Donald Trump im Gespräch mit einem Börsenhändler bei einem Besuch der New York Stock Exchange im Dezember 2024.
marktbericht

DAX nimmt Kurs auf 22.000 Punkte Trump mit katastrophaler Börsen-Bilanz

Stand: 23.04.2025 12:33 Uhr

Nach versöhnlichen Tönen von US-Präsident Trump gegenüber China und der Fed zünden die Aktienmärkte ein Kursfeuerwerk. Doch die Börsenbilanz der ersten Tage der zweiten Amtszeit fällt verheerend aus.

Sanftere Töne von US-Präsident Donald Trump treiben zur Wochenmitte die Kurse an den internationalen Aktienmärkten. Nach seinen wiederholten persönlichen Angriffen gegen Fed-Chef Jerome Powell erklärte Trump nun, er habe "nicht die Absicht", Powell zu entlassen. Zudem stellte er China niedrigere Zollsätze in Aussicht. Die chinesische Regierung zeigte sich umgehend bereit für Verhandlungen.

Der DAX zündet daraufhin ein kleines Kursfeuerwerk und zieht im Laufe des Vormittags bis zu 3,2 Prozent auf 21.977 Punkte an. Der deutsche Leitindex setzt damit seine V-förmige Erholung seit dem Crash-Tief vom "Panic Monday" am 4. April auf 18.489 Punkte fort. Das Gros seines Kurssturzes hat der DAX bereits wieder wettmachen können, das nächste Kursziel ist nun die runde Marke von 22.000 Punkten.

Nach der Kehrtwende Trumps in Sachen China und Fed verstärkt sich für Anleger und Marktbeobachter der Eindruck, dass der US-Präsident sehr wohl die Börsenreaktionen auf seine Einlassungen beobachtet - und offenbar bereit ist, von seiner einst strikten Haltung abzuweichen nach dem Motto: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?

Entsprechend steigt nun wieder die Risikolust an den Märkten; selbst US-Aktien sind gefragt. Die US-Futures deuten auf einen starken Handelsauftakt an der Wall Street hin. Der Future auf den Leitindex Dow Jones gewinnt zur Stunde 1,6 Prozent, der Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 zieht um 2,4 Prozent an.

Eine erste Bilanz von Trump an den US-Aktienmärkten fällt dennoch verheerend aus. "In seiner zweiten Regentschaft weist Trump die schlechteste Börsenentwicklung seit dem Jahr 1900 auf", betont IG-Marktexperte Christian Henke. "In der ewigen Tabelle ist Donald Trump auf dem letzten Platz zu finden. Der S&P 500 verlor in den ersten 100 Tagen rund 14 Prozent an Wert." Zum Vergleich: Trumps Vorgänger Biden konnte im gleichen Zeitraum ein Plus von mehr als zehn Prozent vorweisen.

Dabei liegt der Grund für die katastrophale Börsenbilanz Trumps nicht allein in den deutlich gesunken Wachstumsperspektiven für die USA. Seit seiner Amtseinführung am 20. Januar hat Trump zugleich die wohl wichtigste Währung verspielt, die die Vereinigten Staaten bis dato an den internationalen Finanzmärkten innehatten: Vertrauen.

Insbesondere seine erratische Zollpolitik führte zeitweise zu einem "Sell America"-Szenario an den Börsen: US-Aktien, US-Staatsanleihen und der Dollar gerieten simultan unter Druck, Beobachter sprachen von einer "toxischen Kombination". Mit seinen Angriffen auf Fed-Chef Powell stellte Trump gar die Unabhängigkeit der US-Notenbank in Frage.

Auch wenn die Märkte zur Wochenmitte nun mit großer Erleichterung auf die erneute Kehrtwende des US-Präsidenten in Sachen China-Zölle und Fed reagieren: Es bleibt abzuwarten, ob die Anleger, die heute ins Risiko gehen, für ihren Mut auch mittel- und langfristig belohnt werden.

"Die Anleger werden wohl weiterhin mit der Wankelmütigkeit des US-Präsidenten leben müssen. Der jüngste Schuss aus der Hüfte dürfte auch nicht der letzte gewesen sein", meint IG-Experte Henke.

Negative Nachrichten kamen derweil am Vormittag von der deutschen Wirtschaft: Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft mit Industrie und Dienstleistern sank stärker als erwartet auf 49,7 Punkte von 51,3 Zählern im März, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Mittwoch zu seiner monatlichen Befragung von Einkaufsmanagern mitteilte.

