmt Angelika. Und ihr Mann fügt hinzu: "Die kleinen Schildchen 'Bitte nicht hinauslehnen' oder 'Bitte nicht öffnen während der Fahrt', das sind Details im Zug, die tadellos rekonstruiert wurden."

Die Faszination ist die Wiederentdeckung der damaligen Zeit mit Originalfarben und Originalstoffen. Angelika Apel, Besucherin beim Tag der offenen Tür |
DDR Schnellzug Halberstadt

Angelika und Jürgen Apel zeigten sich begeistert vom restaurierten DDR-Schnellzug.

Tausende Zug-Fans beim Tag der offenen Tür

Die Verkehrs Industrie Systeme GmbH (VIS) will zeigen, was sie als Bahnspezialist so draufhat. Denn: Allerlei, was auf Schienen rollt, wird seit 1843 in Halberstadt gebaut und instandgesetzt – zu DDR-Zeiten als Reichsbahnausbesserungswerk, heute ist es eben die VIS.

Zum Tag der offenen Tür haben ihr tausende Interessierte buchstäblich die Bude eingerannt. Gleich vorne am Eingang auf das riesige Werksgelände stehen einige Rheingold-Wagen, die als Orient-Express unterwegs waren. Ziemlich runtergekommen und noch nicht aufgearbeitet, ziehen sie doch viele Neugierige an. Auch Ilka Heider aus Hüttenrode hat einen Blick hineingeworfen und meint: "Das ist ein bisschen Magie, einfach eine andere Welt, in die man eintaucht. Einfach ein bisschen Luxus, einfach ein bisschen Nostalgie." Wenn das mal wieder instandgesetzt und aufpoliert würde, um damit Sonderfahrten zu unternehmen, das wäre ganz nach dem Geschmack von Ilka Heider.

Das ist ein bisschen Magie, einfach eine andere Welt, in die man eintaucht. Ilka Heider, Besucherin beim Tag der offenen Tür |
DDR Schnellzug Halberstadt, Ilka Heider und Jörg Keßler

Ilka Heider und Jörg Keßler aus Hüttenrode waren begeistert von dem DDR-Schnellzug.

"Einmal Waggonbauer, immer Waggonbauer"

Ihr Begleiter, Jörg Keßler, ist Hobby-Eisenbahner und widmet sich der Rübelandbahn. Hier in Halberstadt trifft er viele Weggefährten und Gleichgesinnte und staunt über das, was all die freiwilligen Ehrenamtler aus dem einstigen DDR-Schnellzug gemacht haben. "Da ziehe ich meinen Hut", sagt Keßler. Und er wünsche dem alten, neuen Zug allzeit gute Fahrt.

Besagten Hut zieht Jörg Keßler also auch vor Harald Bohm. Bohm ist gebürtiger Görlitzer, gelernt hat er im Waggonbau Görlitz, wo der Zug gebaut wurde. Inzwischen lebt er in Halberstadt, wo er ehrenamtlich mit seinen Vereinskollegen dem SVT wieder Leben eingehaucht hat. "Irgendwie schließt sich heute ein Kreis", meint Harald Bohm. Und er fügt hinzu: "Einmal Waggonbauer, immer Waggonbauer." Ihn fasziniere die Arbeit als gelebte Geschichte: "Wir finden es schön, dass so etwas erhalten bleibt und nicht einfach ins Museum oder in die Presse wandert."

Wir finden es schön, dass so etwas erhalten bleibt. Harald Bohm, Ehrenamtlicher bei der Restaurierung des DDR-Schnellzuges |
DDR Schnellzug Halberstadt, Harald Bohm

DDR Schnellzug Halberstadt, Harald Bohm

Weite Anreise aus Liebe zur Eisenbahn

Auch Max Schmidtchen und Fabian Radegast haben das Eisenbahn-Virus intus. Beide sind extra aus Lübbenau/Spreewald nach Halberstadt gereist, um den fast fertigen SVT18.16 zu sehen, zu fühlen, zu riechen. Unzählige Fotos haben die jungen Männer geknipst. "Die Faszination ist die Geschichte dahinter, hinter den ganzen Triebzügen", so Max. Er und sein Kumpel dokumentieren auch all die Bahn-Sonderfahrten, eine davon hat sie nun aus dem Spreewald nach Halberstadt geführt. Florian meint, Eisenbahntechnik auch auf der Strecke festzuhalten, bevor sie irgendwann verschwinden sollte, das "ist das Wichtigste, was es für uns gibt."

Während Führungen in den Werkshallen die Instandsetzungsarbeiten für die Harzer Schmalspurbahnen, die Schweizer Bundesbahn oder für die landesweite Dieselflotte "Start" zeigen, bricht draußen auf dem Werksgelände das Interesse am SVT Görlitz einfach nicht ab. Auch Stunden später durchwandern hunderte Menschen die Waggons und gucken auch in einen der Führerstände hinein.

Die Faszination ist die Geschichte dahinter, hinter den ganzen Triebzügen. Max Schmidtchen, Besucher beim Tag der offenen Tür |
DDR Schnellzug Halberstadt, Max Schmidtchen und Fabian Radegast

Die Vergangenheit fasziniert auch die jüngere Generation: Max Schmidtschen und Fabian Radegast reisten extra aus dem Spreewald an.

Wann rollt der DDR-Schnellzug wieder auf der Schiene?

Das beinahe bahnbrechende Interesse beflügelt Mario Lieb. Er leitet die gemeinnützige Gesellschaft, die den "Zug für Mitteldeutschland" für touristische Sonderfahrten wieder auf die Schiene bringen möchte. Und: "Dieses Ziel scheint zum Greifen nahe, nach einigen zeitlichen Rückschlägen soll es im vierten Quartal 2025 endlich so weit sein." Lieb ist verhaltener Optimismus anzumerken, sollte der Zug doch schon längst rollen.

Auch Angelika und Jürgen Apel aus Aschersleben freuen sich schon auf eine Reise in die Vergangenheit. Das Ehepaar erklärt: "Eine Sonderfahrt mit diesem historisch wie legendären Schnellzug wäre großartig, um dieses Reiseerlebnis wieder in Erinnerung zu rufen."

MDR (Daniel George)