Leeres Podium mit den Flaggen der USA und der Ukraine

USA und Ukraine Wie kann es nach diesem Eklat weitergehen?

Stand: 01.03.2025 05:51 Uhr

US-Republikaner feiern Trump, Demokraten sind erbost, Europa bekundet seine Solidarität mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Können sich die USA und die Ukraine nach dem Eklat im Oval Office überhaupt wieder annähern?

Das hat es noch nie gegeben: Ein US-Präsident beschimpft im Oval Office vor laufenden Fernsehkameras den Präsidenten eines anderen Landes und wirft ihn im Anschluss aus dem Weißen Haus. 

"Sie riskieren den dritten Weltkrieg. Und was Sie tun, ist sehr respektlos gegenüber diesem Land", hatte Donald Trump auf dem Höhepunkt des Streits gerufen. "Ihr Land ist in großen Schwierigkeiten", rief Trump weiter, ließ Wolodymyr Selenskyj nicht mehr zu Wort kommen und fügte hinzu, die Ukraine könne diesen Krieg nicht gewinnen.

Selenskyj: Kann Haltung gegenüber Russland nicht ändern

Selenskyj verließ vorzeitig das Weiße Haus, gab trotz des Eklats dem Sender Fox News ein Interview und betonte auch dort: Das von den USA angestrebte Rohstoff-Abkommen reiche nicht aus, um Friedensverhandlungen mit Russland aufzunehmen. Nötig seien Sicherheitsgarantien der USA. "Diese Art von Streit ist für beide Seiten nicht gut", so Selenskyj. "Aber ich kann die ukrainische Haltung gegenüber Russland nicht ändern. Sie sind Killer für uns. Die Amerikaner sind unsere besten Freunde, die Europäer sind unsere besten Freunde. Putin und Russland sind die Feinde."

Trump sagte vor seinem Abflug nach Florida, wo der das Wochenende in Mar-a-Lago verbringt, Selenskyj könne zurückkommen, sobald er bereit sei, Frieden zu schließen: "Er kann nicht dort stehen und sagen, Putin dies und Putin das, er muss sagen, ich will Frieden, ich will nicht länger diesen Krieg führen." 

Gibt es überhaupt eine Perspektive?

Was bleibt nach diesem Eklat? Kann die Ukraine noch mit Unterstützung der USA rechnen? Können Trump und Selenskyj je wieder miteinander reden? Der republikanische Senator Lindsey Graham bezweifelt das: Selenskyj habe sich im Oval Office respektlos verhalten. "Ich weiß nicht, ob wir je wieder mit Selenskyj verhandeln können", so Graham. 

Nachdenklicher der republikanische Abgeordnete Mike Lawler: "Wir können das noch retten. Und es muss gerettet werden", so Lawler bei PBS. "Ein Scheitern wäre katastrophal für Europa und die freie Welt."

"Angriff aus dem Hinterhalt"

Zahlreiche Republikaner posteten in sozialen Medien, Trump habe gegenüber Selenskyj Stärke demonstriert. Der demokratische Senator Richard Blumenthal dagegen sagte CNN: "Diese Art von Herabwürdigung und Einschüchterung durch den Präsidenten und den Vize-Präsidenten war beschämend. Es war wie ein Angriff aus dem Hinterhalt." 

Mit Blick auf die Unterstützungsbekundungen aus Europa für Selenskyj fragte US-Außenminister Marco Rubio bei CNN: "Wenn Donald Trump morgen entscheidet, mir ist die Ukraine egal, mir ist Russland egal, mir ist dieser Krieg egal, und sich abwendet - wer auf diesem Planeten hat dann irgendeine Chance, die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch zu bringen? Die Antwort heißt: niemand." 

Der Historiker Timothy Snyder, der an der Universität Yale unterrichtet, hält dagegen, Trump demütige Selenskyj und hofiere Putin: "Wenn man denkt, indem man seinen Gast quer durch den Raum anschreit, zeige man Stärke, liegt man falsch", so Snyder bei PBS. "Wenn man denkt, man sollte Ländern einen Gefallen tun, die einen in Wahrheit zerstören wollen, liegt man falsch. Was Russland gegenüber den USA vor allem tut, ist unsere Technologie zu stehlen und unsere Infrastruktur zu hacken. Was die USA gerade tun ist, eine seit 80 Jahren bestehende Allianz mit verlässlichen europäischen Partnern zu opfern, für eine Allianz mit Russland."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 01. März 2025 um 09:00 Uhr.