
Trotz hoher Unsicherheit Kurse stabilisieren sich
Während die erratische Zollpolitik von US-Präsident Trump die Anleger rund um den Globus in Atem hält, gelang sowohl der Wall Street als auch dem DAX zur Wochenmitte eine Kurserholung.
Die New Yorker Börsen konnten sich nach einem schwächeren Start erholen und beendeten den Handelstag im Plus. Der Dow Jones ging 0,71 Prozent höher mit 21.658 Punkten aus dem Handel.
Besonders starke Bewegung gab es an der Technologiebörse Nasdaq. Zunächst trübten enttäuschende Zahlen der Google-Mutter Alphabet und des Chipkonzerns AMD die Stimmung. Im Verlauf legten aber Tech-Schwergewichte wie Nvidia, Broadcom, Marvell Technology und Arm Holdings kräftig zu. Der Nasdaq-100-Index legte nach einem Anfangsverlust von rund 0,6 Prozent zu auf 21.658 Punkte, ein Plus von 0,42 Prozent.
Die Stimmung unter den Dienstleistern in den USA hat sich zu Beginn des Jahres überraschend eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex des Instituts for Supply Management (ISM) fiel zum Vormonat um 1,2 Punkte auf 52,8 Punkte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einer Stagnation bei 54,0 Punkten gerechnet. Dagegen zeigten die Zahlen des Personaldienstleisters ADP für Januar einen unerwartet starken Stellenzuwachs in der Privatwirtschaft von 183.000 neuen Jobs.
Für Verunsicherung unter den Anlegern sorgt weiterhin die Zolldebatte. "Die Politik von Donald Trump und insbesondere die Kehrtwende bei den angedrohten Importzöllen gegenüber Kanada und Mexiko haben zu einer erhöhten Volatilität an den Finanzmärkten beigetragen", hieß es bei den Strategen der Helaba.
Zudem droht der Zollkonflikt zwischen den USA und China zu eskalieren, betonte Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. Daraus könne schnell ein "Handelskrieg" werden - mit negativen Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft.
Die aktuellen Zahlen des US-Handelsministeriums deuteten nicht auf eine Entspannung hin: Danach ist das Außenhandelsdefizit der USA im vergangenen Jahr um mehr als 17 Prozent gestiegen. Der Wert der Importe überstieg den der Exporte um 918,4 Milliarden Dollar. Der Importüberschuss ist Trump schon seit Langem ein Dorn im Auge.
Auch der DAX beendete den Handelstag nach frühen Verlusten leicht im Plus. Zunächst war der deutsche Leitindex bis auf 21.388 Zähler zurückgefallen, ging dann aber mit einem Plus von 0,37 Prozent auf 21.585 Punkte aus dem Handel.
Jegliche Erholung an den Börsen in den kommenden Wochen und Monaten sei mit Vorsicht zu genießen, sagte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. "Auch weil der Börsenmonat Februar mit dem Blick in die Statistik eher einer der schwächsten des Jahres ist, was sich nach der Jahresanfangsrally in diesem Jahr noch stärker zeigen könnte."
Unterdessen läuft die Rekordrally am Goldmarkt ungebrochen weiter. Der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls stieg bis auf 2.882 Dollar. "Wenn der Handelskrieg eskaliert, könnte China eher dazu ermutigt werden, weiterhin Gold für seine Reserven zu kaufen", sagt Ilya Spivak, Leiter Global Macro bei Tastylive. RoboMarkets-Experte Molnar sieht im Gold-Rekordhoch "ein Signal der Vorsicht und des Absicherungsbedarfs der Marktteilnehmer, das nicht zu unterschätzen ist".
Die Ölpreise weiteten dagegen ihre Verluste aus. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich bis zum späten Abend um 1,8 Prozent auf 74,74 Dollar je Barrel (159 Liter).
In den USA sind die Ölreserven in der vergangenen Woche stärker als erwartet gestiegen. Die Rohölvorräte kletterten um 8,7 Millionen auf 423,8 Millionen Barrel. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Anstieg um 1,9 Millionen Barrel gerechnet.
Im Devisenhandel gewann der Euro bis zum späten Abend 0,3 Prozent auf 1,0403 Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung hat damit ihren jüngsten Kurseinbruch komplett wettgemacht und notiert wieder in etwa auf dem Niveau vom Freitag.
Mehr als acht Prozent verlor die Alphabet-Aktie im frühen US-Handel, konnte sich aber vom Tagestief absetzen. Der Google-Konzern hatte am Dienstagabend nach Börsenschluss enttäuschende Quartalszahlen vorgelegt. Googles Cloud-Geschäft brachte trotz eines Anstiegs von 30 Prozent auf 11,95 Milliarden Dollar etwas weniger ein, als Analysten erwartet hatten. Auch der Konzernumsatz verfehlte mit einem Plus von zwölf Prozent auf 96,47 Milliarden Dollar die Markterwartungen.
Auch AMD standen stark unter Druck. Die Aufholjagd des Halbleiterkonzerns zum KI-Chip-Marktführer Nvidia läuft nicht so schnell wie von der Wall Street erhofft. Die Erlöse im Geschäft mit Rechenzentren stiegen im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 69 Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar - Analysten hatten mehr auf ihren Zetteln.
Besser als erwartet präsentierte sich Amgen. Der US-Biotechkonzern blickt nach einem überraschend gut verlaufenen Quartal optimistisch in die Zukunft. 2025 dürfte der Umsatz bei 34,4 bis 35,7 Milliarden Dollar liegen. Analysten rechneten bisher im Schnitt mit 34,6 Milliarden.
