
Auch DAX erneut tiefer Rekordlauf der US-Börsen vorerst vorbei
Sorgen über die US-Zollpolitik und Verluste bei wichtigen Einzelwerten haben die Stimmung an der Wall Street getrübt. Der DAX konnte seine Gewinne nicht halten - und schloss letztlich erneut im Minus.
Die New Yorker Börsen haben ihre Rekordjagd erst einmal beendet. Ein unerwartet trüber Ausblick des US-Einzelhändlers Walmart schürte heute Konjunktursorgen, was wiederum Aktien von Banken belastete. Der Leitindex Dow Jones verlor rund ein Prozent auf 44.177 Punkte. Der von Technologieaktien dominierte Nasdaq 100 sank um 0,5 Prozent auf 22.068 Punkte. Er hatte am Vortag ebenso einen Höchststand erreicht wie der breit aufgestellte S&P 500, der heute aber ebenfalls 0,4 Prozent tiefer notierte.
Die Walmart-Papiere verbuchten als Schlusslicht im Dow Jones satte Verluste von 6,5 Prozent. Der weltweit größte Einzelhändler geht eher vorsichtig in das neue Geschäftsjahr. Das Wachstum dürfte sich etwas abschwächen, hieß es vom Konzern. Walmart gilt als guter Indikator für das Konsumverhalten der Amerikanerinnen und Amerikaner. "Walmarts Ergebnisse zeigen, dass die Verbraucher den Gürtel enger schnallen", meint Michael Matousek, Chefhändler beim Investitionsverwalter U.S. Global Investors.
Der private Konsum ist eine wichtige Stütze für die US-Wirtschaft. Schwächelt die Konjunktur, drohen eine sinkende Kreditnachfrage und schließlich Belastungen für Banken. Anlegerinnen und Anleger nahmen daher bei den in letzter Zeit gut gelaufenen Papieren von Geldhäusern Gewinne mit. Goldman Sachs und JPMorgan büßten jeweils um die vier Prozent ein. Morgan Stanley stand mit ähnlichen Abschlägen unter Druck. Auch Citigroup und Wells Fargo gaben deutlich nach.
Für Nervosität am Markt sorgten darüber hinaus einmal mehr die Drohungen von US-Präsident Donald Trump, die Handelszölle auszuweiten. Auch dessen schwankende Unterstützung für die Ukraine und ihre europäischen Verbündeten trägt zur Verunsicherung bei.
Nach seiner Rekordjagd und dem gestrigen Kursrutsch aufgrund von Gewinnmitnahmen ist auch der DAX erneut mit Verlusten aus dem Handel gegangen. Zunächst hatte sich der deutsche Leitindex stabilisiert und war um bis zu 0,6 Prozent nach oben geklettert - im Zuge der schwachen US-Börsen drehte er am Nachmittag jedoch ins Minus. Am Ende schloss das Börsenbarometer rund 0,5 Prozent tiefer bei 22.315 Punkten.
Die Stabilisierung nach dem "kleinen Ausverkauf" verläuft derzeit "nur halbherzig", wie Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets kommentiert. "Bis zum Wochenende dürfte sich der DAX noch in halbwegs sicherem Terrain bewegen." Doch mit Blick auf die Bundestagswahl an diesem Sonntag könnte ihm noch ein "stürmischer Monatsausklang" bevorstehen. So drohe am Montag ein deutliches Abwärtsrisiko, und zwar so "wie wir es bereits nach DeepSeek und den Zolldrohungen von Trump gesehen haben", meint der Experte.
"Die Zeichen in Frankfurt stehen auf Korrektur, auch weil sich vor der Bundestagswahl am Sonntag nicht viele Anleger zu neuen Käufen motivieren dürften", betont auch Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Die aktuellen Umfragen sagten eine schwierige Regierungsbildung voraus und diese Unsicherheit könne in den kommenden Tagen und Wochen auf die Kurse drücken.
