
Sachsen-Anhalt Nach Unterbrechung: Gas und Warmwasser fließen wieder in Magdeburg in betroffenen Häusern
In Magdeburg sind mehrere Mietobjekte von Heizung und Warmwasser abgeklemmt worden. Der Grund: laut Gasversorger hatte der Vermieter Rechnungen nicht bezahlt. Der spricht von einem Missverständnis. Insgesamt waren rund 100 Wohnungen vor allem im Norden Magdeburgs betroffen. Mittlerweile werden alle wieder mit Gas versorgt. Aber das Thema sorgte für eine hitzige Debatte im Stadtrat.
- Zuletzt hatten fünf Gebäude in Magdeburg kein Gas erhalten.
- Die Stadt Magdeburg bot Sozialunterkünfte an, doch die Mieter lehnten dies ab.
- Der Chef der Stadtwerke sagte, es seien nicht die ersten Probleme mit dem Vermieter.
Im Magdeburger Stadtteil Rothensee werden mehrere Gebäude seit Mittwoch (12. Februar) wieder mit Gas versorgt. Das teilten die Stadtwerke Magdeburg MDR SACHSEN-ANHALT mit.
Zuvor waren rund 100 Wohnungen laut dem Versorger Enloc AG wegen Zahlungsrückständen des Vermieters von der Warmwasser- und Heizungsversorgung abgeschnitten worden. Hintergrund war demnach, dass der Vermieter Rechnungen nicht bezahlt hatte. Die Volksstimme berichtete zuerst darüber.
Vermieter spricht von Missverständnis
Der Vermieter, die AS Property Management GmbH, sprach von einem "Missverständnis". Zuvor hatte das Unternehmen in einer Mail an die Bewohner die Verhandlungen als "zäh" und "unverhältnismäßig" bezeichnet. Zwischenzeitlich gab es Sperr-Aufträge für 13 Häuser in Magdeburg. Nicht alle Gassperren konnten durch die Städtischen Werke umgesetzt werden.
Wie Vertreter des Gasversorgers Enloc AG und des Mieterbunds MDR SACHSEN-ANHALT sagten, wäre im Falle dessen, dass der Vermieter nicht gezahlt hätte, nur noch möglich gewesen, einen Direktvertrag mit den Mietern zu schließen. Entsprechende Gespräche habe es gegeben. Das Konstrukt ist jedoch kompliziert – alle Mieter, einschließlich Ämter, die im Zuge von Sozialhilfe Kosten übernehmen, müssten dann zustimmen.
Stadt Magdeburg hilft – Mieter lehnen ab
Tagelang froren die Anwohner in ihren Häusern. Eine betroffene Mieterin sagte dem MDR: "Hier wohnen alte Leute oder Menschen mit Kindern und die frieren. Teilweise sind sie schon krank und haben Fieber und Schüttelfrost. Da muss man was tun."
Wie der Magdeburger Sozialbeigeordnete Ingo Gottschalk sagte, wurde den Mietern die Unterkunft in einer Sozialeinrichtung der Stadt in der Basedow-Straße angeboten. Dies hätte niemand angenommen. Zudem seien Elektro-Heizungen durch die Stadt verteilt worden. Auch die Partei Die Linke sowie der Vermieter hatten die Heizkörper an Mieter ausgegeben. Der Mieterschutzbund sagte MDR SACHSEN-ANHALT, die Mieter hätten die Möglichkeit, die erhöhten Stromkosten durch die elektrischen Heizkörper beim Vermieter geltend zu machen.

Ingo Gottschalk, Beigeordneter in Magdeburg für Soziales, Jugend und Gesundheit der Stadt Magdeburg
SWM als Netzbetreiber die Hände gebunden
Am Donnerstag sprach SWM-Geschäftsführer Thomas Pietsch vor dem Magdeburg Stadtrat. Er sagte, die meisten Vermieter in Magdeburg würden seriös arbeiten. In diesem Fall habe es seit 2019 immer wieder Probleme mit derselben Firma gegeben. Er warf dem säumigen Vermieter Untreue vor. Er sagte, das Unternehmen sei seit Jahren auffällig und schiebe Rechnungen auf die lange Bank. Nebenkosten der Mieter würden trotzdem kassiert. Zuvor hatten die SWM dem MDR bestätigt, dass es in der Vergangenheit mehrfach fast zu Sperren gekommen sei, in denen die SWM selbst Häuser des Vermieters belieferten.

Thomas Pietsch von der SWM
Dies, so Pietsch, sei hier nicht der Fall gewesen. Als Netzbetreiber hätte man nicht in den Vertrag der Enloc AG mit der AS Property Management GmbH eingreifen können. Er warf dem Vermieter vor, gezielt Versorger zu suchen, die nicht so schnell Sperren verhängten. Das sei Untreue mit dem Geld der Mieter.
Es sei aber ein Stück weit auch deren Eigenverantwortung, ob man mit der Firma einen Mietvertrag abschließe. Er sagte, man müsse Mietern empfehlen, die Wohnung zu wechseln, nur leere Häuser würden helfen, säumige Vermieter zu disziplinieren. Der Magdeburger Wohnungsmarkt gebe das her.
Große Fraktionen pflichten SWM bei
Pietsch erhielt überwiegend Zustimmung aus dem Stadtrat. CDU, AfD und SPD pflichteten ihm bei und lobten die Arbeit der Stadtwerke. Pietsch hatte auf eine Aktuelle Debatte der Linkspartei reagiert, die eine Reihe von Maßnahmen forderte, um Mieter vor Gassperren zu schützen und Vermieter zur Rechenschaft zu ziehen. Vieles davon sei rechtlich nicht möglich, so Pietsch.
Von der Tierschutzpartei kam die Forderung, in solchen Fällen Enteignungen zu prüfen, da die Vermieter die Gesundheit der Mieter riskierten. Der Tonfall in der Debatte eskalierte mit dem Schlusswort der Fraktionsvorsitzenden der Linken, Rebekka Grotjohann. Sie sagte, es sei kein Wille dazu da, eine Lösung zu finden. Sie endete ihr Statement mit den Worten: "Das Einzige, was heute dabei rumkommt, ist, dass das nächste Mal wir in die Quartiere gehen können und das Protokoll von dieser verf*ckten Sitzung mitbringen können, dann können [die Mieter] sich das anzünden und sich daran wärmen. Weil man lässt sie lieber im Kalten sitzen. Peinlich!" Grotjohann erhielt dafür einen Ordnungsruf.

Rebekka Grotjohann, Fraktionsvorsitzende von Die Linke Stadtratsfraktion Magdeburg
MDR (Max Hensch, Sören Thümler, Tatiana Gropius, Maximilian Fürstenberg), zuerst erstellt am 10.02.2025