Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Wall Street fällt zurück Unsicherheit vor Zoll-Enthüllungen

Stand: 26.03.2025 21:30 Uhr

Zwar kündigte US-Präsident Trump für den Abend Details zu seinen Zollplänen an, aber zu spät für eine Reaktion der Börsen. Entsprechend verhalten war die Anlegerstimmung in New York und Frankfurt.

Als Donald Trumps Ankündigung die Wall Street erreichte, nach der Schlussglocke seine Zollpläne für Autoimporte zu verkünden, nahmen die Marktteilnehmer das positiv auf. Schließlich wird damit das Rätselraten über die Absichten des US-Präsidenten beendet - kurzfristige Kursänderungen Trumps natürlich mit eingerechnet. Allerdings kann der Markt erst morgen auf die Pläne reagieren, was den Dow Jones im Minus verharren ließ.

Nach leicht positivem Start war der US-Leitindex zuvor nach unten abgedriftet und schloss 0,31 Prozent tiefer bei 42.454 Punkten.

An der Technologiebörse Nasdaq standen die Kurse von Handelsbeginn an unter Druck. Die Aktien der "Glorreichen Sieben", der größten und bedeutendsten Tech-Werte, gaben allesamt nach. Der Nasdaq 100 ging 1,83 Prozent tiefer bei 19.917 Punkten aus dem Handel.

Trumps angekündigte Zölle dürften auch deutsche Autobauer und Zulieferer hart treffen. Allerdings hatte der Republikaner am Montag erklärt, dass nicht alle Handelsabgaben zum Stichtag 2. April kommen würden und einige Länder Ausnahmeregelungen erhalten würden.

Etwas Erleichterung brachten die aktuellen Auftragsdaten für langlebige Güter. Diese sind im Februar überraschend leicht gestiegen anstatt wie erwartet zurückzugehen. Die Sorge über die wirtschaftlichen Auswirkungen eines globalen Handelskrieges dämpfe aber die Risikobereitschaft, was US-Aktien immer wieder zu spüren bekämen, sagte ein Marktbeobachter.

Angesichts der Unsicherheit vor den neuen US-Zöllen konnte auch der DAX zur Wochenmitte seine dynamische Kurserholung von Dienstag nicht fortsetzen. Nach positivem Start musste der deutsche Leitindex die Marke von 23.000 Punkten preisgeben und ging 1,17 Prozent tiefer bei 22.839 Punkten aus dem Handel. Der Abstand zum Rekordhoch, das der DAX am vergangenen Dienstag bei 23.476 Punkten aufgestellt hatte, hat sich damit wieder ausgeweitet.

Aus technischer Sicht herrscht aktuell eine Pattsituation zwischen "Bullen" (Käufern) und "Bären" (Verkäufern) im DAX. Der Leitindex bewege sich so lange in neutralem Terrain, bis nach unten die 22.300 Punkte und nach oben das Rekordhoch bei knapp 23.500 Zählern nicht erreicht werden, betonte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. "Erst an diesen Schwellen dürften die großen Adressen wieder in den Markt kommen oder aus dem Markt gehen und so wieder für eine höhere Volatilität sorgen."

Der Kurs des Euro geriet schon vor Ankündigung der Zollpläne unter Druck. Die Gemeinschaftswährung notierte am späten Abend bei 1,0751 Dollar. Durchwachsene Wirtschaftsnachrichten von einzelnen Ländern der Eurozone hatten sich zuvor kaum ausgewirkt. So trübte sich das Verbrauchervertrauen in Frankreich überraschend leicht ein, und die Wirtschaft Spaniens wuchs am Jahresende 2024 etwas weniger stark als bisher bekannt.

Der Goldpreis hält sich weiter über der runden Marke von 3.000 Dollar. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostete am späten Abend mit 3.018 Dollar etwa so viel wie gestern. Das jüngste Rekordhoch hatte bei 3.057,51 Dollar gelegen.

Die Aussicht auf weitere US-Zöllen und ein knapperes Angebot trieb die Ölpreise weiter an. Am späten Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee 73,19 Dollar, ein Plus von 0,9 Prozent.

Auch die Entwicklung der Ölreserven in den USA stützt die Notierungen. Die Rohölvorräte sanken unerwartet um 3,3 Millionen auf 433,6 Millionen Barrel. Analysten hatten hingegen mit einem Anstieg um 2,0 Millionen Barrel gerechnet.

Einer der gefragtesten Titel im DAX war die Aktie von Siemens Energy. Unterstützend wirkte ein Bericht des Handelsblatts zu den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD. Demnach sollen sogenannte "Back-up-Kraftwerke" schnell kommen. Ein naheliegender Profiteur ist laut Börsianern das Unternehmen Siemens Energy, das solche Kraftwerke nicht nur schlüsselfertig baut, sondern auch Betrieb und Wartung übernehmen kann.

