Palästinenser tragen in Rafah im südlichen Gazastreifen Kisten und Taschen mit Lebensmitteln und humanitären Hilfspaketen
liveblog

Nahost-Liveblog ++ Palästinenser melden Tote nahe Hilfszentren ++

Stand: 20.06.2025 23:07 Uhr

Israels Militär hat nach palästinensischen Angaben erneut viele Menschen in der Nähe von Hilfszentren im Gazastreifen getötet. Israels Generalstabschef Zamir erwartet kein baldiges Ende des Krieges mit dem Iran.

Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:

20.06.2025 • 23:07 Uhr

Ende des Liveblogs

Wir schließen diesen Liveblog und halten Sie bei tagesschau.de weiter auf dem Laufenden.

US-Präsident Donald Trump räumt Europa keinen Einfluss auf den Krieg zwischen Israel und dem Iran ein. "Europa wird nicht in der Lage sein, in diesem Fall zu helfen", sagt Trump. Die Außenminister von Deutschland, Frankreich und Großbritannien hatten den Iran aufgefordert, mit den USA über sein Atomprogramm zu verhandeln.

Mehr als drei Stunden dauerte das Treffen europäischer Außenminister mit ihrem iranischen Amtskollegen in Genf. Die Ergebnisse sind übersichtlich: Alle sind offen für weitere Gespräche.

Mitten im Krieg mit Israel hat im Iran die Erde gebebt. Das Beben in der Provinz Semnan gut 150 Kilometer von der Hauptstadt Teheran entfernt hatte eine Stärke von 5,1 und ereignete sich in einer Tiefe von rund zehn Kilometern, wie die US-Erdbebenwarte USGS mitteilte.  Irans staatliche Nachrichtenagentur berichtete hingegen von einem Beben der Stärke 5,5. Berichte über Schäden oder Opfer lagen zunächst nicht vor. Das Erdbeben trifft das Land mitten im Krieg und angesichts einer nahezu vollständigen Internetsperre seitens der Behörden.

Das israelische Militär hat nach palästinensischen Angaben erneut Dutzende Palästinenser in der Nähe von Verteilzentren für humanitäre Hilfe im Gazastreifen getötet. Im Zentrum des Gebiets seien 23 Menschen ums Leben gekommen, die dort auf Hilfsgüter der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) gewartet hätten, hieß es aus medizinischen Kreisen des Küstengebiets. Palästinensische Angaben dazu, wie genau die Menschen getötet wurden, gab es nicht. Zudem sollen laut medizinischen Kreisen mindestens elf Menschen durch israelischen Beschuss in der Nähe einer GHF-Verteilstelle in Rafah im Süden des Gazastreifens getötet worden sein. Auch sie hätten auf Lebensmittel gewartet. 

Israels Armee teilte auf Anfrage zu dem Vorfall im Zentrum des Gazastreifens mit, in der Nacht habe sich dort eine Gruppe in der Nähe von israelischen Soldaten versammelt. "Einer ersten Untersuchung zufolge witterten die Truppen eine Bedrohung und gaben Warnschüsse ab. Trotz wiederholter Warnungen und Warnschüsse rückten mehrere Verdächtige weiter auf die Truppen zu", hieß es in einer Mitteilung. Ein Fluggerät habe die Verdächtigen daraufhin angegriffen und getötet. Der Vorfall werde derzeit geprüft, so die Armee. Zu dem zweiten Vorfall sagte die israelische Armee, dieser sei ihr nicht bekannt.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Israels Generalstabschef Ejal Zamir erwartet kein baldiges Ende des Krieges mit dem Iran. "Wir müssen uns auf einen länger dauernden Einsatz einstellen", sagte er in einer Videoansprache. "Wir haben den komplexesten Einsatz unserer Geschichte begonnen." Israel habe sich jahrelang auf diese Offensive vorbereitet und sie nun begonnen, da "operative und strategische Bedingungen" zusammengetroffen seien, sagte Zamir, ohne Details dazu zu nennen. "Eine weitere Verzögerung hätte das Risiko bedeutet, diese Bedingungen zu verlieren und in einen zukünftigen Einsatz mit einem klaren Nachteil zu gehen." 

Irans "Plan zur Vernichtung des Staates Israel" habe zudem in den letzten Monaten einen Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gegeben habe, sagte der israelische Militärchef. Erklärtes Kriegsziel der Atommacht Israel ist es, den Iran an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Die iranische Führung hingegen bestreitet seit Jahren, den Bau von Atomwaffen anzustreben.

Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi sagt nach dem Treffen mit seinen Amtskollegen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien (E3) in Genf, sein Land sei bereit, weiter auf Diplomatie zu setzen. Ein erneutes Treffen in naher Zukunft sei möglich.

Die Diskussionen am Freitag seien ernsthaft und von Respekt geprägt gewesen. Aber es gebe "keinen Raum für Verhandlungen mit uns, bis die israelische Aggression aufhört", sagte Araghtschi.

Der britische Außenminister David Lammy hat an den Iran appelliert, weiter mit den USA über eine Begrenzung des Atomprogramms zu verhandeln. "Wir (...) fordern den Iran dringend auf, seine Gespräche mit den Vereinigten Staaten fortzusetzen", sagte Lammy nach Gesprächen mit europäischen Kollegen und dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi in Genf.

"Dies ist ein gefährlicher Moment, und es ist äußerst wichtig, dass wir keine regionale Eskalation dieses Konflikts erleben", fügte er hinzu. Lammy hatte Araghtschi zusammen mit Bundesaußenminister Johann Wadephul sowie dem französischen Außenminister Jean-Noël Barrot und der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas getroffen.

Kremlchef Wladimir Putin hat im Konflikt um das Atomprogramm des Iran betont, dass Moskau die friedliche Nutzung der Kernenergie in dem Land unterstütze. "Wir schützen das Recht des Iran auf die friedliche Nutzung der Atomenergie", sagte Putin beim internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg. Die Position Russlands habe sich da nicht geändert. Russland habe trotz aller Widrigkeiten einen Atomreaktor in Buschehr gebaut und Verträge geschlossen über den Bau von zwei weiteren Reaktoren.

