Händler an der New York Stock Exchange.
marktbericht

Stahlaktien im Fokus Wall Street auf Erholungskurs

Stand: 10.02.2025 22:25 Uhr

Auch die US-Anleger zeigten sich von neuen Zollankündigungen der Regierung nicht beeindruckt. Die Wall Street erholte sich ebenso wie der DAX, der wieder Kurs auf die 22.000-Punkte-Marke nimmt.

An der Wall Street ging es zum Wochenstart wieder bergauf. Die großen Indizes machten damit ihre Verluste vom Freitag teilweise wieder wett. Insgesamt zeigten sich die Anleger, wie schon zuvor in Europa, unbeeindruckt von neuen Zöllen für importiertes Aluminium und Stahl, die Präsident Trump am Vorabend angekündigt hatte.

Der Dow Jones ging am Ende bei 44.470 Punkten um 0,38 Prozent höher aus dem Handel, nachdem er am Freitag um 1,0 Prozent nachgegeben hatte. Der breit aufgestellte S&P 500 gewann 0,67 Prozent auf 6.066 Zähler. Am besten schnitt die technologielastige Nasdaq ab, die 0.98 zulegte; der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte 1,24 Prozent auf 21.756 Punkte vor.

Unter den US-Einzelwerten ging der Blick auf die Profiteure der neuen US-Zollankündigungen. Die Anteile des Aluminiumherstellers Alcoa legten 2,2 Prozent zu. Nucor, einer der größten US-Stahlhersteller, stieg um 5,6 Prozent und die Papiere des Herstellers von Eisenerzpellets und Flachstahl, Cleveland-Cliffs, sprangen um fast 18 Prozent. Auch US Steel legte zu. Zuletzt hatte Präsident Trump erklärt, den beabsichtigten Verkauf an Nippon Steel zu blockieren.

US-Stahlherstellern macht eine gedämpfte Nachfrage zu schaffen, da billigere Importe sie unter Druck setzten, die Preise zu senken und zum Teil Werke stillzulegen. Fast ein Viertel des in den USA verwendeten Stahls wird importiert, der Großteil davon aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada oder von engen Verbündeten in Asien und Europa.

Auch Technologieaktien gingen zum Wochenstart auf Erholungskurs. Der US-Chipproduzent Nvidia kletterte um 2,87 Prozent, Microsoft und Alphabet jeweils um rund 0,6 Prozent.

"Es gibt immer noch dieses Grundthema, dass die Leute in Technologieaktien und KI investieren wollen", sagte Dennis Dick, Aktienhändler bei Triple D Trading. "Diese Aktien werden weiterhin bei Kurseinbrüchen gekauft und übertreffen insgesamt weiterhin die Erwartungen." Die Aktien großer Techkonzerne hatten am Freitag deutlich nachgegeben, nachdem Trump Gegenzölle für zahlreich Staaten angekündigt hatte.

Der DAX hat seinen kurzen Verlust vom Freitag zum Beginn der neuen Woche wieder aufgeholt. Erneut nimmt der deutsche Leitindex damit wieder Kurs auf die Marke von 22.000 Punkten. Am Ende des Tages ging er bei 21.911 Punkten und damit um 0,57 Prozent höher aus dem Handel und erreichte im Tageshoch zudem bei 21.945 Zählern genau das alte Rekordhoch.

Damit knüpfte der DAX wieder an seine vor dem Wochenende unterbrochene Gewinnserie an. Seit Jahresanfang hat er mittlerweile um zehn Prozent zugelegt - und das nach einem bereits sehr erfolgreichen Jahr 2024 mit einem Zuwachs von fast 19 Prozent. Erst im Januar hatte der Index mit 21.000 Punkten die letzte Tausender-Marke genommen. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen ging am Montag 1,15 Prozent fester mit 27.283 Punkten aus dem Handel.

