Eine Frau läuft an Gräbern in der sudanesischen Stadt Omdurman vorbei.

Zwei Jahre Bürgerkrieg Droht die Teilung des Sudan?

Stand: 15.04.2025 05:37 Uhr

Vor zwei Jahren begann der Bürgerkrieg im Sudan. Beide Kriegsparteien werden aus dem Ausland unterstützt - ein Ende der weltweit größten humanitären Krise ist nicht in Sicht. Droht nun die Teilung des riesigen Landes?

Viel ist ihm nicht geblieben. Als die Kämpfe sich in eine andere Gegend verlagerten, ist Abdallah Mohammed zurückgekommen, um zu sehen, was aus seinem Haus im Großraum Khartum geworden ist.

Auf dem Boden des kargen Raumes liegen ein paar zerfledderte Kleidungsstücke und Bücher, die Fenster sind kaputt, alles geplündert. Nach zwei Jahren Krieg gibt es hier kein Zuhause mehr. "Sie haben alles mitgenommen oder zerstört, nichts ist geblieben", klagt Mohammed. "Dieser Krieg ist kein Krieg gegen die Regierung, sondern gegen die Bevölkerung - reine Zerstörung."

"Keine Verhandlungen"

Im Sudan kämpfen zwei Männer um die Macht im Land, Armeechef und De-Facto-Staatsoberhaupt Abdel Fattah al-Burhan gegen Milizenführer Mohammed Hamdan Dagalo. Der vormalige Stellvertreter von Präsident al-Burhan wird auch Hemeti genannt und befehligt die sogenannten Rapid Support Forces, die RSF-Miliz.

Aktuell verzeichnet die nationale Armee Geländegewinne und konnte die Hauptstadt Khartum zurückerobern. Die RSF-Miliz wurde zurückgedrängt.

Geschlagen aber gibt sich ihr Anführer Hemeti nicht. "Wir werden nach Khartum zurückkehren, stärker, entschlossener und siegreicher", sagte er kürzlich in einer Ansprache. "Der Krieg ist noch nicht vorbei - er hat gerade erst begonnen." Es gebe keine Verhandlungen, so der Milizenführer. "Wir werden nur durch die Waffe sprechen."

Menschenrechtsverletzungen auf beiden Seite

Die RSF-Kämpfer hinterlassen eine Schneise der Verwüstung, ihnen werden grausame Menschenrechtsverbrechen vorgeworfen. Doch auch die nationale Armee geht ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung vor. Märkte werden bombardiert, im zurückeroberten Karthum gibt es Berichte über Hinrichtungen.

"Wir sind entsetzt über die Berichte von außergerichtlichen Erschießungen von Zivilisten", so UN-Menschenrechtssprecher Seif Magango. Man habe furchtbare Videos gesehen, in denen Zivilisten kaltblütig hingerichtet wurden - "weil sie angeblich mit der RSF-Miliz kooperiert haben".

Größte humanitäre Krise der Welt

Rache und neue Gewalt: Der Krieg, der vor zwei Jahren ausbrach, als die RSF-Miliz in die nationale Armee integriert werden sollte, hat zu einer Vertreibungswelle geführt. Rund zwölf Millionen Menschen sind mittlerweile auf der Flucht vor der Gewalt. Und nicht nur die Vertriebenen brauchen dringend Hilfe: Mehr als die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung, rund 25 Millionen Menschen, sind von Hunger bedroht. Die Vereinten Nationen sprechen von der größten humanitären Krise der Welt.

Besonders schlimm ist die Lage in Darfur im Westen des Landes, wo es zu ethnischen Säuberungen und Massenerschießungen kommt. Allein in den vergangenen Tagen starben Berichten zufolge hunderte Zivilisten bei RSF-Angriffen, unter anderem auf das Flüchtlingslager Samsam.

Aber auch im eigentlich durch die nationale Armee befreiten Karthum findet die Gewalt kein Ende. UN-Sprecher Stéphane Dujarric äußert "Empörung über die Attacken gegen Gemeinschaftsküchen und Schutzräume, die von Freiwilligen im Sudan betrieben werden". Humanitäre Helfer müssten geschützt werden, so der UN-Sprecher. "Auch wenn es wie eine gesprungene Schallplatte klingt, wiederholen wir den Appell an alle Parteien, dass sie sich an das humanitäre Völkerrecht halten müssen."

Beide Seiten erhalten internationale Unterstützung

Doch daran scheint keine Kriegspartei ein Interesse zu haben. Und schlimmer noch: Beide Seiten erhalten internationale Unterstützung, die durch Geld und Waffenlieferungen den Krieg im rohstoffreichen Sudan immer weiter anheizen. So wird die nationale Armee von Ägypten und Saudi-Arabien unterstützt, die RSF-Miliz von den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Die RSF bemühen sich, eine Gegenregierung in den von ihnen kontrollierten Landesteilen aufzubauen. Beobachter befürchten eine Teilung des Sudan. "Jede Teilung des Landes wird ihre Nachteile haben", so der sudanesische Militärexperte Amin Mahjoub.

"Die politischen Kräfte leiden schon jetzt unter der Spaltung." Es gebe etwa 76 politische Parteien im Sudan. "Das ist beängstigend. Kein Land auf der Welt hat so viele Parteien." Ein Ende des Krieges im Sudan ist auch zwei Jahre nach Ausbruch der Kämpfe nicht in Sicht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. April 2025 um 06:00 Uhr.