Auch Jochen Stanzl von CMC Markets sieht einige Stolpersteine für den DAX: "Die Anleger könnten nun in eine Phase übergehen, in der nicht mehr ausschließlich auf optimistische Nachrichten gesetzt wird, sondern vermehrt kritische Fragen aufkommen." Dazu zählten Überlegungen zu den Auswirkungen der von Trump angedrohten Strafzölle und die Folgen für die transatlantischen Beziehungen, wenn der US-Präsident auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin zugehe. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Investoren ist die künftige Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hatte gestern ihre Sorge darüber ausgedrückt, dass die EZB zu viele Zinssenkungen durchführen würde.
Am deutschen Aktienmarkt stand heute zudem die Berichtssaison der Unternehmen im Fokus. Unter anderem informierten die DAX-Konzerne Mercedes-Benz und Airbus über ihre Geschäftsentwicklung. Die Airbus-Aktie gehörte daraufhin zu den Verlierern im DAX. Der weltgrößte Flugzeugbauer nimmt sich zwar nach einem holprigen Jahr für 2025 mehr vor. Vorstandschef Guillaume Faury will etwa 820 Passagierjets ausliefern und damit über 50 mehr als im Vorjahr. Das operative Ergebnis vor Sonderposten (bereinigtes Ebit) soll auf etwa sieben Milliarden Euro klettern - Analysten hatten sich jedoch etwas mehr ausgerechnet. Die Titel sackten um knapp 2,3 Prozent ab.
Die Papiere von Mercedes-Benz verloren ebenfalls mehr als zwei Prozent und knüpften an die Gewinnmitnahmen vom Vortag an. Der Autobauer hat im vergangenen Jahr vor allem wegen des schlecht laufenden Geschäfts in China einen deutlichen Gewinneinbruch erlitten. Das Konzernergebnis fiel im Jahresvergleich um gut 28 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro. Die Stuttgarter hatten bereits im September ihre Gewinnerwartungen drastisch kappen müssen. Die Dividende soll um einen Euro auf 4,30 Euro je Aktie gekürzt werden.
Am Rohstoffmarkt trieb die Hoffnung auf ein Handelsabkommen zwischen den USA und China den Kupferpreis in die Höhe. Das Industriemetall verteuerte sich um bis zu 1,1 Prozent auf 9.575 Dollar je Tonne. Trump deutete an, dass ein neues Handelsabkommen mit dem weltgrößten Metallverbraucher China möglich sei. Er betonte sein gutes Verhältnis zu Präsident Xi Jinping. Anlegerinnen und Anleger fürchten einen deutlichen Konjunkturrücksetzer, sollte Trump seine angekündigten Zölle wie geplant umsetzen.
Zudem steuerten viele Investoren weiterhin Gold an. Das Edelmetall verteuerte sich in der Spitze um 0,8 Prozent auf ein frisches Allzeithoch von 2.954,69 Dollar je Feinunze. Seit Jahresbeginn hat der Preis um rund zwölf Prozent zugelegt. Gold hatte zuletzt stark von seinem Ruf als "sicherer Hafen" profitiert, aber auch Ängste vor möglichen Trump-Zöllen auf Rohstoffimporte - inklusive Goldbarren - trieben den Preis.
Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, geht davon aus, dass der Goldpreis weiter unterstützt bleibt. "Anleger müssen jedoch jederzeit mit Kursrückschlägen rechnen, falls sehr stark auf der Käuferseite positionierte spekulative Investoren kurzfristig Gewinne mitnehmen sollten", schreibt er in einem Kommentar.
Die Ölpreise sind heute gestiegen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April kostete zuletzt 77,12 Dollar. Das sind 1,08 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Lieferung im März stieg um 1,00 Dollar auf 73,25 Dollar. Gestützt wurden die Ölpreise durch den gesunkenen Dollarkurs. Ein schwächerer Dollar macht Rohöl für Anleger aus anderen Währungsräumen günstiger. Dies stützt die Nachfrage. Die in der vergangenen Woche in den USA stärker als erwartet gestiegene Rohöllagerbestände belasteten die Ölpreise nicht.