Die Arbeit in Buschehr laufe trotz einer gewissen Gefahr und der schwierigen Lage weiter. "Wir evakuieren unser Personal von dort nicht", sagte Putin, demzufolge 600 Russen in der Anlage arbeiten. Der Präsident sagte, dass der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu zugestimmt habe, die Sicherheit des Personals in der Atomanlage Buschehr zu gewährleisten. Auch US-Präsident Donald Trump kenne Moskaus Bitte um Rücksicht auf die russischen Experten dort. 

Putin wies zudem Behauptungen zurück, dass Russland ein unzuverlässiger Verbündeter des Iran sei. Jene, die das behaupteten oder meinten, dass Moskau mehr für Teheran tun könne, seien auf Provokation aus. Der Kremlchef sagte, dass er bei seinen jüngsten Gesprächen mit den am Konflikt beteiligten Seiten einige Ideen für eine Lösung des Konflikts um das Atomprogramm präsentiert habe.

Die Chefdiplomaten von Deutschland, Frankreich und Großbritannien sowie die EU-Außenbeauftragte Kallas haben in Genf knapp vier Stunden lang mit ihrem iranischen Amtskollegen Abbas Araghtschi über ein Einlenken Teherans im Atomkonflikt beraten.

Bundesaußenminister Johann Wadephul sprach danach von "ernsthaften Gesprächen". Der Iran sei bereit, über alle grundsätzlichen Fragen weiter zu reden, sagte der CDU-Politiker. Für Deutschland sei dabei vor allem wichtig, dass die Sicherheitsinteressen Israels gewahrt blieben. Zudem müssten die USA an weiteren Verhandlungen beteiligt sein.

Die US-Regierung verhängt weitere Sanktionen gegen Irans Raketen- und Waffenprogramm. Die Strafmaßnahmen gelten für eine Person, acht Firmen und ein Frachtschiff, weil sie an der Beschaffung und dem Umschlag wichtiger Komponenten für die iranische Rüstungsindustrie beteiligt waren, wie das Finanzministerium in Washington mitteilte. Die USA seien nach wie vor entschlossen, jegliche Bemühungen des Irans zu unterbinden, sich Technologie und Komponenten für seine Waffenprogramme zu beschaffen, erklärte US-Finanzminister Scott Bessent.

Die Sanktionen beruhen demnach auf einer Anordnung von US-Präsident Donald Trump, die sich gegen die Entwicklung von Waffen durch den Iran und gegen die Aktivitäten der iranischen Revolutionsgarden richtet. Aufgrund der neuen Sanktionen wird etwaiger Besitz der betroffenen Person beziehungsweise der Firmen in den USA eingefroren. Zudem dürfen US-Bürger keine Geschäfte mehr mit den Sanktionierten machen.

Ausländische Finanzinstitute, die mit den Betroffenen Geschäfte machten, könnten ebenfalls sanktioniert werden, erklärte das Finanzministerium. Dadurch wird es für die Betroffenen wesentlich komplizierter, noch international Geschäfte zu tätigen - insbesondere, wenn es dabei auch um Transaktionen in US-Dollar geht.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums hat die Luftwaffe 64 deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus Israel ausgeflogen. An Bord befanden sich demnach vor allem "Familien mit Kindern und andere vulnerable Personen".

Wie das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet, waren zwei A400M-Maschinen am Vormittag von Wunstorf nahe Hannover losgeflogen und durften am späten Nachmittag in Tel Aviv mit einer Sondergenehmigung trotz der Sperrung des Luftraums landen.

Kurz darauf hoben die beiden Militärmaschinen wieder ab und sind jetzt auf dem Weg zurück nach Deutschland. Die Abholaktion ist wegen der angespannten Sicherheitslage geheim gehalten worden. Nach Informationen des Spiegel aus Israel waren die Passagiere kurz vor Abflug wegen iranischer Luftangriffe in einen Schutzraum gebracht worden.

Im Falle eines neues Atomabkommens mit dem Iran kann die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) eigenen Angaben zufolge hieb- und stichfeste Kontrollen des Teheraner Atomprogramms garantieren. "Die IAEA kann durch ein System unanfechtbarer Kontrollen garantieren, dass im Iran keine Atomwaffen entwickelt werden", verkündete der IAEA-Chef Rafael Grossi vor dem UN-Sicherheitsrat in New York.

Grossi warnte gleichzeitig vor einer nuklearen Katastrophe im Falle eines israelischen Angriffs auf das Atomkraftwerk Buschehr im Süden des Iran. "Bei einem Angriff auf das Atomkraftwerk Buschehr würde ein direkter Treffer eine sehr hohe Freisetzung von Radioaktivität bewirken", sagte der IAEA-Chef.

Bislang habe seine Behörde noch keinen Austritt radioaktiver Strahlung im Iran seit Beginn des Krieges vor einer Woche feststellen können. Ein Angriff auf Buschehr würde das ändern. Im schlimmsten Fall wäre das Ergebnis Evakuierungen im Umkreis von mehreren hundert Kilometern, wovon auch die Golfmonarchien betroffen wären, erklärte Grossi.

Israel verstößt mit seinem Vorgehen im Gazastreifen gegen festgelegte Grundsätze für eine enge Zusammenarbeit mit der EU. Zu diesem Ergebnis kommt ein interner Prüfbericht der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas, der jetzt an die Mitgliedstaaten übermittelt wurde, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Diplomatenkreisen erfuhr.

Für die Regierungen der Länder und die EU stellt sich nun die Frage, ob und wie sie auf die Analyse reagieren. Die Optionen reichen vom Aussetzen des derzeitigen Partnerschaftsabkommens bis hin zu wirtschaftlichen Sanktionen. So könnten etwa Zollerleichterungen aufgehoben und Israels Zugang zum EU-Forschungsförderungsprogramm Horizon blockiert werden.

Auf politischer Spitzenebene soll erstmals am Montag bei einem Außenministertreffen über den Bericht gesprochen werden. Am Donnerstag dürfte er dann auch Thema beim Juni-Gipfel der Staats- und Regierungschefs werden. 

