Händler an der New York Stock Exchange.
marktbericht

DAX nach Rekordhoch unter Druck Die Korrektur ist da

Stand: 19.02.2025 22:18 Uhr

Dem DAX brachte der Mittwoch erst einen neuen Rekord und dann eine scharfe Korrektur. An der Wall Street ging es viel gemächlicher zu.

Erst war die Wall Street angesichts der Zollpläne von US-Präsident Donald Trump verhalten in den Tag gestartet. Die Kurse erholten sich dann aber angesichts der Inflationsperspektiven der Notenbank Fed wieder. Der Standardwerteindex Dow Jones konnte gegen Ende der Sitzung ins Plus drehen und schloss 0,16 Prozent höher bei 44.627 Punkten.

Die Technologietitel an der Nasdaq konnten ihre zwischenzeitlichen Verluste ebenfalls aufholen. Der Nasdaq 100 ging 0,05 Prozent höher bei 22.175 Punkten aus dem Handel.

Nach Veröffentlichung der Fed Minutes - des Protokolls der US-Notenbank zu ihrer jüngsten Sitzung - erholten sich die Kurse. Wie erwartet, hatten die Währungshüter am 28. und 29. Januar über Inflationsgefahren im Zusammenhang mit US-Präsident Trumps Handelspolitik gesprochen. Nach wie vor sei man aber davon überzeugt, dass der Preisdruck weiter nachlassen werde, heißt es im Protokoll.

Aktuell liegt der US-Leitzins in einer Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent, die Fed hatte zuletzt signalisiert, dass sie keine Eile damit habe, das Zinsniveau weiter zu senken.

Am Morgen noch stellte der DAX seinen 19. Kursrekord in diesem Jahr auf. Doch bei der Bestmarke von 22.935 Punkten war vorerst Schluss. Die nachfolgenden Gewinnmitnahmen hielten den restlichen Handelstag an und ließen den deutschen Leitindex 1,8 Prozent tiefer bei 22.433 Punkten aus dem Handel gehen.

Einen Anlass für die Gewinnmitnahmen boten die jüngsten Aussagen aus der Europäischen Zentralbank (EZB). Aus Sicht ihrer Direktorin Isabel Schnabel müsse die Notenbank mit der Debatte darüber beginnen, wann sie ihren Zinssenkungskurs pausieren oder stoppen sollte.

Zuvor waren die Warnungen vor einem Rückschlag am deutschen Aktienmarkt immer lauter geworden. Fast schon gebetsmühlenartig warnten Experten, der DAX sei nach seinem langen, rasanten Anstieg deutlich "überkauft". Tatsächlich hatten die deutschen Standardwerte seit ihrem Schlussstand bei 19.909 Punkten am 30. Dezember in der Spitze bereits um 15,2 Prozent zugelegt. Zum Vergleich: Im gesamten Börsenjahr 2024 hatte der DAX einen Gewinn von 18,9 Prozent geschafft.

"Vor allem ging es zuletzt für den DAX zu schnell aufwärts", sagte IG-Analyst Christian Henke. Allein schon der parabelförmige Kursanstieg mahne zur Vorsicht. "Aber auch der Abstand des deutschen Leitindex zum einfachen 200-Tage-Durchschnitt lässt einen technisch orientierten Anleger schwindelig werden", so der Experte.

Die Frage ist nun, ob dies das Ende der atemlosen Rally oder nur ein gesundes Verschnaufen ist. Eine Korrektur war jedenfalls überfällig und stellt per se noch keine Richtungsentscheidung dar. Aus technischer Sicht könne der DAX in Richtung 21.800 Punkte abfallen, "ohne dass am Aufwärtstrend etwas kaputtgeht", erklärte Konstantin Oldenburger von CMC Markets.

Möglicherweise rücken mit dem Ergebnis der Bundestagswahl am Sonntag und den dann anstehenden Koalitionsverhandlungen wieder greifbarere fundamentale Einflussfaktoren in den Vordergrund.

Im Devisenhandel tendierte der Euro bei 1,0423 Dollar um 0,2 Prozent tiefer. Der Goldpreis notierte kaum verändert bei 2.932 Dollar je Feinunze zurück. Am Vormittag hatte das gelbe Edelmetall bei 2.946 Dollar eine neue Bestmarke erreicht.

Die Ölpreise zogen zur Wochenmitte an, die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee notierte am späten Abend 0,4 Prozent höher bei 76,08 Dollar je Barrel (159 Liter). Zuletzt hatten Händler noch über mögliche Angebotssteigerungen spekuliert, falls Washington sich bereit erklärt, die Sanktionen gegen russisches Öl aufzugeben.

Im US-Handel brach die Aktie von Nikola um mehr als 40 Prozent ein. Der Elektro-Lkw-Hersteller ist zahlungsunfähig und wird abgewickelt. Das Start-up aus Phoenix meldete Gläubigerschutz an und peilt einen möglichst raschen Verkauf des restlichen Geschäfts an. Vorstandschef Steve Girsky machte "Markt- und gesamtwirtschaftliche Faktoren" als Grund für die Pleite aus. Auf dem Unternehmen lasten Milliardenschulden. Nikola hatte mit batteriebetriebenen Lkw begonnen, war dann aber auf größere Brennstoffzellen-Lastwagen mit Wasserstoffantrieb umgestiegen. Doch mit jedem verkauften Lkw machte das Unternehmen mehrere Hunderttausend Dollar Verlust.

