Symbolbild:Ein krankes Kind liegt mit Decke und Kissen auf einem Sofa und stützt seinen Kopf mit der Hand.(Quelle:picture alliance/Photoshot)

Brandenburg Berlin "Die Kinderarztpraxen in ganz Berlin sind voll"

Stand: 31.01.2025 12:40 Uhr

Jede Menge schwer an Influenza Erkrankte und darüber hinaus noch ausgefallenes Praxispersonal: In Berlin und Brandenburg ist derzeit die Zahl der Atemwegserkrankungen - insbesondere bei Kindern - sprunghaft angestiegen.

Viele Menschen in Berlin, vor allem Kinder, haben sich derzeit mit Grippeviren angesteckt. Insgesamt seien in der aktuellen Berichtswoche 1.757 Grippe-Erkrankungen gemeldet worden, heißt es im Bericht des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso). In der Vorwoche waren es noch 1.165 Grippefälle.
 
"Die Kinderarztpraxen in ganz Berlin sind voll", sagte der Sprecher des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske, der selbst in Berlin-Schöneberg ansässiger Kinderarzt ist, rbb|24 am Freitagmorgen. Viele Praxen hätten zusätzlich das Problem, dass Mitarbeitende ebenfalls erkrankt seien. "Wir sehen hier viele schwer und lange Erkrankte", so Maske. Er rät trotz voller Praxen bei Kindern in schlechtem Zustand oder mit Fieber auf jeden Fall zum Arztbesuch. "Meistens ist es Influenza derzeit, aber es kann auch eine Lungenentzündung sein", so der Mediziner.

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Influenza - auch in Brandenburg - mit schwerem Krankheitsverlauf

Auch in Brandenburg sind viele Menschen von Erkältungskrankheiten und Grippe betroffen. Schon jetzt zählt Brandenburg fast 1.000 Influenza-Fälle mehr als im Vorjahr zur selben Zeit. Besonders viele Fälle gibt es laut Influenzabericht Brandenburg derzeit im Westen und Südwesten des Landes. Aber auch im Landkreis Oder-Spree gibt es mit derzeit 385 Grippefällen pro 100.000 Bewohner mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr.
 
Die Influenza zeige sich in diesem Jahr oft mit einem schweren Krankheitsverlauf, Apathie und hohem und langanhaltendem Fieber. Viele Patienten verweigerten auch die Flüssigkeitsaufnahme, was vor allem für ältere Menschen und Kinder schnell problematisch werden kann. Wie Ärztin Alessa Müller-Foti aus Königs-Wusterhausen (Dahme-Spreewald), selbst Mutter einer kürzlich an Grippe erkrankten Tochter, in rbb24 Brandenburg aktuell berichtete. Ihre Fünfjährige sei kaum ansprechbar gewesen. "Wenn ein Kind nicht mehr trinkt und zusätzlich erbricht, dann ist es in Lebensgefahr", so die Allgemeinmedizinerin. Insbesondere, wenn Patienten zuvor mehrere Tage hohes Fieber gehabt hätten.

Wenn ein Kind nicht mehr trinkt und zusätzlich erbricht, dann ist es in Lebensgefahr

 
 
Zur Influenza kommen Corona-, Adeno- und RSV-Viren
 
Die Fallzahlen für Berlin liegen diese Woche ebenfalls deutlich über den für diesen Zeitraum entsprechenden Zahlen seit 2015, so das Berliner Lageso. Die Grippewelle in Deutschland begann nach Definition des Robert Koch-Instituts am 30. Dezember. Die meisten Infektionen gab es zuletzt bei Kindern zwischen 0 und 14 Jahren und Älteren (ab 80 Jahren), sie sind auch insgesamt am häufigsten betroffen. 291 Menschen werden stationär im Krankenhaus behandelt.
 
Die Intensität der Erkrankungen variiere sehr, sagte Kinderarzt Jakob Maske. "Wir sehen immer wieder Jugendliche und Kinder, die über mehrere Tage an hohem Fieber und deutlichen Krankheitszeichen leiden." Es gebe zurzeit auch andere Viren wie Corona-, Adeno- und Respiratorische Synzytial-Viren (RSV). Grippeviren überwiegen aber deutlich, so Maske weiter.

Experten raten zur Grippeimpfung

Der Bundesverband spreche sich immer wieder für eine Grippeimpfung auch bei Kindern aus. Eltern können die Erkrankungen nur symptomatisch behandeln, also mit ausreichend Flüssigkeit, gesunder Ernährung und gegebenenfalls Schmerz-Fieber-Säften, sagte Maske. Auch der Leiter der Abteilung Infektionsschutz im Gesundheitsministerium Brandenburg, Ulrich Widders, riet im rbb zur Grippeschutzimpfung. "Ich würde sie auch jetzt noch empfehlen, da die Influenza-Saison sich meistens bis in den April hineinzieht". Außerdem könne man eine zweite Influenza-Welle beispielsweise im März nicht ausschließen. Die Impfung wirke nach etwa zehn bis 14 Tagen.
 
Neben Grippe-Viren, steigen auch die Infektionen mit dem RS-Virus deutlich an. In der aktuellen Meldewoche habe es mit 162 übermittelten Fällen in Berlin laut Lageso fast doppelt so viele wie in der Vorwoche (84) gegeben. Besonders betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder von 0 bis 2 Jahren, sie machen 42 Prozent der Fälle aus. Auch Ältere über 70 Jahren sind häufig betroffen, sie haben einen Anteil von 20 Prozent der Fälle. 41 Personen kamen ins Krankenhaus, ein Erwachsener starb an einer RSV-Infektion, heißt es im Bericht. Für keinen der betroffenen Säuglinge unter einem Jahr lägen Daten über eine Impfung entsprechend der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) vor.

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Auch bundesweit starker Anstieg

Auch bundesweit ist die Zahl der Atemwegserkrankungen, insbesondere bei Kindern, stark gestiegen. Etwa 7,9 Millionen Menschen in Deutschland haben derzeit eine akute Atemwegserkrankung, heißt es im Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) für 20. bis 26. Januar.
 
Vor allem Grippeviren seien im Umlauf. Neben Grippe wurde bei den 0- bis 4-Jährigen auch eine Zunahme der Respiratorischen Synzytial-Viren (RSV) beobachtet.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 30.01.2025, 19:30 Uhr