
Sachsen-Anhalt Trockenheit und Torfabbau gefährden Moore in Sachsen-Anhalt
Jahrmillionen haben sie gebraucht, um uns heute als CO2-Speicher zu dienen. Wir brauchen nur wenige Jahrzehnte, um sie zu zerstören – die Moore. Sachsen-Anhalt gehört zu den sechs moorreichsten Bundesländern. Mehr als ein Drittel der Moore des Landes liegen in der Altmark. Unter anderem im Grünen Band, dem ehemaligen innerdeutschen Todesstreifen. Doch obwohl dieses Gebiet unter besonderem Schutz steht, ist auch hier der schleichende Tod der Moore zu beobachten.
Nach dem Regen der vergangenen Tage sind kleine Gräben und Flüsschen im Grünen Band gut mit Wasser gefüllt. Aber nur, weil sie angestaut worden sind – durch Menschenhand. Mitarbeiter des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) haben Erdwälle errichtet und Steine als Blockaden dazugestellt.
Deshalb sieht Dieter Leupold, Projektleiter im Grünen Band in der Altmark, diesmal etwas erleichtert durchs hohe Schilf aufs glitzernde Wasser. Doch er weiß: Trotz der großen Fürsorge um das Grüne Band können auch er und seine Mitstreiter die Auswirkungen des globalen Klimawandels nicht großartig mindern. Die langwährende Dürre zum Beispiel setzt den Mooren zu.

Tafeln mit Erklärungen im Grünen Band
Die Moore im Grünen Band seien nach der letzten Eiszeit entstanden, also vor 10.000 bis 12.000 Jahren, sagt Leupold. Der Raubbau an den Ressourcen der Erde und der damit einhergehende Klimawandel würden bewirken, dass es vergleichsweise nicht lange dauert, ehe Torf und Moore sterben. "Solche Moore, wie die, die wir hier haben – Niedermoore, die immer noch Kontakt zum Grundwasser haben – wachsen maximal einen Millimeter pro Jahr. Der Torf-Abbau geht viel schneller: Verschwinden kann weit über einen Zentimeter pro Jahr", erläutert der Projektleiter.

Dieter Leupold ist Projektleiter Grünes Band.
"Tod der Moore gefährlich für alle"
Der Abbau von Torf und der Tod der Moore seien gefährlich für alle. Torf sei eine nicht abgebaute organische Substanz, die unter Luftabschluss erhalten bleibt. Wenn aber der Wasserstand zu tief sinke, sagt Leupold, dringe Sauerstoff in die oberen Bodenschichten. Die organische Substanz würde durch Bakterien abgebaut. Dabei entweiche der zuvor gespeicherte Kohlenstoff als Kohlendioxid in die Luft und belaste das Klima.
Neben dem Anstauen von Flüsschen, Bächen und Gräben sind deshalb auch neue Flachgewässer in den Mooren des Grünen Bandes angelegt worden. Deshalb, sagt Dieter Leupold, sei auch in diesem Hitzejahr mehr Bewegung im Grünen Band als anderswo. "Eine ganze Menge Watvögel nutzen jetzt die Flächen, wenn die langsam abtrocknen, diese Schlickflächen, zur Nahrungssuche", erläutert der Experte, "man kann mit Glück auch den Seeadler und den Schwarzstorch bei der Nahrungssuche beobachten. Graureiher, Silberreiher – also sehr, sehr viel. Weil dies hier auch einer der wenigen Flecken ist, wo wir überhaupt noch Wasser in der Landschaft haben."

Hier in den Mooren des Grünen Bandes in der Altmark darf der Boden schön feucht sein.
Die im Grünen Band heimische Bekassine ist diesem Trockenjahr noch nicht nachgewiesen worden, auch hätten weniger Kiebitze gebrütet als sonst. Raritäten wie die Knäck- oder die Schnatterente, die im vergangenen Jahr entdeckt worden waren, bleiben diesmal wohl aus. Es ist einfach zu trocken.

Für viele Vogelarten ist es im Grünen Band zu trocken, vor allem im Frühling hat es wenig geregnet.
MDR (Katharina Häckl, Mario Köhne), zuerst veröffentlich am 18.06.2025