Ausschnitt eines Mosaiks im Portal des Berliner Doms mit Darstellung einer Taube als Symol des Heiligen Geistes. (Quelle: imago images/Norbert Neetz)

Brandenburg Berlin Was feiern wir eigentlich an Pfingsten?

Stand: 08.06.2025 11:23 Uhr

Pfingsten ist für viele vor allem ein langes Wochenende, willkommene Gelegenheit für Ausflüge oder den traditionellen Besuch beim Karneval der Kulturen. Doch für gläubige Christen hat das Fest eine sehr große Bedeutung. Von Ulrike Bieritz

Haben Sie sich auch schon mal gefragt, warum in vielen Kirchen über dem Altar oder in der Kuppel Taubenmotive auftauchen?
 
Das hat mit Pfingsten zu tun - und mit dem Heiligen Geist, um den es nämlich an diesem christlichen Feiertag geht. Dem christlichen Glaube zufolge erfüllt und verbindet der Heilige Geist alle Gläubigen – weswegen Pfingsten auch als Geburtsstundeder Kirche gilt.
 
Aber der Reihe nach. Am Pfingstsonntag endet der am Aschermittwoch beginnende Osterfestkreis. 50 Tage ist die Osterzeit nun vorbei. Diese Zeitspanne findet sich am im Begriff "Pfingsten" wieder. Der leitet sich nämlich von dem griechischen Wort "pentekosté", der Fünfzigste, ab.

Abendlicher Blick über die Dächer von Cottbus auf die Oberkirche. (Quelle: imago-images/Pond5 Images)
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Pfingsten ist ein schwer fassbares Fest

Ursprünglich wurde Pfingsten eine ganze Woche gefeiert – übrig blieben zwei Feiertage, über die sich alle freuen, auch wenn sie nicht mehr wissen, was der eigentliche Grund ist.
 
Pfingsten ist wirklich ein schwer fassbares Fest. Genauso wie der Geist, also der Heilige Geist, um den es hier geht. Der soll nämlich an eben jenem Tag über die Anhänger von Jesus gekommen sein.
 
Was aber ist dieser ominöse Heilige Geist, von dem nicht nur in der Bibel, sondern auch in den Kirchen so oft die Rede ist. Die Bibel versteht ihn als schöpferische Macht allen Lebens.
 
Gottesdienste werden im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes begonnen und ein Kreuzzeichen gemacht – Gott der Vater, Jesus der Sohn und eben der Geist, der in die Welt gesandt wurde, um Person, Wort und Taten von Jesus lebendig zu halten.

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Das Pfingstwunder

Immer noch ziemlich schwer verständlich, oder?
 
Schauen wir also direkt in die Bibel, in der es natürlich auch dazu eine Geschichte gibt.
 
Ostern, und damit die Auferstehung von Jesus, ist lange her. Bis Himmelfahrt war Jesus seinen Anhängern immer mal wieder erschienen. Doch dann war er endgültig weg - und sie standen ziemlich verlassen da. Was soll aus ihnen werden, ohne Anführer und unter strenger Beobachtung der Römer, denen diese Jesus-Truppe schon lange ein Dorn im Auge ist?

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Plötzlich teilt sich das Feuer und die Flammen tanzen

Da plötzlich zieht ein Sturm auf und pfeift durch das Haus, in dem die Jünger so ratlos zusammenhocken. Das Feuer teilt sich, Flämmchen tanzen durch die Bude und über ihre Köpfe. In der Apostelgeschichte steht, dass sie plötzlich vom Heiligen Geist erfüllt werden und mit anderen Zungen zu reden begannen.
 
Das meint: Sie können alle möglichen Sprachen, wundern sich darüber und laufen auf die Straße, um von Gott, Jesus und alldem zu erzählen. Das ist das sogenannte Pfingstwunder. Der Heilige Geist hat sie quasi begeistert, und sie haben diese Begeisterung an andere weitergegeben. Weil sie überall von Jesus erzählen, kennen wir diese Geschichten noch heute.

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Manche meinen, dass die Redewendung "Feuer und Flamme für etwas sein" - also von etwas begeistert sein - ihren Ursprung in diesem Ereignis hat. Und weil der Heilige Geist nicht nur weht, wo er will, sondern eben auch schwer zu fassen ist, wurde im Mittelalter die Taube zu seinem Symbol. Deshalb sieht man weiße Tauben oft ganz vorne in Kirchen, über dem Altar oder in der Kuppel.

Von Pfingstochsen und Langschläfern

Auch Pfingsten ist ein Frühlingsfest und deshalb werden Gottesdienste traditionell im Freien gefeiert, Kirchen mit grünen Birkenzweigen geschmückt. In ländlichen Gegenden Deutschlands gehörten früher Pfingstfeuer, Tänze oder Reiterspiele dazu, von denen heute nur noch wenige übrig sind. Feierliche Umzüge finden statt und mancherorts wird das Vieh das erste Mal nach dem Winter auf die Weide getrieben. Davor gibt es eine Prozession durch den Ort, die vom Pfingstochsen angeführt wird, geschmückt mit Blumen, Stroh und Bändern.
 
Ein Pfingstochse wird aber auch der genannt, der den ganzen Feiertag verschläft …

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Pfingsten - alles andere als bedeutungslos

Pfingsten ist zwar ein ausschließlich christliches Fest, doch die Idee, dass eine göttliche Kraft die Menschen inspiriert und sie mit anderen verbindet, kennt man auch in anderen Religionen. Im Judentum etwa erinnert das Wochenfest Schawuot, das rund sieben Wochen nach Pessach gefeiert wird, an die Übergabe der Zehn Gebote an Moses – ebenfalls ein zentrales Offenbarungsereignis. Im Islam spielt die Herabsendung des Korans auf den Propheten Mohammed eine vergleichbare Rolle, gefeiert etwa in der "Lailat al-Qadr", der Nacht der Bestimmung, während des Ramadan.
 
So unterschiedlich die Rituale auch sind – das Motiv der göttlichen Inspiration, der Verbindung zwischen Mensch und Gott und der Gemeinschaft unter den Gläubigen findet sich überall.
Pfingsten ist also vielleicht schwer zu greifen – aber alles andere als bedeutungslos.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text wurde in ähnlicher Form bereits im vergangenen Jahr zu Pfingsten veröffentlicht.

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.06.2025, 06:12 Uhr