Iranische Medien melden einen israelischen Angriff auf die Hafenstadt Buschehr. In der Großstadt am Persischen Golf sei die Flugabwehr aktiviert worden, berichtete das iranische Nachrichtenportal "Ruydad24". Informationen zum Ziel des Angriffs sind bisher nicht bekannt.

In den sozialen Medien berichteten Nutzer über einen Angriff auf eine Luftwaffenbasis am Flughafen in Buschehr. In der Hafenstadt befindet sich das einzige Atomkraftwerk Irans. 

Israels Außenminister Gideon Saar teilte mit, bei einem iranischen Angriff auf Haifa sei eine Moschee getroffen worden. Dabei seien Geistliche, die sich in dem Gotteshaus aufgehalten hätten, verletzt worden. Ein von Saar veröffentlichtes Video soll Schäden in dem Gebäude zeigen.  

Laut dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom wurden bei der Attacke auf Haifa mindestens 23 Menschen verletzt, drei von ihnen schwer.

Das berühmte "Bruderkuss"-Bild an der East Side Gallery in Berlin ist mit einem Schriftzug in roter Farbe überschrieben worden. Auf dem Mauergemälde ist "Stop Genocide" ("Stoppt den Völkermord") zu lesen. Eine Sprecherin der Stiftung Berliner Mauer teilte auf dpa-Anfrage mit, die Stiftung habe bereits die Entfernung des Schriftzugs in Auftrag gegeben. Die Schadenshöhe lasse sich noch nicht einschätzen. Wie die Gruppe Neue Generation mitteilte, haben zwei Aktivistinnen aus ihrem Umfeld das Mauerbild aus dem Jahr 1990 aus Protest gegen den Krieg im Gazastreifen überschrieben. 

Der Schriftzug "Stop Genocide" (Stoppt den Völkermord) ist auf dem "Bruderkuss"-Bild vom Künstler Wrubel an der East Side Gallery zu lesen.

Die UN-Atomaufsichtsbehörde IAEA warnt vor Angriffen auf Atomanlagen. "Bewaffnete Angriffe auf Nuklearanlagen sollten niemals stattfinden und könnten zu radioaktiven Freisetzungen mit großen Folgen innerhalb und außerhalb der Grenzen des angegriffenen Staates führen", sagt IAEA-Chef Rafael Grossi vor dem UN-Sicherheitsrat. "Ich rufe daher erneut zu maximaler Zurückhaltung auf."

Darüber hinaus berichtete Grossi von akuter Gefahr durch Strahlung und chemische Substanzen in der iranischen Atomanlage Natans. Zwar liege die Strahlung im Außenbereich des Gebäudekomplexes im normalen Bereich, sagte der IAEA-Chef, "innerhalb der Anlage Natans kommt es jedoch sowohl zu radiologischer als auch zu chemischer Kontamination."

Es sei möglich, dass Uranisotope in der Anlage verteilt seien, so Grossi weiter. "Die Strahlung besteht hauptsächlich aus Alphateilchen und stellt beim Einatmen oder Verschlucken eine erhebliche Gefahr dar." Die größte Gefahr aber gehe von der chemischen Verunreinigung dort aus. Die Anlage war vor einigen Tagen von Israel angegriffen worden.

Großbritannien und die Schweiz, die seit Jahrzehnten auch die diplomatischen Interessen der USA im Iran vertritt, haben ihre Botschaften in Teheran wegen des Kriegs zwischen dem Iran und Israel geschlossen. Die Briten teilten mit, das Botschaftspersonal wegen der Sicherheitslage vorübergehend aus dem Iran abzuziehen. "Die Situation könnte schnell eskalieren", schrieb das Außenministerium in London. Gearbeitet werde nun aus der Ferne. Das Schweizer Außenministerium teilte mit, die Entscheidung sei "angesichts der Intensität der militärischen Operationen im Iran und der äußerst instabilen Lage" getroffen worden.

Nach dem iranischen Angriff auf mehrere Orte in Israel gibt es neue Informationen zu den Verletzten. Ein 16 Jahre alter Junge sowie zwei Männer befänden sich in ernstem Zustand, teilte der israelische Rettungsdienst Magen David Adom mit. Alle drei wurden den Angaben nach durch Granatsplitter verletzt. Weitere 14 Menschen seien leicht verletzt worden. Mehrere israelische Medien meldeten übereinstimmend, sie seien bei einem Raketeneinschlag in der Küstenstadt Haifa verletzt worden. 

Eine Klinik in Haifa teilte mit, sie habe nach dem Raketeneinschlag 19 Verletzte aufgenommen, darunter zwei Schwerverletzte. Ein Sanitäter von Magen David Adom berichtete von großer Zerstörung auf den Straßen beim Einschlagsort.

UN-Generalsekretär António Guterres sieht die Welt im Licht des Iran-Konflikts in einem entscheidenden Moment für die Zukunft der Menschheit. Man befinde sich in einer Situation, "in der die eingeschlagene Richtung nicht nur das Schicksal von Nationen, sondern möglicherweise auch unsere gemeinsame Zukunft prägen wird", sagte Guterres vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Man steuere mit rasender Geschwindigkeit auf Chaos zu: "Die Ausweitung dieses Konflikts könnte ein Feuer entfachen, das niemand mehr kontrollieren kann." Diplomatie sei die einzige Chance, um dies zu verhindern.

Wie verhärtet die Fronten sind, berichtet ARD-Korrespondentin Vivica Jungels.

Vivica Jungels, ARD Genf, zu den Chancen den Iran zu Verhandlungen über sein Atomprogramm zu bewegen

tagesschau24, 20.06.2025 16:00 Uhr

Der israelische Außenminister Gideon Saar sieht keine großen Erfolgschancen für die derzeitigen Bemühungen um eine diplomatische Lösung des militärischen Konflikts zwischen seinem Land und dem Iran. "Ich glaube nicht besonders an Diplomatie mit dem Iran", sagte Saar der "Bild"-Zeitung. "Alle diplomatischen Bemühungen bisher waren nicht erfolgreich." Die Iraner würden die Gespräche "in der Regel" nutzen, "um zu täuschen, um Zeit zu gewinnen und Fortschritte zu machen - und ich glaube nicht, dass sie ihr Wesen verändert haben", sagte der Minister.

