
Produktionsfirma A24 Blockbuster aus der Arthouse-Schmiede
Die Produktionsfirma A24 ist das Zugpferd des Arthouse-Kinos. Mit "Warfare" kommt ein weiterer Blockbuster ins Kino. Wie wurde das Studio so schnell erfolgreich - und steht es vor dem Ausverkauf?
Kriegsfilme sind für Produktionsstudios eine recht sichere Sache. Erst letztes Jahr spielte Alex Garlands "Civil War" fast 130 Millionen Dollar ein - mehr als doppelt so viel wie er sein Produktionsstudio A24 gekostet hatte. Es war bis dahin die teuerste Produktion für das Arthouse-Studio aus New York.
Nun legen A24 und Alex Garland mit "Warfare" nach. Ob er ähnlich erfolgreich wird, steht noch aus. Doch beide Filme zeigen: Neben Mega-Franchises großer Studios gibt es so etwas wie Blockbuster fürs Arthouse-Kino.

Eine Szene aus dem Film "Warfare". Das Kriegsdrama spielt im Jahr 2006 im Irak und begleitet eine Gruppe Soldaten der US-Spezialeinheit "Navy Seals".
Vom Filmverleiher zum Prestige-Studio
Ein zentraler Faktor für diese Entwicklung war A24. Innerhalb weniger Jahre hat sich das Studio einen singulären Platz in der Filmbranche erarbeitet: Heute gilt das A24-Logo als Gütesiegel mit eigener Gefolgschaft - eine Ehre, die normalerweise nur Regisseuren zuteilwird.
2012 von Daniel Katz, David Fenkel, und John Hodges gegründet, setzte A24 zunächst auf den Vertrieb exzentrischer Filme wie "Swiss Army Man". 2016 produzierte es dann mit "Moonlight" ein erstes eigenes Drama und stach sogleich das Musical "La La Land" für den Oscar als bester Film aus.
Seither kann A24 zahlreiche Erfolge für sich verzeichnen: unter anderem mit Horrorfilmen wie Ari Asters "Hereditary", Dramen wie Greta Gerwigs "Lady Bird" und Darren Aronofskys "The Whale", oder Jonathan Glazers Historienfilm "The Zone of Interest".
2023 war dabei ein Höhepunkt für das Produktionsstudio: Mit "Everything Everywhere All at Once" erhielt das Studio als erstes in der Geschichte der Oscars die wichtigsten Auszeichnungen auf einmal: für drei Schauspielkategorien, den besten Film, und die beste Regie.
Kleine Profite für große Kunst
Dass A24 in so kurzer Zeit solch ein Prestige generieren konnte, lag daran, dass das Studio Kunst über Profit stellte: Anfangs kostete ein A24-Film durchschnittlich nur sieben Millionen Dollar und spielte 18 Millionen Dollar ein. Kleine Margen für die Filmbranche, aber verlässliche Profite, die reinvestiert wurden. Die finanzielle Unabhängigkeit erlaubte es, kreativ umso weiter auszuschlagen.
Regisseuren wurde freie Hand gelassen, dafür schlugen diese teils lukrativere Angebote aus. Während sich große Studios auf Franchises und Sequels konzentrierten, wollte A24 vor allem junge Cineasten erreichen. Über Memes und hauseigene Podcasts schöpfte es zudem früh die sozialen Medien als Marketingmittel aus. A24 etablierte sich quasi als das Marvel für Arthouse-Filme.
Vom Filmstudio zum Medienkonglomerat?
Dieser Erfolg rief auch andere Arthouse-Studios wie Neon ("Parasite") oder Mubi ("The Substance") auf den Plan. A24 sieht sich dabei im Übergang zu einem Medienkonglomerat. Gründer Fenkel sagte einmal, A24 wolle "eine einzigartige Marke im Medienbereich" sein. Man orientiere sich eher an den Tech-Unternehmen als den Filmstudios.
Zuletzt investierte A24 in Dokumentationen, Podcasts, Verlagswesen, Musik und sogar Kosmetik. Im Januar 2024 wurde einen Deal mit United Talent Agency für Fernsehprojekte abgeschlossen, darunter auch Reality-Formate.
Sorge vor Ausverkauf des Leitkonzeptes
2022 gab es Gerüchte, dass das Studio von Apple oder Amazon, mit denen es koproduziert, aufgekauft werden sollte. Nach einer Finanzierungsrunde, die das verhinderte, investierte letztes Jahr die Risikokapitalgesellschaft Thrive Capital. Durch das Unternehmen, das auch in Spotify und Instagram investiert hatte, ist A24 nun 3,5 Milliarden US-Dollar wert - 40 Prozent mehr als 2022.
In der Branche wird befürchtet, dass A24 damit sein künstlerisches Leitkonzept kompromittiert. Bis heute umfasst der A24-Katalog gut 150 Filme und 40 Fernsehserien. Dass dieser auch Unterhaltungsfilme wie die dieses Jahr erscheinende Horrorkomödie "Death of a Unicorn" oder den Fantasyfilm "The Legend of Ochi" einschließt, erscheint tragbar. Der für Ende des Jahres angesetzte, starbesetzte "Marty Supreme" übertrumpft mit 70 Millionen Dollar Budget sogar "Civil War".
Kunst oder Technologie: Eine Zukunft mit KI?
Die Gretchenfrage für A24 wird vielmehr sein, wie es mit künstlicher Intelligenz umgehen wird. Die Debatte sorgt derzeit für große Umwälzungen in der Filmbranche und war ein Grund für die Hollywood-Streiks 2023. Dass die Poster für "Civil War" mit KI generiert und für "The Brutalist" die Akzente der Darsteller so nachbearbeitet wurden, sorgte bereits für Unmut.
Ob sich A24 in dieser Hinsicht immer noch als Silicon-Valley-Unternehmen oder doch als Produktionsfirma für Filmkunst versteht, wird das Studio in zukünftigen Projekten zeigen müssen. Für "Warfare" setzte man noch auf einen Kriegsfilm mit klassischen Mitteln.