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Brandenburg Berlin Absturz in Erdatmosphäre: Raketenstufe verglüht spektakulär am Nachthimmel
Leuchtende Punkte, die mit langem Schweif über den Nachthimmel ziehen: Am Mittwoch war über Berlin und Brandenburg zu beobachten, wie ein Objekt in der Atmosphäre verglühte. In Polen wird derzeit untersucht, ob ein entdeckter Gegenstand zu der Rakete gehört.
Verglühende Teile einer Raketenstufe sind in der Nacht auf Mittwoch über Deutschland zu sehen gewesen. Dabei habe es sich um den unkontrollierten Wiedereintritt eines Teils einer Falcon-9-Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX in die Atmosphäre gehandelt, teilte ein Sprecher des Weltraumkommandos der Bundeswehr mit. Die Rakete sei am 1. Februar in den USA gestartet.
Auf Nachfrage teilte die Pressestelle der Bundeswehr rbb|24 mit, dass "unkontrolliert" in diesem Fall keineswegs als eine Art Zwischenfall zu verstehen sei. Zeitpunkt und Ort des Wiedereintritts seien vorher bekannt gewesen. Im Gegensatz zu Satelliten seien Raktenteile nicht steuerbar und ihre genaue Flugbahn entsprechend "unkontrolliert".

Das verglühte Raketenteil ist am frühen Morgen in Fürstenwalde, Brandenburg, zu sehen.
Möglichem Fund in Polen
Die Trümmerteile seien in einer Höhe von 80 bis 100 Kilometern über Deutschland geflogen. Es gebe keine Erkenntnisse, dass Trümmerteile auf Deutschland fallen könnten, sagte der Sprecher. Vermutlich würden die Teile am Ende im Pazifik landen.
Laut der US-Organisation Aerospace handelt es sich um eine Rakete der Firma Starlink, die am 1. Februar ins Weltall geschossen worden war [aerospace.org].
Derzeit lässt das Raumfahrt-Unternehmen SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk alle paar Tage Falcon-9-Raketen starten. Bei der Falcon 9 wird die erste Raketenstufe - der sogenannte Booster - wieder gelandet. Die zweite Raketenstufe verglüht in der Atmosphäre.
Bis diese wieder in die Erdatmosphäre eintritt, kann einige Zeit vergehen, auch Wochen.
Nach Angaben des Weltraumkommandos der Bundeswehr können diese Raketenstufen über allen möglichen Orten der Welt verglühen - häufig passiere das über dem Meer und werde deswegen kaum bemerkt. Die in der Nacht sichtbare Raketenstufe sei irgendwo über Nordirland oder Großbritannien in die Atmosphäre eingetreten, und deswegen auch von Deutschland aus sichtbar gewesen.
"Es ist sehr, sehr selten, dass etwas den Wiedereintritt und das Verglühen übersteht", sagte ein Sprecher des Weltraumkommandos. Deswegen komme es auch so gut wie nie vor, dass solche Raketenteile auf der Erde einschlügen. Es sei nun auch nicht zu erwarten, dass alle paar Tage so ein Schauspiel am Himmel über Deutschland auftrete, denn meistens kämen die Raketenteile eben woanders runter.
In Polen aber wird derzeit untersucht, ob ein Gegenstand auf einem Betriebsgelände zu der Rakete gehört. Ein Sprecher der örtlichen Polizei sagte der Nachrichtenagentur PAP, am Mittwochmorgen hätten Mitarbeiter eines Unternehmens nahe der westpolnischen Großstadt Posen (Poznan) gemeldet, dass sie nach Arbeitsbeginn auf dem Betriebsgelände etwas entdeckt hätten, das einem geborstenen Tank aus Kunststoff ähnele.
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Zahl der kontrollierten Abstürze steigt rapide
In ersten Medienberichten hieß es, der kontrollierte Absturz eines Satelliten habe das Leuchten verursacht. Es gibt zum Teil sehr verschiedene Angaben zur genauen Anzahl von Satelliten, die aktuell um die Erde kreisen. Es bestehen keine internationalen Absprachen, durch die dies gezählt oder geregelt würde. In den vergangenen Jahren hat sich ihre Zahl allerdings deutlich vergrößert. Insbesondere durch das Starlink-Projekt von US-Milliardär Elon Musk. Einige Schätzungen gehen davon aus, dass aktuell rund 13.000 Satelliten um die Erde kreisen, andere von mehr als 20.000 [tagesschau.de].
Die Zahl der kontrollierten Abstürze von Satelliten hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. 2019 hatten sich noch 115 Satelliten an der Erdatmosphäre entzündet. Im vergangen Jahr stürzten allein bis November 950 kontrolliert ab, berichtet "Technology Review", die wissenschaftliche Zeitschrift des Massachusetts Institute of Technology (MIT) [Informationen auf Englisch: technologyreview.com].
Laut der "Technology Review" verglühen Satelliten in einer Höhe von 60 bis 80 Kilometern - also etwa sechs bis achtmal höher, als die Flugbahnen der zivilen Luftfahrt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 19.02.2025, 09:00 Uhr