Der Iran geht hart gegen Menschen vor, die mit Israel zusammenarbeiten. Dazu gehört auch schon, Bilder aus dem Land zu veröffentlichen, berichtet eine Exiljournalistin.

Luftangriffe zwischen Israel und Iran gehen weiter

Moritz Batscheider, BR, tagesschau, 20.06.2025 16:00 Uhr
20.06.2025 • 15:57 Uhr

Internet im Iran gesperrt

Mitten im Krieg mit Israel ist Irans Internet seit zwei Tagen weitgehend blockiert. "Metriken zeigen, dass die Nation seit mehr als zwei Tagen offline ist, so dass Angehörige keinen Kontakt haben und die Bürger schlecht über den Stand des Konflikts mit Israel informiert sind", schrieb die Organisation Netblocks, die vor allem für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist. Nur vereinzelt dringen Informationen nach außen. Millionen Iranerinnen und Iraner im Ausland sorgen sich um ihre Freunde und Familien.

Nach dem Freitagsgebet ist es in mehreren Städten im Iran und anderen nahöstlichen Ländern zu Kundgebungen gegen Israels militärisches Vorgehen gekommen. Die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna meldete Proteste in mehreren Städten des Landes, darunter in der Hauptstadt Teheran.

Im Irak versammelten sich Zehntausende Anhänger des einflussreichen schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr bei Kundgebungen in Bagdad und neun weiteren Provinzen. Sie verurteilten die israelischen Angriffe auf den Iran und forderten ihre Regierung auf, die Nutzung des irakischen Luftraums durch Israel zu unterbinden.

Hunderte Anhänger der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah machten in Beiruts südlichen Vororten ihrem Ärger Luft. Dabei wurden Slogans gerufen, die Israel, den USA und US-Präsident Donald Trump den Tod wünschten.

Die Chefdiplomaten von Deutschland, Frankreich und Großbritannien sind in Genf mit ihrem iranischen Kollegen Abbas Araghtschi zusammengekommen. Eine Woche nach Beginn des Krieges zwischen Israel und dem Iran wollen Außenminister Johann Wadephul (CDU), Jean-Noël Barrot (Frankreich) und David Lammy (Großbritannien) ausloten, ob Teheran zum Einlenken bei seinem Atomprogramm und zum Verzicht auf Atomwaffen bereit ist. 

Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi nennt die israelischen Angriffe auf Atomanlagen im Iran schwere Kriegsverbrechen. Der Iran sei entschlossen, mit aller Kraft seine territoriale Integrität und Souveränität zu verteidigen, sagt Araghtschi bei seiner Ankunft in Genf. Israels Angriff sei ein Verrat an der Diplomatie gewesen, fügt er mit Blick auf die für den 15. Juni angesetzten Verhandlungen mit den USA über das iranische Atomprogramm hinzu.

"Jede Rechtfertigung dieses ungerechten und verbrecherischen Krieges käme einer Komplizenschaft gleich", sagte der Minister kurz vor dem geplanten Treffen mit den Außenministern von Deutschland, Frankreich und Großbritannien sowie der EU-Außenbeauftragten in Genf.

In Israel sind bei einem erneuten Raketenangriff aus dem Iran mehrere Menschen verletzt worden. Ein 16 Jahre alter Junge sowie ein 40 Jahre alter Mann befänden sich in ernstem Zustand, teilte der israelische Rettungsdienst Magen David Adom mit. Zudem sei ein weiterer Mann zur Behandlung in eine Klinik gebracht worden. Alle drei wurden den Angaben nach durch Granatsplitter verletzt. Mehrere israelischen Medien meldeten übereinstimmend, die drei seien bei einem Raketeneinschlag in der Küstenstadt Haifa verletzt worden. Die Nachrichtenseite "ynet" meldete dort 14 Verletzte.

In Tel Aviv und Jerusalem waren einem Augenzeugen zufolge mehrere Explosionen zu hören, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Laut israelischen Medien deuteten erste Berichte zudem auf Raketeneinschläge im Negev und Haifa hin. Die israelische Polizei bestätigt Einschlagstellen, nannte jedoch keine weiteren Einzelheiten. Weiter heißt es, das israelische Militär habe die Bedrohung durch iranische Raketen zunächst für beendet erklärt. Die Bürger könnten die Schutzräume wieder verlassen.

Israels Armee hat einen neuen Raketenangriff aus dem Iran gemeldet. Der Iran habe weitere ballistische Raketen abgefeuert, teilte das israelische Militär mit. Luftabwehrsysteme seien im Einsatz, um die Geschosse abzufangen. In mehreren Gegenden des Landes gab es den Angaben nach Raketenalarm. Die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten wurde angewiesen, in Schutzräume zu gehen. Unbestätigten Berichten zufolge soll es Einschläge gegeben haben, darunter in der Küstenstadt Haifa. Über mögliche Opfer oder Schäden ist bislang nichts bekannt.

20.06.2025 • 15:00 Uhr

Iran meldet Angriff auf Krankenhaus

Im Iran sind im Krieg mit Israel Berichten zufolge bislang drei Krankenhäuser bei Luftangriffen getroffen worden. Am frühen Morgen sei eine Klinik in der Hauptstadt Teheran von Raketen getroffen worden, berichteten iranische Medien übereinstimmend unter Berufung auf einen Sprecher des Gesundheitsministeriums. Damit wurden Berichten zufolge seit Kriegsbeginn bereits drei Krankenhäuser getroffen. Krankenhäuser stehen unter besonderem Schutz des humanitären Völkerrechts. Als zivile Einrichtungen dürfen sie nicht angegriffen werden.

Der Iran beginnt Medienberichten zufolge einen Raketenangriff auf Israel. Das israelische Militär erklärt, es arbeite daran, die Bedrohung abzufangen.