Das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer fiel damit auf ein Vier-Monatstief und liegt nun wieder unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Die deutsche Wirtschaft sei angesichts von Sorgen über Zölle und die Unsicherheit der Geschäftsaussichten wieder in den rezessiven Bereich gerutscht, hieß es. Dessen ungeachtet steigt der Euro zur Mittagszeit um 0,8 Prozent auf 1,1441 Dollar.

Am Rohstoffmarkt macht sich die nachlassende Risikoaversion der Anleger deutlich bemerkbar. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich am Mittag um 1,0 Prozent auf 68,11 Dollar je Barrel (159 Liter).

Der sichere Hafen Gold ist dagegen zur Wochenmitte nicht gefragt. Das Edelmetall stoppt seinen Höhenflug und verbilligt sich um 0,6 Prozent auf 3.317 Dollar je Feinunze, nachdem es gestern noch ein Allzeithoch von 3.500 Dollar erreicht hatte. Die US-Investmentbank JP Morgan rechnet damit, dass der Preis im nächsten Jahr die Schallmauer von 4.000 Dollar knacken wird.

Im DAX ist die SAP-Aktie mit einem Plus von rund zehn Prozent zur Mittagszeit der mit Abstand größte Gewinner. Europas größter Softwarehersteller hat im ersten Quartal von seinem großen Stellenabbau aus dem Vorjahr profitiert. Das operative Ergebnis stieg um 60 Prozent auf 2,46 Milliarden Euro - und damit deutlicher stärker als von Analysten erwartet. Analyst Charles Brennan vom Investmenthaus Jefferies sprach von "ermutigenden" Ergebnissen nach der jüngsten Kursschwäche.

In der ostchinesischen Metropole Shanghai stellen von heute an Hunderte Firmen aus der Autobranche ihre neuen Produkte aus. Dabei werden auch große deutsche Konzerne wie Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz ihre neuen Autos präsentieren. Die Automesse in China zählt mittlerweile zu den wichtigsten Branchentreffen. Die Volksrepublik ist der größte Automarkt der Welt.

Continental-Autozuliefer-Sparte geht als Aumovio an die Börse

Die abgespaltene Autozuliefer-Sparte von Continental soll unter dem Kunstnamen Aumovio im September an die Börse gebracht werden. Continental beschäftigt in der Autozuliefersparte 92.000 Menschen und erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 19,4 Milliarden Euro. Hinter Aumovio stecken Traditionsmarken wie Teves und VDO.

Die Abwicklung des Thailand-Geschäfts kommt bei den Anlegern von Delivery Hero positiv an. Für die Aktien des Essenslieferdienstes geht es überdurchschnittlich stark nach oben. Das Unternehmen teilte mit, die Asien-Tochter Foodpanda werde den Betrieb in Thailand zum 23. Mai 2025 einstellen. Delivery Hero zieht sich damit weiter aus unattraktiven Märkten zurück.

Im Skandal um manipulierte Diesel-Abgasanlagen hat die deutsche Justiz gegen einen weiteren Autohersteller eine Millionenbuße verhängt. Nach Opel hat auch das koreanische Unternehmen Hyundai 58,5 Millionen Euro zahlen müssen, berichtet die Staatsanwaltschaft Frankfurt. Die Koreaner hatten unter ihren Marken Hyundai und Kia in Deutschland rund 90.000 Autos mit manipulierten Abgasanlagen verkauft.

Tech-Milliardär Elon Musk leitet den Rückzug aus Washington ein. Ab Mai werde er "erheblich" weniger Zeit als Kostensenker von Präsident Donald Trump im Regierungsapparat verbringen, sagte der Tesla-Chef. Stattdessen werde es sich wieder mehr um die Belange des Elektroauto-Herstellers kümmern. Tesla hatte zuvor einen Gewinneinbruch für das vergangene Quartal gemeldet. Tesla verdiente unterm Strich 409 Millionen Dollar und damit 71 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Die Pharmakonzerne Novartis und Sanofi fordern höhere Arzneimittelpreise in Europa. "In der neuen Weltlage kann das europäische Pharmamodell, in Europa zu produzieren und in die USA zu exportieren, nicht fortbestehen", hieß es in einem in der Financial Times veröffentlichten offenen Brief von Novartis-Chef Vas Narasimhan und Sanofi-CEO Paul Hudson.

Eine starke Nachfrage in China nach Säuglingsnahrung und medizinischen Ernährungsprodukten hat Danone zum Jahresauftakt Auftrieb gegeben. Der französische Lebensmittelhersteller mit seinen Marken wie Evian oder Activia Joghurt verzeichnete im ersten Quartal ein Umsatzplus von 4,3 Prozent auf 6,84 Milliarden Euro - Analysten hatten mit weniger gerechnet.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 23. April 2025 um 10:00 Uhr.