
Zollstreit mit China US-Anleger vorsichtig optimistisch
Auch wenn weiter nicht klar ist, ob es bereits direkte Gespräche im Zollstreit der USA mit China gibt, haben sich die Anleger an der Wall Street heute weiter vorgewagt.
Die Stimmung an der Wall Street ist zum Ende einer starken Woche insgesamt zuversichtlich geblieben. Schon am Vortag hatte der Leitindex Dow Jones der Standardwerte zwar wieder klare Stärke gezeigt, kam allerdings nicht mehr an das Wochenhoch von 40.376 Punkten heran.
Die Wochenbilanz ist jedoch eindeutig positiv, wonach es nach dem schwachen Ostermontag ganz und gar nicht ausgesehen hatte. Damit wurde der Verlust im April weiter eingedämmt, nachdem es vor der Erholung noch nach dem schwächsten Monat seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren ausgesehen hatte.
Der Index lag am Ende wenig verändert um 0,1 Prozent höher bei 40.113 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 notierte 0,74 Prozent fester bei 5.525 Zählern. Der Index der Technologiebörse Nasdaq stand 1,26 Prozent im Plus bei 17.382 Punkten, der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 1,14 Prozent auf 19.432 Zähler.
"Der Markt wartet eher ab und schaut, wie sich die Dinge tatsächlich entwickeln", sagte Clayton Allison, Portfoliomanager bei Prime Capital Financial.
Widersprüchliche Aussagen aus Washington und Peking zum Zollstreit verunsicherten jedoch einige Börsianer. Präsident Donald Trump sagte in einem Interview, er würde es als "totalen Sieg" betrachten, wenn das Land in einem Jahr Zölle von bis zu 50 Prozent auf ausländische Importe erheben würde.
Er sagte außerdem, seine Regierung führe Gespräche mit China über ein Zollabkommen und der chinesische Präsident Xi Jinping habe ihn angerufen. Peking bestreitet jedoch weiterhin, dass Verhandlungen stattfinden. Das Hin- und Her zwischen den beiden Ländern zerrt zwar zunehmend an den Nerven der Anleger, die sind aber für den Moment verhalten optimistisch, dass es zu einem Abkommen kommen wird.
Im Spannungsfeld von Zöllen, Wirtschaftssorgen und Zinserwartungen bleibt die Stimmung der Anleger trotzdem wackelig. Mitglieder der US-Notenbank sind besorgt wegen der möglichen Folgen der aggressiven US-Zollpolitik für den Arbeitsmarkt.
"Es würde mich nicht überraschen, wenn es künftig zu mehr Entlassungen und einem Anstieg der Arbeitslosenquote kommen würde", sagte Notenbankdirektor Christopher Waller heute im Bloomberg TV. Im Fall einer höheren Arbeitslosigkeit will er auch sinkende Zinsen nicht ausschließen. Dann "ist es wichtig, dass wir eingreifen", so Waller.
Derzeit hält die Federal Reserve (Fed) in Sachen Geldpolitik die Füße still, da die Auswirkungen der Zollpolitik der Trump-Regierung nicht abzusehen sind. Sehr zum Ärger von Präsident Trump, der auf Zinssenkungen drängt und dabei zuletzt sogar die Unabhängigkeit der Fed in Person von Bankchef Powell in Frage stellte.
Getrieben wurde die Aktie von einem überraschend starken Quartalsergebnis der Tochter Google, die trotz neuer KI-Konkurrenz zum Jahresstart überraschend hohe Werbeeinnahmen generiert hat. Die Aktie legte an der Nasdaq 1,47 Prozent zu.
Der Internetriese mache die Suchmaschinenaufrufe weiter konsequent zu Geld, schrieb etwa Douglas Anmuth von JPMorgan. Auch Brad Erickson von der kanadischen Bank RBC hält viele Sorgen für überzogen. Das "Szenario der Bären" verschwinde nicht gleich nach einem Quartal, aber die Entwicklung von Google AI Overview - die KI generierte Übersicht über den Suchergebnissen - verdränge es schrittweise. Wenn sich der Trend fortsetze, sei die Bewertung der Aktien eindeutig zu niedrig.