"Es scheint, als hätten sich die Anleger mit dem Politikstil 'Trump 2.0' nach nur drei Wochen bereits angefreundet. Vielleicht auch, weil aus der Unberechenbarkeit des neuen US-Präsidenten zumindest beim Thema Zölle langsam Berechenbarkeit geworden ist", kommentierte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets.

Im Mittelpunkt eines ansonsten eher ruhigen Handelstages stand, wie könnte es anders sein, mal wieder US-Präsident Donald Trump, der am Wochenende neue Zölle von 25 Prozent auf importiertes Aluminium und Stahl angekündigt hatte. Details sollen Anfang dieser Woche verkündet werden. Die Zölle sollten alle Länder betreffen, sagte Trump weiter - auch die Nachbarn Kanada und Mexiko.

Trump sagte außerdem, dass es "gegenseitige Zölle" plane. Die USA würden diese Importzölle auf Produkte erheben, wenn ein anderes Land Zölle auf US-Waren verhängen sollte.

Die neuesten Maßnahmen machten zwar deutlich, dass der Handelsprotektionismus von Seiten der USA weiter vorangetrieben werde, sagte Finanzmarktexperte Andreas Lipkow. Die deutsche Wirtschaft aber werde zumindest von den Zöllen auf Stahl nur in kleinen Teilen betroffen sein, da die Stahlproduktion Deutschlands global kaum noch eine Rolle spiele.

Das scheint den heimischen Anlegern zu genügen, denn obwohl das Thema Zölle in einem ohnehin schwachen konjunkturellen Umfeld wie ein Damoklesschwert über der deutschen Wirtschaft hängt, sind die exportstarken heimischen Unternehmen bisher von Trump noch nicht direkt attackiert worden. Vor allem die deutsche Schlüsselindustrie, die Autobauer, muss einen solchen Schritt fürchten, denn dem Präsidenten sind die hohen Handelsüberschüsse vor allem der deutschen Exporteure schon lange ein Dorn im Auge.

All dies ficht die Anleger aber nicht an, denn noch ist ja nichts passiert. Ob diese Vogel-Strauß-Strategie aber auf Dauer funktionieren wird, muss bezweifelt werden.

Trotz aller berechtigten Zweifel, unterm Strich kann sich die Performance des deutschen Leitindex jedoch weiterhin sehen lassen: Der Aufwärtstrend im DAX ist intakt, ein Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 22.000 Punkten wohl nur noch eine Frage der Zeit.

"Die nach dem Wahlsieg von Donald Trump im November des vergangenen Jahres erwartete Outperformance der Wall Street ist bislang ausgeblieben. Vielmehr haben die europäischen Börsen aufgeholt und sogar die Nase vorn, vor allem der deutsche Leitindex", betont IG-Experte Christian Henke. Tatsächlich kommt der marktbreite S&P 500 im Vergleich nur auf ein mageres Plus von gerade einmal drei Prozent.

Update Wirtschaft vom 10.02.25

Stefan Wolff, HR, Update Wirtschaft, 10.02.2025 09:00 Uhr

Nicht ganz so gelassen wie die heimischen Anleger, reagierte die Europäische Zentralbank (EZB) auf Trumps Ankündigungen. Es sei wichtig, einen Handelskrieg zu vermeiden, sagte heute der Vizepräsident der EZB, Luis de Guindos. Er sprach von einer Situation enormer Unsicherheit und mahnte die Europäer zur Vorsicht.

Auch die Bundesregierung sieht die Ankündigungen mit Besorgnis. Hintergrund ist die Befürchtung, dass etwa Stahl aus asiatischen Staaten, der bisher in den USA verkauft wurde, in die EU umgeleitet werden könnte. Laut der Wirtschaftsvereinigung Stahl mit Hauptsitz in Berlin drohen traditionelle Stahl-Lieferländer durch Strafzölle ihre Absatzmöglichkeiten zu verlieren. Sie könnten sich so verstärkt auf den offenen EU-Markt konzentrieren. Die USA seien traditionell ein Netto-Importeur mit einem Stahl-Handelsdefizit von 17,5 Millionen Tonnen.