Nachbörslich war die Aktie von PNE nach der Vorlage vorläufiger Jahreszahlen gefragt. Der Windkraft- und Photovoltaik-Projektierer hat 2024 voraussichtlich seine eigene Ergebniserwartung übertroffen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte bei 60 bis 70 Millionen Euro liegen, teilte das Unternehmen am Abend mit. Eigentlich hatte PNE nur mit 40 bis 50 Millionen Euro gerechnet. Hintergrund der überraschend guten Entwicklung seien positive Ergebnisse der Segmente Stromerzeugung und Services sowie Projektverkäufe. Die endgültigen Zahlen für 2024 will PNE am 27. März veröffentlichen.

Auch Hypoport veröffentlichte am späten Abend vorläufige Zahlen. 2024 steigerte der Finanzdienstleister den Umsatz von angepassten 490 auf 560 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte von angepassten 14,3 auf 17 Millionen Euro zu. Das Management rechnet auch in diesem Jahr mit Wachstum bei Umsatz und Ergebnis.

Der Münchner Triebwerksbauer MTU hat nach dem ersten Jahresverlust seiner Geschichte wieder ein Rekordjahr hingelegt. Unter dem Strich stand 2024 ein Gewinn von 642 Millionen Euro nach fast 100 Millionen Verlust im Vorjahr. Die MTU-Aktie war dennoch mit einem Minus von 4,5 Prozent einer der größten Verlierer im DAX, Analysten bemängeln den Mittelabfluss im vierten Quartal.

Die drohenden Importzölle der USA auf Autos sorgten bei den Anlegern für Zurückhaltung mit Blick auf die Branche. Im dem schwachen Marktumfeld gaben Papiere von Volkswagen, Porsche AG, BMW und Mercedes-Benz überdurchschnittlich nach. Volkswagen-Chef Oliver Blume hatte bereits am Sonntag angekündigt, den direkten Draht zur Regierung in Washington zu suchen und für ein Entgegenkommen zu werben.

US-Präsident Donald Trump droht ab April mit Zöllen von rund 25 Prozent auf importierte Autos, zudem mit ähnlichen Maßnahmen in der Chip- und Pharmabranche. Der Republikaner sieht die USA im Handel mit anderen Ländern benachteiligt. Auf Pkw-Importe aus der EU erheben die USA bisher einen Zoll von 2,5 Prozent, während der EU-Satz bei zehn Prozent liegt.

Nachbörslich stand die Aktie von Siemens Healthineers unter Abgabedruck. Siemens teilte am Abend mit, es wolle ein Paket von 26,5 Millionen Aktien bei institutionellen Investoren platzieren. Das sind über zwei Prozent des Grundkapitals von Healthineers. Der DAX-Konzern hatte angekündigt, rund fünf Prozent der Anteile an Siemens Healthineers zu verkaufen, um die zehn Milliarden Euro schwere Übernahme der US-Softwarefirma Altair teilweise zu finanzieren. Zuletzt hielt Siemens gut 75 Prozent an der Tochter.

Ein pessimistischer Analystenkommentar setzte Delivery Hero unter Druck. Die Titel des Berliner Essenslieferdienstes waren mit einem Minus von über sechs Prozent der größte Verlierer im MDAX. Die Experten des US-Finanzdienstleisters Citigroup haben sie auf "Sell" nach zuvor "Neutral" herabgestuft. Das Kursziel wurde auf 26 von 28 Euro gesenkt. Hintergrund sei der wachsende Erfolg des chinesischen Konkurrenten Meituan im Nahen Osten und Nordafrika.

Erneute Spekulationen über ein Kaufinteresse ließen die Aktie von Gerresheimer ins Plus drehen. Bereits vor knapp zwei Wochen waren die Papiere des Pharma- und Kosmetikverpackungsherstellers um bis zu 15 Prozent nach oben geschnellt, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg über Gespräche mit Beteiligungsgesellschaften berichtet hatte, unter ihnen wohl Warburg Pincus, EQT und KKR. Gerresheimer hatte anschließend Gespräche bestätigt. Nun berichtet Bloomberg, dass das US-Medizintechnikunternehmen Phillips-Medisize und die Investmentgesellschaft Bain Capital ebenfalls zu den potenziellen Bietern gehörten. Gerresheimer steht seit Jahren im Fokus von Übernahmeinteressenten, da es aufgrund seiner zwei unterschiedlichen Geschäftsbereiche als heißer Kandidat für eine Aufspaltung gilt.

Der Lkw-Zulieferer SAF-Holland hat wegen des Abschwungs auf den Lkw-Märkten in Europa und Nordamerika operativ weniger verdient. Im abgelaufenen Geschäftsjahr sank das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) um sechs Prozent auf rund 190 Millionen Euro. Angesichts eines Umsatzrückgangs um fast elf Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro verbesserte sich allerdings die bereinigte Ebit-Marge auf 10,1 von 9,6 Prozent.

BAE Systems sitzt auf Aufträgen in Rekordhöhe

Die aktuell schwierige geopolitische Wetterlage lässt den britischen Rüstungskonzern BAE Systems positiv in die Zukunft blicken. Die allgemeine Nachfrage nach Artilleriesystemen und anderen Waffen gewinne an Schwung, teilte der Hersteller in Farnborough mit. Im vergangenen Jahr schnitt der Konzern überraschend stark ab. Dabei profitierte BAE mit einem Rekordauftragsbestand von fast 78 Milliarden Pfund von zahlreichen Regierungsprogrammen.

Die britische Großbank HSBC tritt trotz eines Rekordgewinns im vergangenen Jahr auf die Kostenbremse. Vorstandschef Georges Elhedery will die jährlichen Aufwendungen bis Ende 2026 um 1,5 Milliarden Dollar drücken und dazu auch Stellen streichen. 2024 war der Gewinn vor Steuern um sechs Prozent auf das Rekordniveau von etwas mehr als 32 Milliarden Dollar gestiegen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 19. Februar 2025 um 09:00 Uhr in "Update Wirtschaft".