Der VW- und Porsche-Großaktionär Porsche SE schüttet für das vergangene Geschäftsjahr weniger Dividende aus. Je Vorzugsaktie sollen die Aktionäre 1,91 Euro erhalten - nach 2,56 Euro im Vorjahr. Für 2024 musste die Porsche SE hohe Wertberichtigungen auf ihre Beteiligungen an VW und Porsche vornehmen, was zu einem rein buchhalterischen Konzernverlust von 20 Milliarden Euro führte.

Im MDAX gehörte die Renk-Aktie nach einer wechselvollen Sitzung zu den größten Gewinnern. Der erst kürzlich in den Index aufgestiegene Panzergetriebehersteller sieht sich angesichts prall gefüllter Auftragsbücher 2025 auf Kurs zu weiterem Wachstum. Das Unternehmen betonte zudem, der Ausblick berücksichtige noch nicht das Potenzial durch höhere Verteidigungsausgaben in der Europäischen Union.

Die Übernahmespekulationen rund um ProSiebenSat.1 haben sich bewahrheitet. Am Abend kündigte der Großaktionär MediaForEurope (MFE) ein Übernahmeangebot für den Fernsehkonzern an. Die von der Familie des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi dominierte MFE will den gesetzlichen Mindestpreis bieten, der sich aus dem Durchschnittskurs der drei Monate vor dem Gebot errechnet. "Wir glauben, dass ProSiebenSat.1 einen starken Aktionär braucht, der Expertise und Branchenerfahrung bieten kann und damit aktiv zu seinem Wachstumskurs beiträgt", erklärte MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi. MFE hält bereits 29,99 Prozent an ProSiebenSat.1.

Ob das Angebot erfolgreich ist, wird sich noch zeigen. Denn es dürfte unter dem derzeitigen Aktienkurs liegen. Zudem sollen die Aktionäre nur 78 Prozent davon in bar erhalten, 22 Prozent in MFE-A-Aktien. Seit Ende Dezember schwankt die ProSieben-Aktie zwischen 5,04 und 6,80 Euro. Heute hatte sie bei 6,53 Euro geschlossen, damit ist das SDAX-Unternehmen knapp 1,5 Milliarden Euro wert.

Aktien von Douglas erreichten mit 10,33 Euro dagegen einen weiteren Tiefpunkt in ihrer jüngeren Börsengeschichte. Vor einem Jahr waren sie Erstkäufern beim Börsengang mit 26 Euro eingebucht worden - ein Verlust von 60 Prozent. Anlass für das neue Rekordtief war eine negative Analystenstimme: Yashraj Rajani von der UBS strich sein Kursziel um mehr als die Hälfte zusammen auf 11,50 Euro und kassierte seine Kaufempfehlung.

Der Personalvermittler Amadeus Fire streicht seine Dividende zusammen. Der Nettogewinn nach Anteilen Dritter ging im abgelaufenen Jahr um 19 Prozent auf 32,6 Millionen Euro zurück, teilte das SDAX-Unternehmen am Abend mit. Um wie gewöhnlich zwei Drittel davon an die Aktionäre weiterzureichen, werde die Dividende ebenfalls um 19 Prozent auf 4,03 (2023: 5,00) Euro je Aktie gekürzt. Der Umsatz war nur um ein Prozent auf 436,9 Millionen Euro zurückgegangen. Das Kerngeschäft mit der Personalvermittlung und Zeitarbeit sei jedoch weniger rentabel gewesen. Dazu hätten Investitionen in die digitale Transformation den Gewinn belastet, erklärte Amadeus Fire. Auch für das laufende Jahr bleibt der Vorstand skeptisch, wie er bereits vergangene Woche angekündigt hatte.

Der chinesische Elektroautobauer BYD will seine Auslandsexpansion vorantreiben. Zudem will er Zölle durch lokale Produktionen umgehen. BYD plane den Fahrzeugabsatz außerhalb der Volksrepublik auf über 800.000 zu verdoppeln, kündigte Konzernchef und BYD-Gründer Wang Chuanfu vor Analysten an. Einen deutlichen Anstieg von Marktanteilen erwarte er in Großbritannien, das für chinesische Produkte sehr offen sei.

Amazon hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr über 15 Millionen gefälschte Produkte aus dem Verkehr gezogen. Das waren mehr als doppelt so viele wie 2023. Der Leiter von Amazons Abteilung zur Bekämpfung von Fälschungskriminalität, Kebharu Smith, erklärt den Anstieg unter anderem mit der besseren Erkennung in Verteilzentren sowie mit Aktionen in Ländern, in denen die Artikel produziert werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 26. März 2025 um 09:05 Uhr.