
Thüringen Sömmerda ehrt jüdische Häftlingsfrauen mit Mahnmal
Dass das Leid der Buchenwald-Häftlinge bis nach Sömmerda reichte, wissen heute nur noch wenige. Insgesamt waren 1.300 jüdische Frauen aus Ungarn in dem Außenlager inhaftiert. Ein neuer Gedenkort erinnert an ihr Leid.
In Sömmerda gibt es jetzt ein Mahnmal der jüdischen Häftlingsfrauen des KZ-Außenlagers Buchenwald. Der Gedenkort "Tor 8" am ehemaligen Torhaus 8 wurde am Montag anlässlich des Holocaust-Gedenktages eingeweiht.
Zwangsarbeit bei Rheinmetall
Insgesamt waren 1.300 jüdische Frauen aus Ungarn in dem Außenlager inhaftiert. Im Rüstungsbetrieb der Rheinmetall AG wurden sie zwischen 1944 und 1945 zur Arbeit gezwungen. Neun von ihnen überlebten die Haft nicht. Die Namen der Frauen sind nun im sogenannten Torhaus 8 in einen Kubus aus massivem Edelstahl eingraviert.
Der Entwurf stammt von einem Künstlerkollektiv aus Sömmerda. Das Trio hatte mit seiner Idee zuvor bei einem Wettbewerb überzeugt. Neben dem Metallkubus machen auch ein Wandgedicht und mehrere Audiostationen auf die Leidensgeschichten der inhaftieren Frauen aufmerksam. Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus legten Sömmerdas Bürgermeister Ralf Hauboldt und Landrat Christian Karl für sie einen Kranz nieder.
Gedenkstätten-Chef kritisiert AfD-Aufmarsch
Scharfe Kritik an der AfD äußerte nach der Einweihung der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner. Deren Stadtratsfraktion hatte am Holocaust-Gedenktag einen Kranz niedergelegt. Die geschichtsrevisionistische AfD marschiere demonstrativ vor den Augen von Zeitzeugen und Angehörigen der Opfer auf, fordere aber in der Vergangenheit zugleich eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad und feiere Elon Musk, der fordert, sich vom Schuldkult zu verabschieden. Diese könne man nur als Provokation deuten, sagte Wagner MDR THÜRINGEN. Es wäre ihm lieb, wenn man die AfD auch weiterhin an sensiblen Erinnerungsorten für die Opfer des Nationalsozialismus nicht habe.
Holocaust-Gedenken in Buchenwald
Mit einer Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar gedachten Vertreter von Landesregierung und Landtag der Opfer des Nationalsozialismus. Wagner warnte vor Versuchen, die NS-Verbrechen zu verharmlosen oder die Arbeit der NS-Gedenkstätten zu diskreditieren. Jeder Einzelne sei gefordert, für die Demokratie und Menschenrechte zu streiten - nicht nur an Gedenktagen.

Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
Ministerpräsident Mario Voigt sagte, der 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz sei gerade für Thüringen ein wichtiger Tag. Das Land trage mit Orten wie Buchenwald und Mittelbau-Dort eine besondere Verantwortung, die Erinnerung wachzuhalten. "Wir haben eine historische Verantwortung, die wir auch unseren Kindern und Jugendlichen beibringen müssen", sagte Voigt. Ziel müsse sein, für eine offene und freie Gesellschaft zu werben.
MDR (soh/sar)