Bundestagswahl 2025
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Zahlen zur Bundestagswahl Historisches, Triumphe - und Pleiten
Das Gesamtergebnis der Bundestagswahl ist das eine. Aber dann gab es noch schier unendlich viele weitere Entscheidungen - manchmal sogar Dramen - zum Beispiel in den Wahlkreisen. Was war auffällig, was sogar historisch?
Die Bundesebene
Gleich drei der größeren Parteien hatten bei dieser Wahl Rekordergebnisse - positive und negative.
Die AfD schnitt bei ihrer vierten Bundestagswahl so gut ab wie noch nie: Sie erreichte laut vorläufigem Ergebnis 20,8 Prozent. Das war mehr als eine Verdoppelung ihres 2021er Resultats. Dieses 10,5-Punkte-Plus ist das zweitgrößte in der Bundestagswahlgeschichte - nach dem 1953er-Ergebnis der Union (plus 14,2 Punkte).
Auch wenn der Begriff "historisch" manchmal überstrapaziert wird - die 16,4 Prozent der SPD sind es. Ihr bislang schlechtestes Ergebnis - 20,5 Prozent im Jahr 2017 - war noch klar besser. Noch nie verlor eine zuvor stärkste Partei so stark wie diesmal die SPD - nämlich 9,3 Punkte. Und nur einmal verlor die SPD heftiger: 2009 mit 11,2 Punkten.
Für die FDP war die Wahl ebenfalls ein Desaster. Die 4,3 Prozent sind ihr schwächstes Ergebnis seit 1949. Sie schafft erst zum zweiten Mal nach 2013 den Einzug in den Bundestag nicht mehr.
Ein erfreulicher Rekord kam hingegen möglicherweise überraschend: Mit 82,5 Prozent war die Wahlbeteiligung so hoch wie noch nie nach der Wiedervereinigung.
Auch bei anderen Parteien gab es historisch bemerkenswerte Resultate - wenn auch keine Rekorde:
Auch wenn die Union mit deutlichen Zugewinnen klar stärkste Kraft wurde, über alle 21 Bundestagswahlen betrachtet war ihr Ergebnis das zweitschlechteste. Nur 2021 war sie mit 24,1 Prozent schlechter. Selbst 1949, als das Parteiensystem sich gerade entwickelte, war sie auf 31 Prozent gekommen. Ihre 28,5 Prozent sind auch das zweitschlechteste Ergebnis einer stärksten Kraft - schlechter war nur die SPD 2021. Immerhin: Bei den bislang 21 Bundestagswahlen wurde die Union dieses Mal zum 17. Mal Nummer eins.
Die Grünen haben zwar einen eher enttäuschenden Wahltag hinter sich. Aber das gestrige ist ihr zweitbestes Ergebnis nach 2021, als sie 14,8 Prozent erreichten.
Das Ergebnis der Linkspartei gilt als der Überraschungserfolg - vor wenigen Monaten schien ihre Lage noch aussichtslos zu sein. Aber 2009 (11,9 Prozent) und 2017 (9,2 Prozent) war sie doch noch stärker.
Die Landesebene
SPD-Topwerte: Bremen 23,1; Niedersachsen 23,0; Hamburg 22,7 - Flop: Sachsen 8,5; Thüringen 8,8; Sachsen-Anhalt 11,0 (alle in Prozent)
Unions-Topwerte: Bayern 37,2; Baden-Württemberg 31,6; Rheinland-Pfalz 30,6 - Flop: Mecklenburg-Vorpommern 17,8 Prozent; Brandenburg 18,1; Berlin 18,3 (alle in Prozent)
Grünen-Topwerte: Hamburg 19,3; Berlin 16,8; Bremen 15,6; Flop: Thüringen 4,2; Sachsen-Anhalt 4,4; Mecklenburg-Vorpommern 5,4 (alle in Prozent)
Linken-Topwerte: Berlin 19,9; Thüringen 15,2; Bremen 14,8 - Flops: Bayern 5,7; Rheinland-Pfalz 6,5; Baden-Württemberg 6,8 (alle in Prozent)
FDP-Topwerte: Baden-Württemberg 5,6; Hessen 5,0; Schleswig-Holstein 4,7 - Flops: Thüringen 2,8; Sachsen-Anhalt 3,1; Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg 3,2 (alle in Prozent)
AfD-Topwerte: Thüringen 38,6 Prozent; Sachsen 37,3; Sachsen-Anhalt 37,1 - Flops: Hamburg 10,9; Bremen 15,1; Berlin 15,2 (alle in Prozent)
BSW-Topwerte: Sachsen-Anhalt 11,2; Brandenburg 10,7; Mecklenburg-Vorpommern 10,6 - Flops: Bayern 3,1; Schleswig-Holstein 3,4; Niedersachsen 3,8 (alle in Prozent)
Die Wahlkreisebene
Das höchstrangig besetze Duell gab es in "Potsdam - Potsdam-Mittelmark II - Teltow-Fläming II" - eine Wiederholung von 2021: Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Wie 2021 holte Scholz den Erststimmensieg, diesmal mit 21,8 Prozent. Das ist allerdings das schlechteste Erststimmenergebnis, mit dem jemand ein Direktmandat bekam. Baerbock landete mit 15,9 Prozent auf Platz vier. Der Wahlkreis ist der einzige in Brandenburg, den die SPD gewann - die anderen gingen an die AfD.