Zu den großen Gewinnern des Tages im DAX gehörte Siemens. Die Aktie markierte heute bei 212,20 Euro ein Rekordhoch und schloss nur leicht darunter. Unterstützung kam vom US-Konkurrenten Rockwell Automation, der im ersten Quartal zwar einen Gewinnrückgang verbuchte, die Erwartungen aber übertraf.

Auch die T-Aktie fiel auf und stand zwischenzeitlich sogar an der DAX-Spitze. Zuletzt legte die Aktie rund 1,4 Prozent zu und markierte im Verlauf beim Tageshoch von 33,50 Euro ein neues Mehrjahreshoch. Das Papier ist längst nicht mehr der langweilige Ladenhüter, der es lange war. Auch hier führt die Erklärung in die USA, wo der Bonner Konzern die Mehrheit an seiner wachstumsstarken Tochter T-Mobile US hält.

Deren Aktien legen in New York über zwei Prozent zu nach Meldungen, dass das Unternehmen zusammen mit Elon Musks Firma Starlink Satelliten-Telefonie für handelsübliche Handys anbieten will. Damit würden künftig auch die abgelegensten Orte erreicht, teilte T-Mobile US am Sonntag mit.

Der Goldpreis hat heute den Höhenflug wegen zunehmender Sorgen um mögliche Folgen der US-Zollpolitik fortgesetzt und ein Rekordhoch erreicht. Anleger befürchten inflationäre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Am Morgen stieg die Notierung für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) an der Börse in London erstmals über 2.900 Dollar.

Am späten Vormittag wurde das Edelmetall bei 2.906,30 Dollar gehandelt und damit so hoch wie noch nie. Vor einem Jahr hatte eine Unze erst etwa 2.000 Dollar gekostet. Seit Mitte Dezember geht es mit dem Goldpreis tendenziell nach oben. In dieser Zeit ist der Wert des Edelmetalls um etwa zwölf Prozent gestiegen.

Der Kurs des Euro hat sich am Abend im US-Handel nur wenig bewegt. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0307 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0320 (Freitag: 1,0377) Dollar festgesetzt.

Am Rohstoffmarkt gab es heute eine Gegenbewegung, die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich zuletzt um gut 1,6 Prozent auf 75,95 Dollar je Barrel (159 Liter). Zuletzt hatten die Ölpreise unter Druck gestanden angesichts der Befürchtungen, dass ein eskalierender Handelsstreit das globale Wirtschaftswachstum und damit die Energienachfrage beeinträchtigen könnte.

Als Reaktion auf die stark gewachsene Marktkapitalisierung von SAP plant die Deutsche Börse offenbar einen zweiten Leitindex. Bei diesem neuen DAX gebe es keine Kappungsgrenze, zitierte das Magazin "Capital" ISS Stoxx, die Tochter des Börsenbetreibers. Damit kommt sie dem Walldorfer Softwarekonzern SAP entgegen, dessen Börsenwert aktuell etwa bei 334 Milliarden Euro liegt.

Gemessen an der gesamten Marktkapitalisierung aller 40 DAX-Werte von etwa 1,54 Billionen Euro entspräche das einer Quote von rund 21 Prozent. Bislang ist die Gewichtung eines Unternehmens im deutschen Leitindex auf 15 Prozent begrenzt.

Der Darmstädter Pharma- und Technologiekonzern Merck KGaA hat Insidern zufolge ein Auge auf den Krebsspezialisten Springworks Therapeutics geworfen. Merck befinde sich in fortgeschrittenen Gesprächen für eine Übernahme des US-Biotechunternehmens, hieß es von drei mit der Sache vertrauten Personen. Die genauen Konditionen waren zunächst nicht bekannt.

