
Neue Bundesregierung Was Börse und Unternehmen erwarten
Vor der neuen Bundesregierung liegen große Aufgaben. Die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, dürfte dabei an erster Stelle stehen. Wird der Regierung Merz das gelingen?
Friedrich Merz ist noch nicht einmal im Amt, schon hagelt es Forderungen, Wünsche und Ideen, wie es mit der deutschen Wirtschaft wieder bergauf gehen könnte. Unternehmen und Verbände melden sich zu Wort und machen Druck - diesmal müsse die Wirtschaftswende gelingen.
"Die Welt wartet nicht auf uns"
Es stehe viel auf dem Spiel, erklärt Christoph Ahlhaus, Vorsitzender des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft: "Wir wissen doch, die Welt wartet nicht auf uns. Wenn die Regierung in dieser Legislatur das Ruder nicht herumreißt, werden wir Deutschland in vier Jahren nicht wiedererkennen. Und das gilt politisch, wie wirtschaftlich." Denn Friedrich Merz übernimmt Verantwortung für ein Land, das seit zwei Jahren nicht mehr gewachsen ist, das unter zu viel Bürokratie, hohen Energiepreisen, hohen Steuern und angespannten Handelsbeziehungen leidet.
Eine ziemlich schwierige Gemengelage - vor allem für einen Bundeskanzler, der bis dato keinerlei Regierungserfahrung hat. Mittelständische Firmen haben auch deshalb eher wenig Hoffnung in die neue Regierung, so Ahlhaus: "Unsere neueste Umfrage zeigt, fast jeder zweite Mittelständler ist mit dem Koalitionsvertrag alles andere als glücklich. Mehr als 60 Prozent glauben nicht daran, dass die Regierung unter Friedrich Merz die wirtschaftlichen Probleme in Deutschland in den Griff bekommen wird."
"Nicht unbedingt der Wunsch-Kandidat der Börsen"
Etwas mehr Zuversicht gibt es an den Börsen. Sie haben bereits mit Vorschusslorbeeren reagiert. Seit bekannt ist, dass Merz neuer Kanzler wird, ging es an den deutschen Aktienmärkten deutlich bergauf. Doch ein richtiger Traumkanzler sei Merz an den Börsen dennoch nicht, erklärt Daniel Saurenz, Kapitalmarktexperte bei Feingold Research.
"Friedrich Merz ist nicht unbedingt der Wunsch-Kandidat der Börsen - man muss allerdings hinzufügen, es gibt keinen richtigen Wunsch-Kandidaten." Der Wunsch der Investoren liege darin, dass Reformen auf den Weg kommen und dass man vor allem die zweite und dritte Reihe in Deutschland unterstütze, so Saurenz: "Deswegen ist der Blick Richtung DAX wichtig, aber noch wichtiger ist der Blick in Richtung MDAX, SDAX, Tech-Dax. Dort sind die Unternehmen , die mit ihrem Geschäft an Deutschland hängen."
Investitionsprogramm kommt gut an
Für die größeren Firmen aus dem DAX sei die Wahl des neuen Bundeskanzlers nicht ganz so entscheidend. Immerhin machen sie einen Großteil ihrer Geschäfte im Ausland - vorrangig in den USA. Profitieren könnten sie trotzdem von der neuen Bundesregierung - zumindest von neuen Beschlüssen wie dem milliardenschweren Investitionsprogramm, das die Koalition aus SPD, CDU und CSU angekündigt hat, so Saurenz.
"Das Investitionspaeket der Bundesregierung wird am Kapitalmarkt natürlich dankbar angenommen. Denn dazu muss man sich nur Aktien anschauen wie Rheinmetall, die seit Monaten nach oben geschoben werden. Deutz aus der zweiten Reihe ist auch gutes Beispiel. Strabag in Österreich profitiert auch von der neuen Bundesregierung." Investitionen in den Standort Deutschland seien ein erster wichtiger Schritt, so die Befürworter. Gegner kritisieren hingegen, dass es Investitionen auf Pump sind - und fürchten ein Abrutschen in die Schuldenspirale.