Der Gegenpol zu den Alphabet-Gewinnen war das Intel-Papier, das deutlich um 6,7 Prozent nachgab. Die Anleger ziehen sich nach den mit Enttäuschung aufgenommenen Quartalszahlen zurück, die der angeschlagene Halbleiter-Riese am Vorabend bekannt gegeben hatte. Firmenchef Lip-Bu Tan hatte unter anderem massive Stellenstreichungen angekündigt.
Mit der steigenden Hoffnung auf ein baldiges Zollabkommen zwischen den USA und China ging es an der Börse heute weiter bergauf. Dies, nachdem sich US-Präsident Trump und sein Finanzminister Bessent zuletzt in Sachen China-Zölle etwas versöhnlicher gezeigt hatten.
Der DAX kannte nach dem durchwachsenen Wochenbeginn kein Halten mehr und ist zuletzt bis an seine technische Widerstandsmarke bei 22.200 Punkten gestiegen - rund 1.000 mehr, als am Gründonnerstag, dem letzten Handelstag vor den Osterfeiertagen.
Bei einem heute um 0,81 Prozent höheren Schlussstand von 22.242 Punkten ergibt sich damit ein veritabler Wochengewinn von 4,9 Prozent. Der MDAX der mittelgroßen Werte gewann 1,39 Prozent auf 28.294 Zähler und gewann damit in der verkürzten Woche 4,2 Prozent hinzu.
Aus technischer Perspektive hat der DAX heute zumindest zeitweise gleich zwei wichtige Widerstände überwunden: die Abrisskante bei 22.226 Punkten und die 50-Tage-Linie (aktuell bei 22.213 Zählern). Damit stößt der deutsche Leitindex das Tor zu seinen alten Höchstständen wieder ein Stück auf. Der Wochenschlusskurs über diesen Marken ist nun ein wichtiger Etappensieg für die DAX-Bullen.
US-Präsident Donald Trump führt derweil nach eigenen Angaben Gespräche mit China über ein Zollabkommen - was die Gegenseite prompt dementierte. Sein Amtskollege Xi Jinping habe ihn angerufen, sagte der Republikaner in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem "Time Magazin".
Trump sagte nicht, wann Xi angerufen habe oder worüber die beiden Staatschefs gesprochen hätten. "Er hat angerufen. Und ich glaube nicht, dass das ein Zeichen von Schwäche seinerseits ist."
China wies die Behauptung umgehend zurück. "China und die USA sind NICHT in Konsultationen oder Verhandlungen über Zölle", hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums, die von der chinesischen Botschaft in den Vereinigten Staaten veröffentlicht wurde. "Die USA sollten aufhören, Verwirrung zu stiften."
Gegen den Trend schwächer tendierte unter den DAX-Einzelwerten die T-Aktie, die deutlich um 4,79 Prozent absackte und damit am DAX-Ende stand. Die mit Enttäuschung aufgenommenen Quartalszahlen von T-Mobile US machten den Aktien der Konzernmutter zum Wochenschluss damit zu schaffen.
Die Tochter T-Mobile US hatte am Vorabend nach US-Börsenschluss Geschäftszahlen für das erste Quartal vorgelegt, die hinsichtlich der Kundenzahl bei Mobilfunk-Laufzeitverträgen enttäuschten. Am Markt hieß es, die Kundenentwicklung überschatte die ansonsten starken Zahlen und einen angehobenen Ausblick. In New York verloren T-Mobile-Aktien deutlich um 11,2 Prozent.