Der Euro hat heute ebenfalls zugelegt. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0493 Dollar gehandelt. An den drei Tagen davor war der Euro gefallen. Nun also erholte er sich. Weiterhin spielt das Zerwürfnis der USA mit der Ukraine und Europa eine wichtige Rolle an den Märkten. "Die Wendungen in der US-Politik unterstreichen die Notwendigkeit für die EU, sich sicherheitspolitisch von den USA abzukoppeln, was nur über eine massive Steigerung und Umorganisation der Verteidigungsausgaben erfolgen kann", kommentieren die Experten der Dekabank.
Die EU-Kommission hat deutsche Fördergelder in Höhe von 920 Millionen Euro für ein im Bau befindliches Halbleiterwerk des Unternehmens Infineon in Dresden gebilligt. Die Beihilfe stimme mit den Zielen des europäischen Chip-Gesetzes überein, erklärte die Brüsseler Behörde. Damit soll Europa unabhängiger von Herstellern in Asien und den USA werden.
Der Technologiekonzern Siemens hat mit der Verringerung seines Anteils an der Medizintechniktochter Siemens Healthineers brutto 1,45 Milliarden Euro eingenommen. Verkauft worden seien 26,5 Millionen Aktien, teilte das Unternehmen gestern Abend mit. Damit ergibt sich ein Preis von etwa 54,72 Euro je Anteilschein. Der Xetra-Schlusskurs von Siemens Healthineers hatte bei 55,28 Euro gelegen. Dass der Mutterkonzern seine Beteiligung an Siemens Healthineers weiter abbaut, drückte die zuletzt schwächelnde Aktie des Medizintechnikunternehmens um weitere 2,0 Prozent.
Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 plant einem Medienbericht zufolge einen weiteren Jobabbau. Firmenchef Bert Habets werde ein neues Sparpaket bei der Bilanz-Pressekonferenz am 6. März vorstellen, berichtete das "Manager Magazin". Habets wolle "grob 500 Stellen" streichen und der Abbau sei bereits mit dem Betriebsrat verhandelt. Der Schnitt in die Personaldecke werde maßgeblich das Fernseh- und Streaminggeschäft mit zurzeit noch etwa 4.000 Mitarbeitern treffen, hieß es. Auch bei den Sachkosten solle gespart werden. ProSiebenSat.1 äußerte sich zunächst nicht konkret dazu. Wie alle Medienunternehmen sei man in der Transformation.
Der chinesische Internetriese Alibaba hat im dritten Quartal seines Geschäftsjahres die Umsatzerwartungen von Analysten übertroffen und deutlich mehr Gewinn gemacht. Von Oktober bis Dezember stieg der Umsatz um acht Prozent auf 280 Milliarden Yuan (36,8 Milliarden Euro), wie die Firma mitteilte. Beim Gewinn meldete sie einen Sprung um 239 Prozent auf fast 49 Milliarden Yuan. Die Geschäftsentwicklung Alibabas, das auch Chinas größte E-Commerce-Plattform Taobao betreibt, gilt als wichtiger Indikator für die Stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher in der Volksrepublik.
Der Lkw- und Bahn-Zulieferer Knorr-Bremse hat dank eines brummenden Geschäfts mit der Ausstattung von Schienenfahrzeugen operativ mehr verdient. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr trotz der deutlichen Abschwächung des Truck-Markts auf 966 Millionen Euro nach 893 Millionen Euro im Vorjahr. Ein zuversichtlicher Ausblick bescherte den Aktien heute zeitweise ein Dreijahreshoch.