Zwar seien es die Menschen in Israel gewohnt, dass sie von ihren Nachbarn beschossen werden, berichtet ARD-Korrespondentin Pia Steckelbach. Der Krieg gegen den Iran habe aber eine neue Dimension. Auch die Berichterstattung der Journalisten werde durch die israelische Militärzensur erschwert.

Pia Steckelbach, ARD Tel Aviv, zu der aktuellen Lage in Israel

tagesschau24, 20.06.2025 14:00 Uhr

Wegen des Krieges zwischen Israel und dem Iran hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan vor einer verstärkten Flüchtlingsbewegung nach Europa gewarnt. In einem Telefonat mit dem Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hob Erdogan nach Angaben seines Büros hervor, dass die "durch die israelischen Angriffe ausgelöste Spirale der Gewalt" der gesamten Region und Europa schaden könne. Zudem bestehe die Gefahr eines atomaren Lecks. Erdogan drängte auf eine Rückkehr an den Verhandlungstisch.

Die humanitäre Lage im Gazastreifen wird nach Angaben von UNICEF immer dramatischer. Vor allem Kinder seien durch Mangelernährung und unhygienische Zustände gefährdet. Allein im Mai hätten 5.119 Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren in dem durch 20 Monate Krieg weitgehend zerstörten Küstenstreifen wegen akuter Mangelernährung behandelt werden müssen, teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen mit. Dies sei ein Anstieg um 50 Prozent im Vergleich zum Vormonat. 

Bundestagsabgeordnete verschiedener Fraktionen fordern einen Abschiebestopp für Flüchtlinge aus dem Iran. Es sei falsch, Menschen jetzt in den Krieg im Iran abzuschieben, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Hakan Demir dem Magazin "Der Spiegel". Er begrüße deshalb einen Abschiebestopp. Auch Abgeordnete der Grünen und der Linken fordern das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auf, keine Menschen in den Iran abzuschieben.

Israel und Iran setzen Angriffe fort

Moritz Batscheider, BR, tagesschau, 20.06.2025 14:00 Uhr

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Zivilschutzes mindestens 43 Menschen getötet worden. 26 von ihnen seien getötet worden, während sie nahe des Netzarim-Korridors auf humanitäre Hilfsgüter warteten, sagte der Sprecher des Zivilschutzes, Mohammed al-Mughajjir, der Nachrichtenagentur AFP. 17 weitere Menschen seien bei israelischen Angriffen auf fünf verschiedene Orte in dem Palästinensergebiet getötet worden.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hat mit Blick auf das iranische Atomprogramm eine Rückkehr zu Gesprächen gefordert. "Der iranische Nuklearbereich ist eine Bedrohung und in der Sache darf es keine laxe Haltung geben", sagte Macron in Paris. Er ergänzte aber: "Niemand kann ernsthaft glauben, dass man auf diese Bedrohung mit den laufenden Operationen antwortet." Es gebe sehr gut geschützte Werke im Iran und niemand könne derzeit genau sagen, wo sich das auf 60 Prozent angereicherte Uran befinde. "Das ist ein Programm, über das man auch über technische Expertise und Verhandlungen die Kontrolle zurückgewinnen muss", sagte Macron. "Die Rückkehr zu inhaltlichen Verhandlungen muss absolut priorisiert werden."

Kurz vor dem Treffen europäischer Außenressort-Chefs mit ihrem iranischen Kollegen in Genf hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan telefoniert. Merz und Erdoğan hätten sich "wechselseitig über ihre Vermittlungsbemühungen informiert und sich versprochen, sich weiterhin sehr, sehr eng abzustimmen und zu informieren", sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius in Berlin. "Beide waren sich einig, dass der Iran nicht über Atomwaffen verfügen dürfe, und dass es gelte, eine Ausweitung des Konflikts zu vermeiden", teilte die Bundesregierung mit. Darüber hinaus stimmten sie überein, dass ein "baldiger Waffenstillstand" in Gaza nötig sei.

Ein Schiff mit Hunderten wegen des Iran-Israel-Krieges im Ausland gestrandeten Israelis ist in Israel angekommen. "Ein Passagierschiff, das Israelis aus dem Hafen von Limassol in Zypern bringt, hat heute mit 1.500 Israelis an Bord im Hafen Aschdod angedockt", erklärte die israelische Armee. Das Schiff sei von einem israelischen Marineboot begleitet worden. Nach Ausbruch des Krieges mit dem Iran vor rund einer Woche hatte Israel seinen Luftraum geschlossen. Nach Angaben des israelischen Transportministeriums waren dadurch 100.000 bis 150.000 Israelis im Ausland gestrandet.

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat nach eigenen Angaben verstärkte Angriffe auf die iranische Hauptstadt Teheran angeordnet. Dabei sollten symbolträchtige Ziele der iranischen Führung ins Visier genommen werden, sagte Katz. Er sprach von "Mechanismen zur Unterdrückung der Bevölkerung" und nannte als Beispiel die radikale Basidsch-Miliz. Auch solle die iranische Führung destabilisiert werden, indem ihre Machtbasis angegriffen werde. Hier erwähnte er die Elite-Einheit der Revolutionsgarde.

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat gefordert, dass die Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastrukturen im Konflikt zwischen Israel und dem Iran eingestellt werden müssten. Teheran müsse zudem seine Bereitschaft zeigen, über sein Atomprogramm an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Frankreich hat seit einigen Tagen eine klare und eindeutige Stimme: Es gibt keine Rechtfertigung für Angriffe auf Energieinfrastruktur und Zivilbevölkerung", sagte Macron.

Der Widerstand gegen das Regime ist in der iranischen Bevölkerung in den vergangenen 46 Jahren beständig gewachsen, sagt der Iran-Experte und Journalist Armin Ghassim im Interview mit tagesschau24.

