
Brandenburg Berlin Interview | Weltwassertag: "Es ist wichtig, dass wir bald einsetzende Niederschläge haben"
Jüngst sprach der Deutsche Wetterdienst in seiner Bilanz von einem "zu trockenen" Winter. Wie steht es um die Wasserreserven in Berlin und Brandenburg? Am Weltwassertag gibt der Potsdamer Klimaforscher Fred Hattermann eine Einschätzung.
rbb: Herr Hattermann, teilen Sie die Besorgnis, dass Wasserstände in den Seen und der Grundwasserspiegel schon vor dem Sommer zum Problem werden?
Fred Hattermann: Seit Mitte des Winters haben wir kaum Niederschläge. Und eigentlich wäre es gut, wenn es in dieser Jahreszeit mehr Niederschläge gäbe. Im Winter wächst die Vegetation nicht, die Landschaft hat also keinen großen Wasserbedarf. Das ist die Zeit, wo sich die Speicher auffüllen - die Grundwasserspeicher, aber auch die Seen. Die Grundwasserspiegel sind zwar schon wieder gestiegen seit den Dürrejahren, aber eben oft nicht auf das Niveau, auf dem sie mal waren.
Deswegen ist es wichtig, dass wir bald wieder einsetzende Niederschläge haben. Es ist noch keine Dürre. Wir sind in einer Zone, die vom Wetter her sehr volatil, also sehr unterschiedlich ist. Wenn große Regenmengen kommen, dann ist auch alles erstmal wieder in Ordnung.
Warum ist es eigentlich so wichtig, wann die Niederschläge fallen?
In unserer Region ist es eigentlich immer gut, wenn Niederschläge fallen. Also im Winter ist es sehr wichtig, weil dann unsere Speicher aufgefüllt werden, damit wir im Sommer genug Wasser haben. Im Sommer und im Frühling sind die Niederschläge natürlich sehr wichtig für die Vegetation selbst. Wenn wir lange Trockenphasen haben, kommt es schnell zu kritischen Zuständen, denn wir haben eben diese Böden, in denen das Wasser schnell versickert.
Auf welche Klimaszenarien müssen wir uns in der Region einstellen?
Es ist tatsächlich so, dass die Szenarien bei uns gar nicht ganz eindeutig sind. Wir sehen deutlich, dass wir zunehmende Niederschläge im Westen und Norden Europas haben und abnehmende im Osten und Süden. Wir sind gerade in dieser Übergangszone. Tatsächlich haben wir sogar leicht zunehmende Niederschläge. Es ist aber so, dass es auch deutlich wärmer geworden ist. Wir sind mitten im Klimawandel, es ist zwei Grad wärmer in Deutschland mittlerweile. Dadurch wächst die Vegetation intensiver. Sie fängt früher im Jahr an, dadurch werden die Speicher früher aufgezehrt.
Jetzt muss man sehen, wie sich die Niederschläge weiterentwickeln. Die Temperaturen werden auf jeden Fall zunehmen. Dann sehen wir auch eine Verlagerung von sommerlichen Niederschlägen in die winterlichen Niederschläge. Das wäre für die Speicher sehr gut, wenn es so wäre, aber für die Vegetation im Sommer nicht so gut. Deswegen ist es auf jeden Fall wichtig, dass wir uns eben auch auf Trockenphasen vorbereiten.
Höre ich da auch ein bisschen Optimismus raus?
Es ist auf jeden Fall so, dass wir uns anpassen müssen. Also diese langen Perioden, wie wir sie sehen, auch gerade in diesen Dürrejahren, 2018, 2019, 2020, 2022, die werden wahrscheinlich weiter zunehmen. Es werden aber auch immer wieder starke Witterungsjahre dazwischen kommen. Da muss man jetzt eben sehen, wie man damit umgeht und wie man sich daran anpasst.
Im Sommer wird der Hitzestress zunehmen und das wird auch zu Verknappung führen. Und das hat insbesondere zum Beispiel für die Landwirtschaft große Folgen, weil die ja mit dem leben muss, was sie bekommt. Das hat für die Industrie Folgen, weil die oft Wasser entnimmt aus den Speichern. Es wird schon immer genug Wasser zum Trinken und für den Haushaltsbedarf da sein. Das könnte aber unter bestimmten Umständen eben auch eingeschränkt werden, wenn es eben sehr knapp wird.
Bei dem Interview handelt es sich um eine leicht redigierte Fassung aus einem Gespräch bei Radioeins.
Sendung: Radioeins, 22.03.2025, 08:40 Uhr