Die SPD-Chefs Lars Klingbeil und Saskia Esken hatten in ihren Wahlkreisen "Rotenburg I - Heidekreis" und "Calw" sehr unterschiedliche Ergebnisse. Klingbeil verteidigte sein Direktmandat mit 42,1 Prozent der Erstimmen - das waren sehr deutliche 17,3 Punkte mehr, als die SPD hier Zweitstimmen holte, und es war das beste SPD-Erststimmenergebnis überhaupt. Esken rutschte in der CDU-Hochburg Calw von 17,2 Prozent auf 12,9 Prozent ab.
In der CDU-Bastion Hochsauerlandkreis setzte sich CDU-Kanzlerkandidat und -chef Friedrich Merz erwartet deutlich gegen SPD-Bundestagsfraktionsvize Dirk Wiese durch. Merz bekam 47,7 Prozent - ein Plus von mehr als sieben Punkten. Sein Erstimmenergebnis war das siebtbeste überhaupt und das zweitbeste der Christdemokraten.
Duell der Fraktionschefs in "Köln III": Mit nur 690 Stimmen Vorsprung setzte sich Katharina Dröge (Grüne) sehr knapp gegen Rolf Mützenich (SPD) durch. 2021 hatte Mützenich das Duell noch mit gut 2.500 Stimmen Vorsprung gewonnen.
Niederlage für Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck im Wahlkreis "Flensburg-Schleswig": 2021 hatte er ihn noch mit fast fünf Punkten vor der CDU-Politikerin Petra Nicolaisen gewonnen - diesmal lag sie mit fast vier Punkten vorn.
Christian Lindner chancenlos: Der FDP-Chef landete im Rheinisch-Bergischen Kreis mit nur 4,9 Prozent auf Platz sechs, hinter Kandidatinnen und Kandidaten von CDU, SPD, Grünen, AfD und Linkspartei. Das ist gegenüber 2021 ein Einbruch: Damals hatte er dort noch 16,8 Prozent der Erststimmen bekommen
Im Wahlkreis "Bodensee" landete AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel mit 20,4 Prozent hinter einem CDU-Kandidaten auf Platz zwei. Sie zieht aber über die Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag ein. Ihr Co-Parteichef Tino Chrupalla kam in Görlitz hingegen auf 48,9 Prozent der Erststimmen - mehr als doppelt so viel wie der zweitplatzierte CDU-Kandidat.
Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek kam im nicht als Hochburg ihrer Partei bekannten Osnabrück auf 11,8 Prozent - 2021 waren es noch 4,7 Prozent gewesen. Die "Silberlocken" Dietmar Bartsch, Gregor Gysi und Bodo Ramelow hatten eine durchwachsene Bilanz. Bartsch unterlag in "Rostock - Landkreis Rostock II" knapp einer AfD-Kandidatin, Gysi und Ramelow hingegen siegten ungefährdet in "Berlin-Treptow-Köpenick" beziehungsweise in "Erfurt-Weimar-Weimarer Land II".
Das stärkste Erststimmenergebnis hatte CSU-Vize Dorothee Bär im Wahlkreis "Bad Kissingen" mit 50,5 Prozent. Danach kommen ihre Parteifreundin Emmi Zeulner mit 49,3 Prozent (Kulmbach) und der AfD-Politiker Steffen Janich mit 49,1 Prozent im Wahlkreis "Sächsische Schweiz-Osterzgebirge".
Größter Erststimmenvorsprung: Hier liegt - wie schon beim besten Erststimmenergebnis - die CSU-Vizechefin Bär in Bad Kissingen vorn: mit nicht weniger als 36 Prozentpunkten. Den prozentual knappsten Erststimmenvorsprung mit jeweils nicht mehr als 0,1 Prozent haben wiederum Moritz Heiberger in "Berlin-Tempelhof-Schöneberg" und Simone Fischer von den Grünen in "Stuttgart I". Insgesamt lagen 13 Erststimmensiegerinnen oder -sieger um weniger als einen Prozentpunkt vor der oder dem Zweitplatzierten.
23 Erststimmensiegerinnen und -sieger wiederum werden wegen des neuen Wahlrechts nicht in den Bundestag einziehen. Dies betrifft in 18 Fällen die Union, in vier Fälle die AfD und einmal die SPD.
Mit dem besten Erststimmenergebnis an einem Direktmandat vorbei schrammte der CDU-Politiker Moritz Oppelt im Wahlkreis Rhein-Neckar. Er bekam 34,4 Prozent - das reichte wegen des starken Abschneidens seines baden-württembergischen Landesverbands nicht. Auf Platz zwei landete Stefan Glaser aus dem ebenfalls baden-württembergischen Wahlkreis "Lörrach-Müllheim" mit 33,2 Prozent. Die Erststimmensiegerin ohne Direktmandat mit dem schwächsten Ergebnis waren Melis Sekmen von der CDU (24,7 Prozent in Mannheim). Sie war 2024 als Bundestagsabgeordnete von den Grünen zur CDU gewechselt.
Bei der Wahlbeteiligung gab es die Spitzenwerte in München-Land (88,1 Prozent) Köln II (88,8 Prozent) und Starnberg - Landsberg am Lech (87,7 Prozent). Die schlechtesten Werte gab es in Duisburg II (73,5), Bremen II - Bremerhaven (73,9) und Gelsenkirchen (74,5).