Nach Jahren der Belastungen ist bei Bayer noch immer keine Lösung in der Glyphosat-Klagewelle in Sicht und auch Vorstandschef Bill Anderson bleibt knapp zwei Jahre nach seinem Amtsantritt den erhofften Befreiungsschlag schuldig.
Anderson versicherte, der Vorstand arbeite mit Hochdruck daran, Bayer wieder auf einen profitablen Wachstumskurs zu bringen. Die Rechtsrisiken wolle der Konzern bis Ende 2026 deutlich eindämmen, bekräftigte er. Der Konzern erwägt derweil angesichts der zahlreichen Klagen in den USA einen Vermarktungsstopp des Unkrautvernichters Glyphosat.
Die Aktionäre genehmigten heute eine mögliche milliardenschwere Kapitalerhöhung, mit der Bayer einen Vergleich mit den Klägern finanzieren könnte - und knüpfen daran die Hoffnung auf ein Ende der juristischen Hängepartie. Konkrete Pläne, von dem genehmigten Kapital Gebrauch zu machen, gibt es derzeit aber nicht. "Aber es würde uns wichtigen Handlungsspielraum geben, die Rechtsstreitigkeiten einzudämmen", so Anderson weiter.
Am Rohstoffmarkt haben sich heute nach wechselvollem handel die Optimisten durchgesetzt. Zuletzte lagen die Noteireungen moderat im plus. So verteuerte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 0,6 Prozent. Der sichere Hafen Gold war zum Wochenschluss derweil nicht gefragt. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostete zuletzt 3.293 Dollar und damit knapp 1,7 Prozent weniger als am Vorabend. Erst am Dienstag hatte Gold bei 3.500 Dollar ein Rekordhoch markiert.
Der Eurohandel ist heute in engen Bahnen geblieben. Im New Yorker Handel kostete die europäische Gemeinschaftswährung zuletzt 1,1358 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1357 (Donnerstag: 1,1376) Dollar festgesetzt.
Zoll-Aussagen von US-Präsident Donald Trump am Abend hinterließen im Euro/Dollar-Paar kaum Spuren. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte Trump, die Zölle gegenüber China würden nicht zurückgenommen, solange das Land den USA nichts biete. Eine weitere Zollpause bezeichnete Trump zudem als unwahrscheinlich.
Zu Wochenbeginn war der Euro zum US-Dollar noch auf den höchsten Stand seit über drei Jahren geklettert. Die harsche Kritik von Trump an Notenbankchef Jerome Powell hatte die Märkte verunsichert. Marktbewegende Konjunkturdaten wurden in der Eurozone heute nicht veröffentlicht.
In den USA stand am Nachmittag noch das Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan für den Monat April an. Die zunehmende Inflationsangst wegen der Zollpolitik von Präsident Donald Trump lässt die Konsumlaune in den USA einbrechen.
Das Barometer für das Verbrauchervertrauen sackte im April überraschend deutlich auf 52,2 Punkte - nach 57,0 Zählern im Vormonat, wie die Universität zu den endgültigen Ergebnissen ihrer Umfrage mitteilte. Es war die vierte Eintrübung dieses Indikators in Folge. Nach vorläufigen Daten für April hatte das Barometer nur noch bei 50,8 Zählern gelegen.
Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate rechnen die Verbraucher aufgrund der höheren Zölle mit einer Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen von 6,5 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 1981. Zum Vergleich: Im März wurden noch 5,0 Prozent veranschlagt.
"Die Verbraucher sahen Risiken für viele Aspekte der Wirtschaft, vor allem aufgrund der anhaltenden Unsicherheit rund um die Handelspolitik und der Möglichkeit einer wieder steigenden Inflation", betonte die Expertin Joanne Hsu von der Uni Michigan.
Gefragt war im DAX heute die Merck-Aktie. Der Pharma- und Technologiekonzern befindet sich nach eigenen Angaben "in weit fortgeschrittenen Gesprächen" zu einer milliardenschweren Übernahme des US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics.