Dass der Krieg mit Israel diesen Widerstand noch stärken könnte, daran äußerte er deutliche Zweifel. Zum einen würden Proteste durch die Angriffe und das Bombardement Israels unmöglich, zum anderen funktioniere der "Kontroll- und Unterdrückungsapparat" des Regimes weiterhin. Iran sei aber auch ein Land mit einem starken Sinn für seine nationale Unabhängigkeit, betonte Ghassim. Gerade angesichts der versuchten Einflussnahme anderer Staaten wie Russland oder den USA in de Vergangenheit herrsche ein großes Misstrauen gegenüber "ausländischen Interventionen".

Armin Ghassim, Journalist und Iran-Experte, mit Hintergründen zu dem Krieg zwischen Israel und dem Iran

tagesschau24, 20.06.2025 11:00 Uhr

Einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge sollen Schiffe der Reederei Maersk den Hafen in Haifa vorübergehend nicht mehr anlaufen. Die Reederei begründete ihre Entscheidung demnach mit den "regionalen Spannungen" zwischen Israel und dem Iran.

20.06.2025 • 11:07 Uhr

Wadephul erhöht Druck auf Iran

Bundesaußenminister Johann Wadephul soll heute in Genf mit seinem iranischen Amtskollegen Abbas Aragthschi zu Gesprächen zusammenkommen. Auch Großbritanniens Außenminister David Lammy und der französische Außenminister Jean-Noël Barrot sollen an dem Treffen teilnehmen. Wadephul forderte im Vorfeld "die ernsthafte Bereitschaft" des Iran, "auf jede Anreicherung von nuklearem Material zu verzichten, was in Richtung einer atomaren Bewaffnung gehen könnte". Nur dann könne es weitere Verhandlungen geben. Der CDU-Politiker betonte:

Iran ist jetzt am Zug und Israel kann sich darauf verlassen, dass die Bundesrepublik Deutschland die Sicherheit und die Existenz des israelischen Staates immer im Auge behalten wird, verteidigen wird.

Vor dem Treffen mit dem iranischen Außenminister Abbas Aragthschi hat Christophe Lemone, Sprecher des französischen Außenministeriums, nochmals die Bedeutung einer diplomatischen Lösung mit dem Iran hervorgehoben. Das iranische Atomprogramm beschäftige die Diplomatie schon seit 20 Jahren, sagte Lemone. "Die Geschichte zeigt, dass der einzige Weg, ein Land dazu zu bringen, den Nichtverbreitungsvertrag einzuhalten, der diplomatische Weg ist. Militärische Lösungen sind keine langfristigen Lösungen", mahnte er. Die internationale Gemeinschaft könne in einer Region, die bereits extrem instabil ist, nicht das Risiko von Militäreinsätzen eingehen, die außer Kontrolle geraten können.

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat die pro-iranische Hisbollah vor einem Eingreifen in den Krieg zwischen dem Iran und Israel gewarnt. Er rate der Miliz, "vorsichtig zu sein und zu verstehen, dass Israel die Geduld mit den Terroristen, die es bedrohen, verloren hat", mahnte Katz und betonte: "Sollte es Terrorismus geben, wird es keine Hisbollah mehr geben." Zuvor hatten bereits die USA die Hisbollah vor einer Einmischung in den Krieg gewarnt. 

Die Hisbollah galt lange als stärkste Gruppe in der vom Iran gegründeten und gegen Israel und die USA gerichteten "Achse des Widerstands". Aus der jüngsten Konfrontation mit Israel ging die pro-iranische Miliz aber stark geschwächt hervor. Der Konflikt zwischen der Hisbollah und Israel war nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel Anfang Oktober 2023 wieder eskaliert. Die Hisbollah lieferte sich zwischen September und November vergangenen Jahres heftige Gefechte mit Israel. Seit Ende November gilt eine Waffenruhe.

Binnen zwei Wochen will US-Präsident Donald Trump über eine mögliche Beteiligung der USA am Militäreinsatz Israels gegen den Iran entscheiden. Ein Aufschub, der in den USA auf geteiltes Echo stößt.

Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi hat die Erwartungen vor den Gesprächen mit seinen europäischen Amtskollegen in Genf gedämpft. "Es gibt keinen Raum für Verhandlungen mit uns, bis die israelische Aggression aufhört", zitierte das iranische Staatsfernsehen den Minister. Gespräche mit den USA schließe der Iran grundsätzlich aus und begründet dies damit, dass das Land mit Israel verbündet sei.

Der Raketeneinschlag in Beerscheva ist laut des israelischen Militärs auf eine Fehlfunktion der dortigen Luftabwehr zurückzuführen, wie ARD-Korrespondentin Pia Steckelbach aus Tel Aviv berichtet. Die Menschen in Israel seien angespannt. Die meisten würden den Krieg gegen den Iran aber dennoch als notwendig betrachten.

Pia Steckelbach, ARD Tel-Aviv, und Nadja Armbrust, ARD Istanbul, zur aktuellen Lage in Israel und im Iran

Morgenmagazin, 20.06.2025 05:30 Uhr
20.06.2025 • 09:24 Uhr

Ölpreise sinken deutlich

Die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, innerhalb von zwei Wochen über eine mögliche Beteiligung am israelischen Militäreinsatz gegen den Iran entscheiden zu wollen, sorgt vorerst für Erholung an der Börse und auf dem Ölmarkt.

In Genf laufen die letzten Vorbereitungen vor dem Treffen von Bundesaußenminister Johann Wadephul, dem britischen Außenminister David Lammy und dem französischen Außenminister Jean-Noël Barrot mit ihrem iranischen Amtskollegen Abbas Araghtschi auf Hochtouren. Die Pressesprecherin der ständigen deutschen Vertretung beschrieb die Stimmung gegenüber ARD-Korrespondentin Vivica Jungels als "aufgeheizt". Es sei ein "sehr heißes Eisen", was bei den Gesprächen angefasst werden solle.

