Ein langgezogenes Grabmal aus Stein von der Seite aus gesehen. Es ist mit einer großen Platte bedeckt.

Sachsen-Anhalt Grab von Otto I. im Magdeburger Dom wird geöffnet

Stand: 27.01.2025 20:07 Uhr

Im Magdeburger Dom beginnt die dringend notwendige Sanierung des Grabmals von Kaiser Otto I. Zunächst soll die Standfestigkeit des Grabes untersucht werden. Auch der Deckel des Sarkophags wird angehoben, um den Zustand des Holzsargs im Inneren zu überprüfen. Am Grabmal des Kaisers sind zuvor Schäden festgestellt worden. Die Sanierung findet direkt vor Ort im Dom statt und dauert etwa ein Jahr.

Von MDR Kulturdesk

Seit mehr als 600 Jahren befindet sich das Grabmal von Kaiser Otto dem Großen im Hohen Chor des Magdeburger Doms. Es ist relativ schlicht, ohne Verzierungen, ohne Ornament, fast schon so nüchtern wie ein Bauhausentwurf.

Doch jetzt ist es ein Sanierungsfall geworden, bestätigt der wissenschaftliche Direktor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Eike Henning Michl, MDR KULTUR. Bei turnusmäßigen Beobachtungen seien am Grabmal Schäden festgestellt worden, vor allem an Eisenklammern und Befestigungen, die im 19. Jahrhundert angebracht worden sind. "Die Schäden sind so stark, dass nun ein rasches Handeln nötig ist", so Michl.

Die Schäden sind so stark, dass nun ein rasches Handeln nötig ist. Eike Henning Michl, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt |

Grab schon mehrfach geöffnet

Ungestört war die Totenruhe Ottos I. in den vergangenen Jahrhunderten nicht, denn die Steinkiste wurde bereits mehrfach geöffnet. Letztmalig geschah das vor 180 Jahren – nicht auf der Suche nach Schätzen, sondern aus konservatorischen Gründen. Denn der Deckel des Sarkophags besteht aus einer antiken Marmorplatte, die auf dünnen Kalksteinwänden ruht. Um diese zu stabilisieren, wurden damals zusätzliche Eisenklammern angebracht. Die sind jedoch nun selbst Teil des Problems, erklärt Donat Wehner vom Landesamt für Archäologie und Denkmalschutz, das mit der Sicherung der Grablege beauftragt ist.

Ein Grabmal, bei dem an einem Eisenhaken Risse zu sehen sind.

Man sieht im Dom Magdeburg die Spuren von früheren Instandsetzungsversuchen, die jetzt korrigiert werden müssen.

Als das Grab zuletzt saniert wurde, muss es wohl in einem schlechten Zustand gewesen sein, so Wehner. Eine Ecke war wahrscheinlich abgekippt, das sehe man auch daran, dass sie recht unsorgfältig wieder an den Sarkophag angefügt worden sei. "Dass das damals durchgegangen ist, wundert mich nach wie vor", sagt Wehner. Auch fast zweihundert Jahre später sehe man zudem noch immer Mörtelspritzer und eine grob verputzte Fuge – die seien aber nicht das eigentliche Problem.

Löcher in der Marmorplatte

Über Jahrhunderte hinweg wurde immer wieder versucht, die fragile Konstruktion des Grabes zu stabilisieren und den gerissenen Sarkophag zu halten. So befindet sich laut Wehner im Innern des Sarkophags eine mit eisernen Nägeln befestigte Holzplanke, deren Zustand jedoch unklar sei.

Die letzte Graböffnung 1844 war zwar handwerklich unsolide, ist aber gut dokumentiert. Daher kennt man auch die Gegebenheiten des eigentlichen Sarges, der im Inneren der steinernen Umrandung ruht. Dieser Holzsarg war an einigen Stellen zerstört, die Gebeine lagen nicht mehr in natürlicher Anordnung. Auch von Stoffresten wird berichtet.

Über den gegenwärtigen Zustand könne aber nur spekuliert werden, denn sowohl die Marmorplatte wie auch die Umrandung seien löchrig, so Wehner. "Das heißt: Alles was sich hier als Inhalt befindet, ist nicht sauerstoffabgeschlossen." Und weil in den vergangenen Jahren besonders heftige Klimaschwankungen im Magdeburger Dom gemessen wurden, sei ein rasches Handeln notwendig.

Untersuchungen direkt im Magdeburger Dom

Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Halle hat schon einige Erfahrungen mit der Sanierung von Sarkophagen im Magdeburger Dom gesammelt – bei Grabungen fanden Archäologen hier eher zufällig den Sarg mit den Gebeinen einer Frau, die sich als erste Gemahlin Ottos des Großen, Königin Editha, herausstellten. Sie wurden in Halle aufwändig untersucht, was in Magdeburg zu teils scharfen Reaktionen führte. So mancher fürchtete, der Fund werde danach im Museum in Halle ausgestellt. Allerdings wurde Editha später in einem neuen Sarg erneut im Magdeburger Dom beigesetzt.

Diesmal wolle man solche Konflikte vermeiden, erklärt Denkmalschützer Dresely, alle Untersuchungen würden vor Ort erfolgen. Das sei eine der Grundvoraussetzungen zur Durchführung dieses Projektes.

Blick in eine Kirche mit hohen Fenstern, davor ein Grab mit Absperrungsketten drum herum.

Die Grabstätte von Otto I. befindet sich inmitten des Sakralbaus. Für die Sanierung ist dieser Berich derzeit nicht zugänglich.

Allerdings ist die Ausganglage schwierig, denn der Dom selbst gehört der Kulturstiftung des Landes Sachsen-Anhalt, die auch für die Sanierung zuständig ist. Die evangelische Domgemeinde hat wiederum das Nutzungsrecht. Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie ist für die Umsetzung der Sicherungsmaßnahmen zuständig. Alle drei Einrichtungen versprechen jedoch eine enge Kooperation.

Hoher Sicherheitsaufwand wegen Kaiser Otto I.

Wer derzeit den Magdeburger Dom besucht, wird die Baumaßnahmen kaum übersehen können, denn ein kastenartiger Holzbau versperrt den Blick in den Hohen Chor. Das diene nicht der Geheimhaltung, sondern sei eine Folge des großen Sicherheitsaufwands. Für die Sanierung muss nämlich die Marmorplatte des Grabes angehoben werden – und spätestens dann wird dieser Bereich aus Sicherheitsgründen nur noch im Vollschutz betreten werden können. Erst anschließend könne man feststellen, wie es mit der Sanierung weiter gehe, erklärt Dresely. Zum Beispiel könne man vorher noch nichts über den Zustand der Holzkiste sagen, von der aktuell nicht einmal bekannt sei, wie alt sie ist.

Ein Grabmal, darum sind hohe Holzwänder und darüber helle Lampen.

Um die Sanierung ordnungsgemäß durchführen zu können, ist der Bereich um das Grab im Dom Magdeburg abgesichert.

All das wird von der Magdeburger Domgemeinde kritisch begleitet. Bereits vor Wochen hatte Domprediger Jörg Uhle Wettler in einer nichtöffentlichen Zeremonie den Kaiser um Vergebung für die notwendigen Sanierungsarbeiten gebeten. Sie werden wohl mindestens ein Jahr dauern.

Quelle: MDR KULTUR (Uli Wittstock)
Redaktionelle Bearbeitung: op, bh, lk