Der Energiekonzern RWE hat seine Aktivitäten im Offshore-Wind-Bereich in den USA auf Eis gelegt. Das geht aus dem vorab veröffentlichten Redetext von Vorstandschef Markus Krebber für die virtuelle Hauptversammlung in der kommenden Woche hervor. Der Konzern bleibe mit Blick auf die politischen Entwicklungen vorsichtig.
Der Reifenhersteller Continental trennt sich von seiner schwächelnden Autozuliefersparte. Aumovio soll über einen sogenannten reinen Spin-Off an die Börse gebracht werden, wie heute auf der Conti-Hauptversammlung in Hannover entschieden wurde. Der Vorstand und der Aufsichtsrat hatten der Abspaltung bereits zugestimmt. Bis Oktober 2025 soll der Spin-Off abgeschlossen sein.
Bei einem reinen Spin-Off bekommen die Aktionäre neue Aktien des abzuspaltenden Teils einfach ins Depot gebucht und können dann entscheiden, ob sie dabeibleiben oder Anteile verkaufen. Geld fließt dem DAX-Konzern durch solch ein Verfahren nicht zu.
Der IT-Dienstleister Bechtle ist nach einem schwachen Vorjahr auch im neuen Jahr zunächst nicht in Tritt gekommen. Im ersten Quartal sei der Umsatz im Jahresvergleich um rund drei Prozent auf 1,46 Milliarden Euro gefallen, teilte der MDAX-Konzern heute überraschend in Neckarsulm mit.
Das Vorsteuerergebnis sackte nach vorläufigen Berechnungen von 82 auf rund 55 Millionen Euro ab. Mit den Resultaten liege der Konzern deutlich unter den Schätzungen des Finanzmarkts, hieß es weiter.
Der Münchner Software-Entwickler Nagarro kann seinen Jahresabschluss nicht wie vorgeschrieben bis Ende April vorlegen. Der neue Wirtschaftsprüfer KPMG hat offenbar andere Auffassungen als der bisherige, was den Umsatzausweis und den Umgang mit Kaufpreisen für Firmenübernahmen in der Bilanz betrifft, wie das Unternehmen am Abend einräumte.
Der geprüfte Abschluss für das vergangene Jahr werde daher erst am 15. Mai statt wie angekündigt am kommenden Dienstag fertig. Die Deutsche Börse fordert aber für Unternehmen in ihren Börsenindizes einen Geschäftsbericht bis Ende April. Deshalb rechnet Nagarro damit, dass die Aktie Anfang Mai vorübergehend aus dem Kleinwerteindex SDAX und dem TecDAX fliegt.
Am Gewinn für 2024 ändere sich nichts. Nagarro bekräftigte die Aussage vom Januar, man habe die im Oktober gesenkten Ziele für 2024 wohl erreicht: einen Umsatz von rund 960 Millionen Euro - ein Plus von fünf Prozent - bei einer Ebit-Marge von 14 (Vorjahr: 13,8) Prozent. Zwischen 10 und 20 Prozent des Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) sollen als Dividende gezahlt werden. Die Aktionäre können damit aber erst später rechnen. Die Hauptversammlung, die darüber abstimmen muss, werde vom 25. auf den 30. Juni verschoben
Apple will Medienberichten zufolge die iPhones für den US-Heimatmarkt künftig verstärkt aus Indien statt China liefern. Die Financial Times schrieb sogar, Ziel sei, dort zum Ende 2026 alle über 60 Millionen jährlich in den USA verkaufte iPhones zu bauen. Dafür müsse die Produktion in Indien verdoppelt werden.
Die Google-Schwesterfirma Waymo baut ihr Robotaxi-Geschäft schnell aus, bevor neue Rivalen wie Elon Musk ins Geschäft kommen. Die selbstfahrenden Autos machen inzwischen mehr als 250.000 Fahrten mit zahlenden Passagieren pro Woche, sagte Google-Chef Sundar Pichai.