Vivica Jungels, ARD Genf, zu den Hintergründen der diplomatischen Verhandlungen mit dem Iran

Morgenmagazin, 20.06.2025 05:30 Uhr

Israels Armee hat bei ihren jüngsten Angriffen auf den Iran eigenen Angaben zufolge Raketensysteme im Gebiet der Hauptstadt Teheran und rund um Isfahan zerstört. Diese seien auf Flugzeuge der israelischen Luftwaffe gerichtet gewesen und hätten deren Betrieb stören sollen, hieß es. Mit den Angriffen plane die israelische Luftwaffe, ihre Handlungsfreiheit im iranischen Luftraum auszuweiten. "Kampfjets und andere Flugzeuge der israelischen Luftwaffe operieren weiterhin ungehindert im iranischen Luftraum und greifen militärische Ziele des iranischen Regimes im West- und Zentraliran an", teilte das Militär weiter mit.

In Teheran soll am Vormittag erneut die Luftabwehr aktiviert worden sein, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf die iranische Nachrichtenagentur Mehr berichtet.

Kanzleramtschef Thorsten Frei blickt nur mit verhaltenem Optimismus auf die für heute geplanten Gespräche in Genf, bei denen Außenminister Johann Wadephul gemeinsam mit seinem französischen Amtskollegen Jean-Noël Barrot und dem britischen Außenminister David Lammy mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi beraten will. Trotzdem sei es wichtig, "dass man versucht, jeden Gesprächsfaden, den es gibt, auch tatsächlich aufzunehmen und weiterzuentwickeln", betonte der CDU-Politiker im ARD-Morgenmagazin. In dieser "sehr schwierigen Situation" sei es wichtig, zu versuchen, "ein diplomatisches Fenster" offenzuhalten. Fakt sei aber auch, dass der Iran Gespräche in den vergangenen zehn Jahren genutzt habe, um parallel dazu Uran weiter anzureichern - und zwar weit über das Maß hinaus, das für eine friedliche Nutzung notwendig sei.

Thorsten Frei, Kanzleramtsminister von der CDU, zu den diplomatischen Bemühungen im Israel-Iran-Krieg

Morgenmagazin, 20.06.2025 05:30 Uhr
20.06.2025 • 07:10 Uhr

Raketeneinschlag in Beerscheva

Bei einem iranischen Raketenangriff auf Israel am Morgen ist dem israelischen Militär zufolge die Stadt Beerscheva im Süden des Landes getroffen worden. Mindestens ein Geschoss sei in der Nähe von Wohnhäusern, Bürogebäuden und Industrieanlagen eingeschlagen, teilte die Armee mit. Bei mindestens einem Wohnkomplex sei die Fassade abgerissen worden. Sanitätern zufolge wurden mindestens sechs Menschen leicht verletzt. Es werde aber in den Wohnungen noch nach weiteren Verletzten gesucht.

Der israelische Sender Kan zeigt Aufnahmen von brennenden Autos, dicken Rauchschwaden und zerbrochenen Fenstern an Wohngebäuden. CNN berichtet von Bränden in der Nähe von Bürogebäuden, in denen auch eine Vertretung des Microsoft-Konzerns untergebracht ist. Beerscheva war in den vergangenen Tagen bereits wiederholt zum Ziel iranischer Angriffe geworden.

Ein zerstörtes Auto steht vor einem schwer beschädigten Wohnhaus in Beerscheva.

Israel hat im Iran nach eigenen Angaben erneut Dutzende Ziele angegriffen. Mehr als 60 Kampfflugzeuge hätten in der Nacht unter anderem militärische Anlagen zur Herstellung von Raketen sowie das Hauptquartier einer Forschungseinrichtung des iranischen Atomprogramms attackiert, teilte die Armee am Morgen mit. Im Raum der iranischen Hauptstadt Teheran seien mehrere Industrieanlagen zur Raketenproduktion getroffen worden. Das Gebiet habe als ein zentrales Industriezentrum des iranischen Verteidigungsministeriums gedient. Zudem sei eine Anlage zur Herstellung einer wichtigen Komponente für das iranische Atomwaffenprogramm ins Visier genommen worden. Von iranischer Seite sind die Angriffe bisher nicht bestätigt. Israel hatte zuvor nächtliche Drohnen- und Raketenangriffe seitens des Iran gemeldet.

Der Krieg zwischen Israel und Iran geht weiter

Jon Mendrala, NDR, tagesschau24, 20.06.2025 10:00 Uhr

Der CDU-Europaabgeordnete Michael Gahler, außenpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion im Sicherheits- und Verteidigungsausschuss, hat sich im Gespräch mit dem Spiegel für Strafmaßnahmen gegen Israels Finanzminister Bezalel Smotrich und den Polizeiminister Itamar Ben-Gvir ausgesprochen. Die beiden Minister hätten sich "seit Langem durch besonders extreme Äußerungen hervorgetan, nicht nur die Zukunft von Gaza betreffend, sie unterstützen aktiv die radikale Siedlerbewegung im Westjordanland und haben sich auch damit gegen eine Zweistaatenlösung gestellt", begründete Gahler seine Haltung. Für ihr seien eine Einreisesperre oder das Einfrieren von deren Vermögen als mögliche Sanktionen vorstellbar.

Gahler kritisierte die israelische Siedlungspolitik im Westjordanland als völkerrechtswidrig. "Wir brauchen weiterhin gute Beziehungen nach Israel, sollten aber gezielt gegen die Akteure vorgehen, die eine Zweistaatenlösung immer weiter erschweren", mahnte Gahler. Bereits vor rund anderthalb Wochen hatten fünf Länder Sanktionen gegen Smotrich und Ben-Gvir verhängt.

Bundesaußenminister Johann Wadephul hat den Iran vor den heutigen Beratungen auf Außenminister-Ebene in Genf zu mehr Ernsthaftigkeit aufgefordert. Sollte "eine ernsthafte und transparente Bereitschaft des Iran" zu erkennen sein, auf sein Atomprogramm zu verzichten, "dann gibt es eine wirkliche Chance, eine weitere Eskalation dieses Krieges zu verhindern", sagte Wadephul im MDR-Podcast "Das Interview"

Wadephul und die Außenminister von Frankreich und Großbritannien wollen im schweizerischen Genf mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi verhandeln. Bisherige Gespräche mit Teheran zum Atomprogramm waren jedoch nicht erfolgreich.