Im Januar sind die Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland kräftig gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Zahl nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes um 53,5 Prozent auf 34.500 E-Autos. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) wies allerdings allerdings auf einen Sondereffekt hin: Um die neuen CO2-Vorgaben einzuhalten, hätten die Hersteller Zulassungen von Elektroautos und Hybriden vom letzten in dieses Jahr verschoben.
Auffällig ist aber der starke Rückgang der Zulassungen von Tesla-Autos: Der US-Autobauer brachte 59 Prozent weniger Fahrzeuge in Deutschland auf die Straße als im Vorjahresmonat. Laut der Beratungsfirma EY sank Teslas Anteil damit von 14 auf vier Prozent.
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer führte das zum einen darauf zurück, dass Tesla wenige Neuerungen anzubieten hat: "Model 3 und auch Model Y sind gegenüber dem Wettbewerb in die Jahre gekommen", sagte er. Dazu komme das "extrem schädigende Verhalten von Elon Musk. Kein Mensch möchte sich mit dem Verhalten von Musk in Verbindung bringen lassen". Tesla und Musk seien nahezu untrennbar miteinander verbunden.
Im DAX fielen die Autotitel mit überdurchschnittlichen Verlusten auf. Die Stimmung in der Branche hat laut der jüngsten ifo-Umfrage ein neues Tief erreicht. Der Index für das Geschäftsklima der Branche sank im Januar auf minus 40,7 Punkte, von minus 35,0 Punkten im Dezember. "Die Autoindustrie steckt in der Krise fest. Vor allem sieht sie ihre Wettbewerbsposition ernsthaft in Gefahr", sagte ifo-Branchenexpertin Anita Wölfl.
Nach der Tarifeinigung im Dezember hat der VW-Betriebsrat die Beschäftigten heute erstmals wieder zu einer Betriebsversammlung in Wolfsburg eingeladen. Das Treffen war vorgezogen worden, um zeitnah über den Tarifabschluss zu informieren. In ihrer Rede vor Tausenden Mitarbeitern verteidigte Betriebsratschefin Daniela Cavallo den kurz vor Weihnachten erzielten Abschluss. Damit habe Volkswagen nun eine gute Ausgangslage für die Zukunft. Markenchef Thomas Schäfer sprach vom "größten Zukunftsplan in der Geschichte von Volkswagen". Es gehe jetzt um "Aufholen, Angreifen, Anführen". Schäfer kündigte eine große Offensive mit neun neuen Modellen in Europa an - "inklusive bezahlbarer E-Autos im Einstiegsbereich".
Im Tarifstreit bei der Deutschen Post hat die Gewerkschaft ver.di auch für heute zu Streiks aufgerufen. Die Arbeit niederlegen sollten Beschäftigte in der Paketzustellung. Der Streik sollte ihre ganze Schicht andauern. Die Gewerkschaft will mit den Streiks den Druck auf das Unternehmen vor der dritten Verhandlungsrunde in der kommenden Woche erhöhen.
Der tschechische Investor Daniel Kretinsky strebt den Rückzug des Großhandelskonzerns Metro von der Börse an. Den Aktionären werden im Rahmen eines Delisting-Erwerbsangebots jeweils 5,33 Euro je Aktie angeboten, teilte der Konzern überraschend am Abend mit. Bislang hält Kretinsky 49,99 Prozent der Metro-Anteile. Die Genehmigung durch die Finanzaufsicht BaFin vorausgesetzt, soll voraussichtlich im März die Angebotsunterlage veröffentlicht werden. Nach einer Kursaussetzung sprang die Metro-Aktie um mehr als 30 Prozent nach oben. Ebenfalls am Mittwochabend legte das SDAX-Unternehmen Zahlen für das erste Geschäftsquartal vor. In den drei Monaten Oktober bis Dezember legte der Umsatz im Jahresvergleich um 5,6 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro zu. Das um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte von 407 auf 412 Millionen Euro zu.
Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd sieht die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump gelassen und rechnet nach jetzigem Stand mit beherrschbaren Folgen für das Unternehmen. Die bisher verhängten Zölle der USA gegen China dürften relativ wenig Einfluss auf die Warenströme haben, sagte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen gestern Abend vor Journalisten.
Aktien von Novo Nordisk legten kräftig zu. Gute Geschäfte mit seinen Gewichtssenkern und Diabetes-Mitteln Ozempic und Wegovy haben dem Pharmakonzern auch im vergangenen Jahr Schwung verliehen. Dabei schlug sich der dänische Hersteller besser als erwartet. Zudem kündigte Novo Nordisk einen Zulassungsantrag für seinen neuen Gewichtssenker Cagrisema für 2026 an.
Der Windturbinenhersteller Vestas hat 2024 Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert und besser abgeschnitten als von Analysten erwartet. Mit einem Rekordauftragsbuch im Rücken erwartet der dänische Konzern weiteres Wachstum. Das gab auch den Aktien der Konkurrenz Auftrieb: Papiere von Siemens Energy und Nordex zogen merklich an.
Die Fusionspläne der beiden japanischen Autobauer Honda und Nissan drohen zu scheitern. Nissan werde die Fusionsgespräche mit Honda aussetzen, berichtete das japanische Wirtschaftsportal "Nikkei". Beide Seiten hätten sich nicht auf eine Bewertung der zwei Unternehmen unter dem Dach einer Holding einigen können.
Der Automobilbauer Toyota hat seine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr (per Ende März) erhöht. Nach einem Einbruch im dritten Geschäftsquartal signalisiert dieser Schritt Zuversicht für ein Anziehen der Geschäfte im Schlussquartal. Die Aktie legte in Tokio um bis zu 4,3 Prozent zu.