Nach der Veröffentlichung des Geschäftsberichts machen die Anleger bei Krones Kasse. Die Aktien des weltgrößten Getränke-Abfüllanlagenherstellers fielen im MDAX in der Spitze um 6,9 Prozent. Seit Jahresbeginn haben die Titel gut zehn Prozent zugelegt. Krones hat seine Erlöse 2024 um zwölf Prozent auf 5,29 Milliarden Euro gesteigert und lag damit erstmals über der Fünf-Milliarden-Schwelle.
Steil nach unten ging es auch bei Palantir. Die Papiere des Unternehmens, das Regierungen unter anderem KI-gestützte Software für die Überwachung von Truppenbewegungen anbietet, bröckelten zeitweise um gut acht Prozent ab. Das US-Verteidigungsministerium will in seinem Haushalt für das kommende Jahr mögliche Einsparungen in Höhe von 50 Milliarden Dollar identifizieren.
Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hat entschieden, dass Birkenstock-Sandalen keine urheberrechtlich geschützten Werke der angewandten Kunst sind. Für einen Urheberrechtsschutz reiche ein rein handwerkliches Schaffen mit formalen Gestaltungselementen nicht aus, betonte das Gericht. Birkenstock hatte gegen drei Konkurrenten geklagt, die ähnliche Schuhmodelle verkauften wie die eigenen.
Der Windparkentwickler PNE hat seine Prognose für 2024 übertroffen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte vorläufigen Zahlen zufolge bei 60 bis 70 Millionen Euro liegen. Ursprünglich hatte PNE nur 40 bis 50 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Grund seien unter anderem starke Leistungen in der Stromerzeugung sowie erfolgreiche Projektverkäufe.
Der Finanzvermittler Hypoport hat seine Jahresziele für 2024 erreicht und nimmt sich nun vor 2025 viel vor. Für das laufende Jahr geht der Betreiber der Immoblienkreditplattform Europace und des Finanzvertriebs Dr. Klein von einem Umsatzsprung um ein Siebtel auf mindestens 640 Millionen Euro aus. Das Ebit soll sich auf 30 bis 36 Millionen Euro in etwa verdoppeln. Für die Aktien ging es zeitweise auf ein Dreimonatshoch. Mit plus 6,5 Prozent schlossen sie.
Der US-Technologiekonzern Apple hat sein neues iPhone 16e vorgestellt - um den zuletzt schwächelnden iPhone-Verkauf anzukurbeln, ist das neue Modell weitaus günstiger zu haben als frühere iPhones. Apple-Vizepräsidentin Kaiann Drance zufolge verfügt das iPhone 16e über viele Funktionen, die in teureren Modellen zu finden sind - wie etwa auf Apple zugeschnittene KI-Funktionen und die Integration von ChatGPT von KI-Pionier OpenAI -, ist aber schon für knapp 600 Dollar zu haben.
Der französische Autohersteller Renault hat dank Einsparungen und einer Modelloffensive im vergangenen Jahr mehr verdient. Das operative Ergebnis kletterte um 3,6 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro und übertraf damit die Erwartungen der Analysten. Renault setzte sich damit von der Branchenmisere ab - als einer der wenigen Autohersteller musste der Konzern seine Jahresziele nicht revidieren und erreichte sie auch.
Nach dem Aus in der Champions League geraten die Aktien von Juventus unter Druck und verlieren an der Mailänder Börse zeitweise mehr als elf Prozent. Der Turiner Fußball-Erstligist unterlag dem PSV Eindhoven 1:3 im Rückspiel der K.-o.-Phase. Der Verein ist nach dem AC Mailand und Atalanta die dritte italienische Mannschaft, die aus dem Wettbewerb ausgeschieden ist.
Der Elektro-Lastwagenbauer Nikola sucht nach einem langen Überlebenskampf Schutz vor seinen Gläubigern in einem US-Insolvenzverfahren. Man wolle Unternehmenswerte verkaufen und das eigene Geschäft einstellen, teilte Nikola mit. Als drittgrößter Gläubiger wird in dem Insolvenzantrag der deutsche Autozulieferer Bosch genannt, dem Nikola 13,3 Millionen US-Dollar schuldet.