Der CDU-Außenpolitiker Armin Laschet hat Bundeskanzler Friedrich Merz gegen Kritik an dessen "Drecksarbeit"-Äußerung in Bezug auf die israelischen Angriffe auf den Iran verteidigt. "Ich muss ihm das schon zugutehalten - wenn er da etwas deutlicher spricht, vielleicht auch eine Kursänderung vornimmt, dann ist das gut", sagte Laschet am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner". Merz hatte am Dienstag am Rande des G7-Gipfels in Kanada Israels Militäreinsatz gegen den Iran gewürdigt. "Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle", hatte Merz, ebenfalls im Gespräch mit dem ZDF, gesagt. Die Äußerungen sorgten für Kritik, unter anderem vom Koalitionspartner SPD.

Laschet räumte ein, dass wahrscheinlich "weder der Bundeskanzler noch der Außenminister noch irgendeiner" Israel vorab zu einem solchen präventiven Schlag geraten hätten. Die völkerrechtliche Diskussion helfe aber jetzt nicht weiter. "Wir sind jetzt mittendrin", betonte Laschet. "Wir sind jetzt dabei, dass der Iran nach 20 Jahren Herumtaktieren endlich dazu kommt, auf die Atombombe zu verzichten." Zugleich warnte Laschet vor dem Versuch, einen Systemwechsel im Iran mit militärischen Mitteln herbeizuführen. "Kein vernünftiger Mensch in Europa ist dagegen, dass das Mullah-System verschwindet", sagte der CDU-Politiker. Die Frage sei nur, wie man dahin komme. "Das werden nicht die Israelis bestimmten können und auch nicht die Amerikaner, die militärisch eingreifen", warnte Laschet. Er glaube, dass die iranische Zivilgesellschaft das Regime aus eigener Kraft stürzen könne.

Die israelische Armee hat mitgeteilt, dass die Bevölkerung die Schutzräume wieder verlassen könne. Die Such- und Rettungskräfte seien an einem Ort im Einsatz, wo ein Geschoss niedergegangen sein soll. Kurz zuvor waren laut dem Militär mehrere Drohnen aus dem Iran abgefangen worden.

20.06.2025 • 05:04 Uhr

Israel meldet Raketenangriffe

Der Iran setzt seine Raketenangriffe auf Israel nach Angaben des israelischen Militärs fort. Die Luftabwehr sei erneut im Einsatz, um Geschosse abzufangen, teilte das Militär am frühen Morgen mit. Die Bevölkerung wurde angewiesen, bis auf Weiteres in den Schutzräumen zu bleiben. Kurz zuvor waren laut Militär mehrere Drohnen aus dem Iran abgefangen worden.

US-Außenminister Marco Rubio hat am Donnerstag (Ortszeit) den britischen Außenminister David Lammy sowie die australische Außenministerin Penny Wong, den französischen Außenminister Jean-Noël Barrot und den italienischen Außenminister Antonio Tajani jeweils zu Einzelgesprächen getroffen, um den Konflikt zwischen Israel und dem Iran zu besprechen. Wie das US-Außenministerium mitteilte, sind sich Rubio und die Außenminister einig gewesen, dass der Iran niemals eine Atomwaffe entwickeln oder erwerben soll.

Bei den israelischen Angriffen auf den Iran sind nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation mindestens 657 Menschen getötet worden. Mehr als 2.030 weitere seien verletzt worden, teilte die in Washington ansässige Organisation Human Rights Activists mit. Die Gruppe erklärte, sie habe 263 der Toten als Zivilisten und 164 als Sicherheitskräfte identifiziert.

Die Organisation Human Rights Activists, die auch während der Anti-Regierungsproteste im Iran 2022 Opferzahlen veröffentlicht hatte, gleicht Berichte in der Islamischen Republik mit einem Netzwerk von Quellen ab, das sie im Land aufgebaut hat.

Die iranische Regierung aktualisiert die Zahl der Opfer der israelischen Angriffe nur unregelmäßig. Zuletzt hatte die Regierung am Montag 224 Tote gemeldet. Weitere 1.277 sind den Regierungsangaben zufolge verletzt worden.

20.06.2025 • 03:56 Uhr

Israel: Drohnenangriffe abgewehrt

Die israelische Flugabwehr hat nach Militärangaben in der Nacht wiederholte Drohnenangriffe aus dem Iran abgewehrt. Im Gebiet des Toten Meeres seien kurz nacheinander drei Drohnen abgefangen worden, teilte die Armee auf Telegram mit. Zuvor hatten wieder die Warnsirenen geheult.

 

Israels Außenminister Gideon Saar schreibt auf X, in Tel Aviv sei eine Granate auf die Residenz des norwegischen Botschafters geworfen worden. In Oslo teilt das norwegische Außenministerium mit, in der Residenz hab es eine Explosion gegeben. "Kein Botschaftsmitarbeiter wurde bei dem Vorfall verletzt", heißt es in einer per E-Mail versandten Erklärung, die keine Angaben zur Ursache der Explosion enthielt. Die israelische Polizei erklärt, es sei "leichter Sachschaden" entstanden. Eine Untersuchung sei eingeleitet worden.

Das britische Außenministerium bestätigt offiziell die Teilnahme des Außenministers David Lammy am heutigen Treffen mit seinen Amtskollegen aus Deutschland und Frankreich in Genf. Daran teilnehmen werde auch die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sowie der iranische Außenminister Abbas Araghchi. Bei dem Treffen soll eine diplomatische Lösung im Streit um das iranische Atomprogramm diskutiert werden, teilte das Außenministerium am Donnerstag mit. "Innerhalb der nächsten zwei Wochen besteht nun die Möglichkeit, eine diplomatische Lösung zu finden", so Lammy in der Erklärung des Außenministeriums.

Israel hat laut Premierminister Netanjahu etwa die Hälfte der iranischen Raketenabschussrampen getroffen. Das Auswärtige Amt hat Angehörige deutscher Entsandter in Israel und anderen Ländern der Region zur Ausreise aufgerufen.