Merck bestätigte am Abend, dass man in Gesprächen mit Springworks sei. Springworks mit Sitz in Stamford im US-Bundesstaat Connecticut hat sich auf Krebstherapien spezialisiert und in den USA schon die Zulassung für ein Medikament zur Behandlung erwachsener Patienten mit fortgeschrittenen Desmoidtumoren erhalten - seltene Tumore der Weichgewebe. Weitere Mittel befinden sich im frühen und fortgeschrittenen Stadium der Entwicklung. Das Unternehmen ging 2019 an die Börse in New York, dort wird es gegenwärtig mit rund drei Milliarden Dollar bewertet. Springworks-Aktien zogen um mehr als 34 Prozent an.

DAX-Mitglied Merck hatte zuletzt mehrfach betont, zur Stärkung seines Pharmageschäfts auf Einlizenzierungen und kleinere, ergänzende Zukäufe zu setzen. Größere Übernahmen sollen sich hingegen auf den Bereich Life Science konzentrieren

Borussia Dortmund hat im ersten Halbjahr seines Geschäftsjahres 2024/2025 wegen ausbleibender Transfererlöse weniger verdient. Der Gewinn vor Steuern schrumpfte vorläufigen Zahlen zufolge auf 8,8 Millionen Euro, wie der börsennotierte Fußball-Bundesligist heute mitteilte. Im Vorjahr standen noch 77,6 Millionen Euro in der Bilanz.

Der Rückgang sei insbesondere auf geringere Erlöse aus Spielerverkäufen zurückzuführen. Zudem führe die länger andauernde Ligaphase der UEFA Champions League zu einer verzögerten Ausschüttung der internationalen TV-Erlöse. Unter dem Strich belief sich das Ergebnis auf 7,7 Millionen Euro – das ist ein Zehntel des Vorjahreswerts. Den kompletten Bericht will der derzeitige Tabellen-Elfte der Bundesliga am 14. Februar vorlegen.

Ein von dem Milliardär Elon Musk angeführtes Investorenkonsortium bietet einem Bericht des Wall Street Journal zufolge 97,4 Milliarden Dollar für den Kauf der gemeinnützigen Gesellschaft, die das Startup-Unternehmen für künstliche Intelligenz OpenAI kontrolliert. Das Angebot werde von Musks KI-Unternehmen xAI unterstützt, das nach einem Deal mit OpenAI fusionieren könnte.

Musk war einer der Mitgründer von OpenAI, verließ das Unternehmen jedoch vor dem Aufstieg von ChatGPT zur heute wohl bekanntesten Künstlichen Intelligenz (KI). Inzwischen hat er das Konkurrenzunternehmen namens xAI aufgebaut.

OpenAI wurde 2015 als gemeinnützige Einrichtung zur Forschung an Künstlicher Intelligenz gegründet. Vier Jahre später kam OpenAI LP als gewinnorientierte Tochter hinzu, in die unter anderem der Software-Konzern Microsoft Milliarden investiert hat. Ende 2022 veröffentlichte das Unternehmen ChatGPT und löste einen weltweiten KI-Boom aus, der immer noch anhält.

Der Quartalsbericht von McDonald's kommt bei den Anlegern insgesamt gut an. Die Titel der US-Schnellrestaurantkette rückten an der Wall Street kräftig um 4,8 Prozent vor.

Der Konzern aus Chicago verzeichnete im vierten Quartal zwar den größten Rückgang des Umsatzes im US-Geschäft seit fünf Jahren. Belastend wirkte sich unter anderem der kurzzeitige Befall durch Kolibakterien in einigen US-Filialen im Oktober aus. International lief es für McDonald's jedoch etwas besser, vor allem im Nahen Osten und in Japan. Der vergleichbare Umsatz wuchs weltweit um 0,4 Prozent und überraschte damit die Analysten, die mit einem Rückgang um 0,6 Prozent gerechnet hatten.