Symbolbild: Der Bahnhof Seddin in Brandenburg ist einer der wichtigsten Rangierbahnhöfe der DB, fotografiert am 29.07.2008. (Quelle: picture alliance/Caro / Schulz)

Berlin Brandenburg Ifo-Studie: Ostwirtschaft holt auf - hinkt bei vielen Wirtschaftsfaktoren aber weiter hinterher

Stand: 18.05.2025 20:02 Uhr

Trotz großer Fortschritte bleibt im Osten vieles im Rückstand – etwa bei der Wirtschaftskraft und beim Lohnniveau. Hier bleibt gerade Brandenburg abgeschlagen. Anhand von 170 Indikatoren blickt der ifo-Faktenmonitor auf die Entwicklung - in Ost und West.

Der Osten - und damit auch das Land Brandenburg - hinkt bei der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit weiter dem Westen deutlich hinterher. Das ist das Ergebnis des aktuellen ifo-Faktenmonitors Ostdeutschland. Das Papier wurde beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum (OWF) in Bad Saarow (Oder-Spree) am Sonntag vorgestellt.

Der Ifo-Faktenmonitor, erstellt vom ifo-Institut Dresden im Auftrag der Mitteldeutschen Stiftung Wissenschaft und Bildung, vergleicht auf der Grundlage von rund 170 Indikatoren die wirtschaftliche, gesellschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung zwischen Ost und West - sowie innerhalb Ostdeutschlands selbst. Der aktuelle Bericht macht erneut deutlich: Ostdeutschland ist kein homogener Wirtschaftsraum, sondern von regionalen Stärken geprägt, so die Wissenschaftler. Und: Die Wissenschaftler betonen in ihrem Fazit: Ostdeutschland hat - teils - deutlich aufgeholt.

Drei große Buchstaben «OWF», als Abkürzung für das das Ostdeutsche Wirtschaftsforum, stehen am Ufer des Scharmützelsees. Unternehmensmanager und Wirtschaftsverbände diskutieren von heute am 18.05.2025 an, bei der dreitägigen Konferenz über Wege aus der Wirtschaftskrise. (Quelle: picture alliance/dpa/Patrick Pleul)
Weltwirtschaft am Scharmützelsee
Beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum geht es um das "Next Level" für Ostdeutschland: Sicherheit, Energie, Transformation – und Antworten auf die Wirtschaftskrise. Auch neue Bundesminister sind in Bad Saarow dabei. Von Corinna Cerrutimehr

Starke Berliner Forschung, schwache Brandenburger Wirtschaftskraft

Insgesamt liegt - laut dieser Erhebung - die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Ostdeutschlands gemessen am Bruttoinlandsprodukt bei 86 Prozent des westdeutschen Durchschnitts. Zwischen 2019 und 2024 lag dabei allerdings das jährliche Wirtschaftswachstum im Osten mit 0,3 Prozent über dem des Westens, was die Wissenschaftler aber vor allem dem Berliner Wirtschaftsboom zuschreiben. Für das Land Brandenburg dagegen weist der Monitor einen sehr schwachen Wert bei diesem sehr prägenden Kriterium der Wirtschaftskraft aus. Brandenburg liegt hier weiterhin abgeschlagen. So erreiche das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner in Brandenburg nur 68,9 Prozent des westdeutschen Durchschnitts. Und: Das Brandenburger BIP liegt dem Papier zufolge auch unter dem ostdeutschen Durchschnitt (bei rund 69,6 Prozent, aber ohne Berlin).

Bei den regionalen Stärken der einzelnen ostdeutschen Regionen punktet etwa das Land Berlin - neben Sachsen - mit seinen Forschungsausgaben: Beide Länder zählen europaweit zu den Spitzenregionen.

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Schwaches Lohnniveau in Brandenburg

Beim Lohnniveau liegt Brandenburg laut diesem Monitor lediglich bei 83,6 Prozent des westdeutschen Niveaus. Allerdings: Brandenburgs reales Wirtschaftswachstum lag 2019 bei 1,72 Prozent, also klar über dem gesamtdeutschen Durchschnitt von 1,08 Prozent. Überhaupt sind die Zahlen nicht immer eindeutig zu lesen, so liegen aber ebenfalls laut dieser Studie im Osten die Löhne real bei über 90 Prozent des Westniveaus - dank niedrigerer Lebenshaltungskosten.

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung machen in Brandenburg nur 1,82 Prozent des BIP aus und liegen damit weit entfernt von westdeutschen Bundesländern, also etwa Baden-Württemberg (5,79 Prozent).

Und beim Anteil der Erwerbstätigen in der erwerbsfähigen Bevölkerung liegt Brandenburg mit 88,5 Prozent nahe am westdeutschen Durchschnitt (90,9).

Faktenmonitor weist mit Zahlen auf künftige Herausforderungen

Der ifo-Faktenmonitor beleuchtet zudem auch Herausforderungen: So weist er aus, dass der Anteil ausländischer Bevölkerung in den neuen Bundesländern mit 7,2 Prozent deutlich geringer ist als im Westen (15,6 Prozent).

Präsentiert wurde der Bericht beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum vom "Saarower Kreis", einem Zusammenschluss ostdeutscher Wirtschaftsakteure. Dieser Zusammenschluss wurde geschaffen, um faktenbasierte Impulse für die Strukturpolitik zu geben. Sprecher Frank Nehring sagte: "Ostdeutschland ist keine homogene Schwächezone, sondern ein Zukunftslabor." Es brauche mehr Vertrauen in die eigenen Stärken und den Mut, wirtschaftspolitisch Neues zu denken.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.05.2025, 21:01 Uhr